Päpste der Katakomben Heiliger Marcellus

Zur Zeit der Päpste der Katakomben Ein verurteilter Christ zeigt mit der Hand zum Himmel

Die Päpste der Katakomben

Heiliger Marcellus (regierte von 308-309)

Vier Jahre blieb infolge der unsäglichen Verwirrungen, die nach dem Tode des hl. Marcellinus im römischen Reich eintraten, der päpstliche Stuhl unbesetzt. Diokletian legte im Jahre 305 die Kaiserwürde nieder, nachdem er Ströme von Christenblut vergossen, so daß er als der „Vernichter des christlichen Namens“ gefeiert wurde. Die Inschrift zweier Denksäulen die diesem grausamen Schlächter der Christen errichtet wurden, sind bekannt. „Diokletian, Jupiters Sohn und Maximianus Herkuleus erweiterten die Grenzen des Reiches im Osten und Westen und vertilgten den Namen der Christen, der Feinde des Staates“. So lautet die Inschrift der einen Säule; die der anderen: „Diokletian Cäsar Augustus, hat den Galerius im Orient adoptiert, den christlichen Aberglauben überall ausgerottet.“ So jubelten die Heiden und nach weniger als einem Jahrzehnt strahlt das Kreuz auf dem römischen Kriegsbanner! Ob Diokletian die Furien des Gewissens und die Erfolglosigkeit seines Planes, das Christentum gänzlich auszurotten, zur Abdankung veranlaßt haben? Auch seinen Mitkaiser Maximian zwang er zur Abdankung. Diesen aber reute bald der Schritt und er trat vom neuen als Kaiser auf, wie sein Sohn Maxentius. Da er an seiner und Maximians Stelle Diokletian zwei andere Kaiser ernannt hatte, so kam es, daß Rom nun sechs Kaiser besaß, die sich gegenseitig bekämpften. Alle waren Verfolger der Christen mit Ausnahme des Konstantius und seines Sohnes Konstantin, der nach dem Tod des Vaters (306) diesem in Mut und Gesinnung folgte. Als im Jahre 308 die Lage in Rom sich etwas ruhiger gestaltet hatte, wurde Marcellus, ein Römer von Geburt, zum Papst erwählt. Da infolge der grausamen Verfolgung und der langen Erledigung des heiligen Stuhles die geordnete kirchliche Wirksamkeit aufgelöst worden war und mancherlei Verwirrung herrschte, trat Marcellus sofort ordnend und organisierend auf. Er teilte die Stadt in 25 Bezirke als Pfarrsprengel ein, in welchen die Katechumenen und die Büßer für die Taufe und die Wiederaufnahme in die Kirche vorbereitet werden sollten. Zugleich verlangte er von denen, die während der Verfolgung den Göttern geopfert oder die kirchlichen Bücher ausgeliefert hatten, mit allem Nachdruck die öffentliche Buße. Kaiser Maxentius, der zu Rom residierte, trat bald als blutiger Verfolger der Christen in die Fußstapfen seines Vaters Maximian. Marcellus wurde gefangen genommen und endete als Bekenner in der Verbannung. Papst Damasus, ein späterer Nachfolger (366-384), setzte dem edlen Dulder eine ehrende Grabschrift, die noch erhalten ist. In derselben wird er gefeiert als „der Wahrheit-Prediger“, als „der treue Hirt der Seelen“. –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, I. Band, 1907, S. 131 – S. 132

Zur Zeit der Päpste der Katakomben Ein verurteilter Christ hält eine ohnmächtige Christin am Arm, Löwen und Tote

… Die Verfolgung war so heftig, daß die Schriftsteller jener Zeit erzählen, man habe den Heiligen Stuhl vier Jahre lang gar nicht besetzen können. Jeder, der sich weigerte, Götzenopfer darzubringen, musste sterben. Die heiligen Schriften wurden verbrannt, die Kirchen zerstört, die Christen ihrer Ämter und Würden entsetzt und als rechtlos behandelt. Endlich erschien der Befehl, alle Christen ohne Rücksicht auf Stand und Alter zu ergreifen und durch die Folter zum Abfall zu zwingen. Ein nie gesehenes Blutbad begann. Glaubwürdige Berichte sagen, daß in einem Monat 18000 Christen gemartert wurden. In Nikomedien brachte man viele Christen auf morsche Schiffe, führte sie auf das Meer hinaus, wo alle ertranken. Stolze Krieger, zarte Jungfrauen, Kinder und Greise erlitten freudig den Tod.

Unter der Regierung des heiligen Marcellus, der am 27. Mai oder 26. Juni des Jahres 308 den päpstlichen Thron bestieg, erneuerten sich in Rom noch einmal die Streitigkeiten über die Behandlung der abgefallenen Christen. Auch dieser Papst wurde wegen seines Verhaltens gegen die Reumütigen getadelt; Marcellus schien zu streng und wurde darum von Maxentius, dem Sohn des Herculeius, in die Verbannung geschickt, wo er auch starb, wie seine Grabschrift sagt. Der Ort der Verbannung ist unbekannt. Sein Leib wurde bald nach Rom zurück gebracht und in der Grabkammer der heiligen Priscilla beigesetzt. Über seinem Grab wurde eine Kirche erbaut. Auch Papst Marcellus widmete den Katakomben große Aufmerksamkeit, sorgte für Überwachung und Erhaltung derselben durch die Geistlichen und ließ neue errichten, besonders jene rechts an der salarischen Straße in Rom, gegenüber derjenigen der heiligen Priscilla… –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 59

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