Das Pontifikat von Viktor III. (1087)

Der Papst trägt das Kreuz Christi, von Christus glorreich empfangen; es zeigt das Leiden der Päpste und zugleich der Kirche

Die Päpste und das hl. Grab in Jerusalem

Das Pontifikat von Viktor III. (regierte 1087)

Dem Leibe nach hatte der heilige Gregor dieses Jammertal im Jahr 1085 verlassen. Aber sein Geist schien auf der Erde zurückgeblieben zu sein und in seinem Nachfolger fortzuleben. Sein vertrautester Freund und Mitarbeiter in seinen zahllosen Kämpfen, der edle und fromme Abt Desiderius aus Monte Cassino bestieg am 9. Mai des Jahres 1087 nach fast zweijähriger Erledigung des päpstlichen Stuhls (1) unter dem Namen Viktor III. den Heiligen Stuhl und wurde in der Kirche der heiligen Lucia als Papst ausgerufen.

Die Weigerung, die Papstwahl anzunehmen

(1) Gregor VII., dessen Sache er mit unerschütterlichem Mut vertrat, schlug ihn, wie vielfach berichtet wird, an erster Stelle zu seinem Nachfolger vor. Gleich nach dem Tode dieses Papstes traf Desiderius die Anordnungen für die Neuwahl, weigerte sich aber mit aller Entschiedenheit, die päpstliche Würde anzunehmen und riet einen anderen aus den von Gregor Vorgeschlagenen zu wählen. Da sich die Wähler dazu nicht herbei ließen und Desiderius seinen Widerstand nicht aufgab, verstrich beinahe ein ganzes Jahr, während dessen die Macht des Gegenpapstes Guibert sich hob und die Verwirrung in der Kirche noch größer wurde.

Um Ostern 1086 kamen die Kardinäle in Rom zusammen, nötigten den Widerstrebenden fast mit Gewalt zur Annahme der Wahl und riefen ihn in der Kirche der hl. Lucia als Viktor III. aus. (aus: P. Andreas Hamerle, Geschichte der Päpste, II. Band, 1907, S. 358 – S. 359)

Die Verdienste des Benediktinerabtes Desiderius

Desiderius stammte aus dem Geschlecht der Fürsten von Benevent und war in seiner Jugend gegen den Willen seiner Eltern, die ihn für einen anderen Beruf bestimmt hatten, ins Kloster gegangen. Dort hatte er sich ganz im Geist der heiligen Kirche herangebildet. Im Jahr 1057 wurde Desiderius zum Abt des Benediktinerklosters Monte Cassino erwählt. Er war es auch, welcher das Bündnis Papst Gregor VII. mit dem Normannenherzog Robert Guiscard bewirkte. (2)

(2) Nikolaus II. ernannte ihn zum Kardinal und zu seinem Vikar in Unteritalien. In dieser Eigenschaft arbeitete er unermüdlich und erfolgreich an der kirchlichen Reform. Durch den Glanz seiner Tugenden stand er in so hohem Ansehen, dass er der Erzengel der Mönche genannt wurde. Das Kloster und die Kirche von Monte Cassino baute er von Grund aus neu auf. Das herrliche Gotteshaus, zu dessen Ausschmückung Desiderius Künstler selbst aus Konstantinopel kommen ließ, wurde von Alexander II. in Gegenwart von 13 Erzbischöfen, 43 Bischöfen, 100 Äbten, zahlreichen Fürsten und einer unermesslichen Volksmenge 1077 feierlich eingeweiht. (Hamerle, a.a.O., S. 358)

Als Papst regierte Viktor III. mit Mut und Tatkraft

Sobald Desiderius als Papst Viktor III. den Heiligen Stuhl bestiegen hatte, regierte er mit Mut und Kraft. Schon vier Tage nach seiner Wahl musste der neue Papst vor dem Gegenpapst Wibert von Ravenna Rom verlassen und zog sich wieder in sein Kloster Monte Cassino zurück. Die Normannen errangen aber noch im Mai die Peterskirche für den Papst, der aber noch einmal dem Gegenpapst weichen musste. (3)

(3) Nach einigen Tagen verließ er jedoch Rom, legte die päpstlichen Insignien ab und kehrte nach Monte Cassino zurück. Da er aber sah, dass einige Ehrgeizige zum Schaden der Kirche selbst nach der Tiara strebten und ihn deshalb verunglimpften, gab er dem Drängen der auf einer Synode von Capua versammelten Väter nach, ließ sich von den Normannen nach Rom führen, wo er nach Eroberung der vom Gegenpapst besetzten Peterskirche daselbst geweiht und inthronisiert wurde. (Hamerle, a.a.O., S. 358)

Die Synode von Capua und Benevent

Er verbot in der Kirchenversammlung zu Capua und Benevent im August des Jahres 1087, kirchliche Würden und Ämter von einem weltlichen Fürsten anzunehmen und erneuerte alle Bestimmungen seines hochseligen berühmten Vorgängers Gregor VII. (4)

(4) Obschon um diese Zeit die Partei des Kaisers und des Gegenpapstes im Steigen begriffen war und die Anhänger Viktors sich lichteten, hielt dieser furchtlos eine Synode in Benevent ab, auf welcher er den Bann gegen Guibert und das Dekret erneuerte, dass kein Geistlicher aus der Hand eines Laien ein Kirchenamt annehmen und kein Laie unter der Strafe der Exkommunikation die Investitur erteilen dürfe. Ebenso verbot er den Laien die Kommunion aus den Händen jener Geistlichen zu empfangen, welche Anhänger des gebannten Königs Heinrich IV. wären. (Hamerle, a.a.O., S. 358)

Der Kampf gegen die Sarazenen in Afrika

Außerdem rüstete er noch im Jahr 1087 ein Kreuzheer aus und schickte es nach Afrika. Dieses zwang den Sultan von Tunis, alle gefangenen Christen herauszugeben und eine jährliche Abgabe an den Papst zu zahlen. (5)

(5) Da die Sarazenen aus Afrika, wie sonst so oft, auch jüngst die Küsten Italiens verheerten, so betrieb er, wiewohl schon krank, die Ausrüstung eines bedeutenden Heeres aus allen Völkerschichten Italiens, besonders aus Pisanern und Genuesen. Unter der Fahne des hl. Petrus zog es nach Tunis, eroberte zwei stark befestigte Städte, schlug eine ungeheure feindliche Armee und zwang den Sultan zur Auslieferung aller christlichen Gefangenen und zur Entrichtung eines Tributes an den heiligen Stuhl.

Um die Bedrückungen der Pilger, die die heiligen Stätten besuchten, zu mildern, schrieb der Papst an den Kaiser Alexius, ihn bittend, er möge den Beamten befehlen, von den Wallfahrern keine Abgaben abzufordern.

Der Tod von Papst Viktor III.

„Ab und zu“, schreibt Gregorovius, „sehen wir Viktor III. in seiner kurzen Laufbahn als Papst in seinem geliebten Kloster Monte Cassino, um das er wie ein Vogel, den man aus seinem Nest vertrieben, sehnsuchtsvoll zu kreisen schien.“ So begab er sich nach der Synode von Benevent im Gefühl seines baldigen Endes wieder dorthin und starb daselbst am 16. September 1087, nachdem er noch den Bischof von Ostia zu seinem Nachfolger empfohlen hatte. Dort fand er seine Grabstätte und wird als Seliger verehrt. (Hamerle, a.a.O., S. 359)

Schon längst kränklich fiel der Papst in Benevent in ein schweres Fieber und kehrte schnell nach dem Kloster Monte Cassino zurück, wo er am 16. September des Jahres 1087 starb. Die Benediktiner feiern diesen Papst als einen Seligen. Noch auf dem Totenbett hatte der Papst den Kardinälen den Kardinalbischof Otto von Ostia als Nachfolger empfohlen. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 423

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