Die Päpste der Katakomben
Der heilige Papst Eleutherius (regierte von 176-190)
Der heilige Papst Eleutherius, ein Grieche von Geburt, aus Nikopolis in Epirus, und schon Diakon des Papstes Anicet. Er zierte den päpstlichen Thron durch seine Tugenden zu einer Zeit, in der Kaiser Commodus den weltlichen Thron durch unerhörte Laster schändete.
In den ersten Jahren der Regierung unseres Papstes kamen Boten aus dem fernen England mit der Bitte des Königs Lucius um Glaubensboten aus Rom. Der heilige Papst schickte mit einem eigenen Schreiben dahin zwei Priester, Fugatius und Damianus, die den König tauften und viele Heiden bekehrten.
Auch die Kirche zu Lyon in Frankreich schickte den heiligen Irenäus an den Papst mit einem ausführlichen Schreiben über die dort wütenden Verfolgungen. Auch diesem antwortete der Papst in einem liebevollen Schreiben. Eben dieser heilige Irenäus schrieb unter der Regierung des Papstes Eleutherius sein Werk in fünf Büchern zur Widerlegung der Irrlehren. Für uns sind seine Schriften besonders auch deswegen wertvoll, weil in ihnen die römische Kirche wiederholt als die Hüterin des wahren Glaubens und der apostolischen Überlieferung gepriesen wird.
Es ist nicht ganz sicher, ob Papst Eleutherius die Palme eines Märtyrers errungen hat, oder ob er nach seiner fünfzehnjährigen, äußerst gefahrvollen Regierung eines ruhigen Todes gestorben ist. Wir verehren in ihm einen heiligen Märtyrer und mit Recht, denn sicher ist es, dass er in den Zeiten des Kaisers Commodus monatelang unter Mühen und Entbehrungen unterirdische Räume bewohnen musste, um den Nachstellungen der Heiden zu entgehen und sich seiner Herde zu erhalten. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 42
Während der Kaiser Mark Aurel bis zu seinem Tode die Christen verfolgte und die Zahl der Gläubigen durch den Martertod zu vermindern suchte, hatte dieser Papst den Trost, neue Völkerschaften sich der Kirche anschließen zu sehen. König Lucius aus Britannien, dem heutigen England, schickte, wie das Papstbuch und der ehrwürdige Beda berichtet, eine feierliche Gesandtschaft an Eleutherius mit dem Ersuchen um Missionare für den Unterricht im Glauben und die Ausspendung der heiligen Geheimnisse.
Mit Freuden wurden die gesandten des Fürsten aufgenommen und einige Priester nach der Insel abgeschickt. Diese predigten den Glauben mit solchem Erfolg, dass er sich von dem den Römern unterworfenen Teil Englands bald auch nach den nördlichen Gegenden verbreitet haben muss. Wenige Jahre nachher schreibt nämlich Tertullian, dass bisher den Römern unzugängliche Gegenden Britanniens dem Christentum huldigen. In die Zeit des Papstes Eleutherius setzt Eusebius in seiner Kirchengeschichte das Auftreten des Montanus, des Urhebers der nach ihm benannten Irrlehre der Montanisten.
Montanus war ein Götzenpriester in Phrygien und wurde Christ. Da er aber die angestrebten kirchlichen Würden nicht erhielt, so trieb ihn sein Ehrgeiz auf Abwege. Er wollte auch die Kirche reformieren, sie war ihm nicht streng genug. Er lehrte unter anderem, dass den Sündern, welche große Verbrechen, wie Abfall, Mord und Unzucht begangen haben, für immer Buße und Wiederaufnahme in die Kirchen-Gemeinschaft zu verweigern sei, dass die zweite Ehe zu verwerfen sei, dass man in der Verfolgung sich nicht durch die Flucht retten dürfe, dass der Putz der Frauen teuflische Pracht, die Beschäftigung mit den schönen Wissenschaften und Künsten eines Christen unwürdig sei.
Diese Lehre suchte man auch in Gallien zu verbreiten. Daher schrieben die Märtyrer noch aus dem Gefängnis Briefe an den Papst Eleutherius in dieser Angelegenheit, da ihnen bekannt war, dass alle Kirchen der Welt mit der römischen übereinstimmen müssen. Diese Briefe überbrachte zugleich mit dem Schreiben der Kirchen von Lyon und Vienne erst nach dem glorreichen Tode der gefangenen Christen Irenäus, welcher an der Stelle des heiligen Märtyrers Pothius Bischof von Lyon wurde. Die Entscheidung des Papstes Eleutherius ist nicht mehr bekannt, wohl aber ist bekannt, dass Rom stets diese übertriebene Strenge zurückwies und verurteilte: Rom hielt immer die goldene Mitte zwischen entsprechender Milde und Strenge ein.
Unter Eleutherius saß auf dem römischen Kaiserthron der Sohn Mark Aurels, Commodus, eine nichtswürdige Kreatur. Er würdigte sich einerseits derart herab, dass er als Tierkämpfer in der Arena – im öffentlichen Theater für Fechtkämpfe – auftrat, anderseits erhob er sich im Größenwahn so weit, dass er sich als Gott auf den Münzen darstellen ließ. Bei dieser Kaiser-Vergötterung ist es nicht zu verwundern, dass in verschiedenen Teilen des Reiches das Blut der Märtyrer floss, so namentlich in Afrika und Kleinasien …
Aus den ersten Jahren der Regierung des Kaisers Commodus ist uns auch der Martertod eines vornehmen Römers Apollonius bekannt. Eine günstige Wendung für die ganze Kirche trat ein, als es der durch ihre Schönheit berühmten Marcia 183 gelang, das Herz des Kaisers zu gewinnen. Sie wurde seine Gattin, obschon sie nicht als ebenbürtig galt.
Erzogen durch den römischen Priester Hyacinth wurde sie selbst Christin und benützte nun ihren Einfluss zugunsten ihrer bedrängten Glaubensgenossen. Marcia erreichte es, dass die Verfolgung aufhörte und dass die zu den Bergwerken auf Sardinien, das wegen seines ungesunden Klimas „die Todesinsel“ genannt wurde, verurteilten Christen Begnadigung erhielten. Infolge der nun eingetretenen Ruhe kam es, dass damals in Rom mehrere vornehme Familien zum Christentum übertraten, und Christen selbst am kaiserlichen Hofe lebten. –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, I. Band, 1907, S. 108 – S. 109
Weitere Informationen siehe auf zeno.org: Stichwort Eleutherius
Bildquellen
- Eleutherius: wikimedia