Papst Benedikt XIV. (1740-1758)

Der Papst trägt das Kreuz Christi, von Christus glorreich empfangen; es zeigt das Leiden der Päpste und zugleich der Kirche

Das Pontifikat von Papst Benedikt XIV. (regierte von 1740 bis 1758)

Papst Benedikt XIV. (1740-1758)

Die Wahl von Kardinal Prosper Lambertini zum Papst

Über sechs Monate berieten sich die Kardinäle nach dem Tod Clemens XII. über einen neuen Papst. Endlich wurde der gewählt, auf den anfangs niemand gedacht hatte. Unter den Wählenden befand sich nämlich Kardinal Prosper Lambertini aus der italienischen Stadt Bologna, der am 31. März des Jahres 1675 geboren war. In der Schule hatte er sich als einer der talentvollsten Jünglinge durch eine ganz ungewöhnliche Fassungsgabe ausgezeichnet. Er liebte vor allen andern Wissenschaften die Gottesgelehrtheit und studierte mit Eifer die kirchliche Rechtswissenschaft. Dabei vernachlässigte er aber die übrigen Studien nicht. Mit dieser gründlichen Ausbildung seiner großen Anlage verband er ein mildes und heiteres Benehmen, unbescholtene Sitten und eine kindliche Frömmigkeit.

Nachdem er seine Studien beendigt hatte, erhielt er verschiedene kirchliche Ehrenämter und stand in Rom mit den gelehrtesten Männern um Verkehr. Man pflegte von ihm zu sagen: „Lambertini hat zwei Seelen, eine für die Wissenschaft und eine für die Gesellschaft.“ Mit Wohlgefallen beobachtete der liebenswürdige Papst Benedikt XIII. die edlen Gaben des jungen Mannes und wollte so glänzende Talente ganz der katholischen Kirche zuwenden. Deswegen ernannte er den jungen Lambertini zuerst zum Erzbischof von Theodosia und Ancona, im Jahr 1728 zum Kardinalpriester und endlich zum Kardinal-Erzbischof von Bologna. Dort lebte dieser bis zum Tode des Papstes dem Wohl seiner Diözese und der Wissenschaft. Schon als Erzbischof und Kardinal hatte er wissenschaftliche Werke von hervorragender Bedeutung geschrieben.

Als am 6. Februar 1740 Papst Clemens starb, musste sich der Kardinal Prosper nach Rom begeben, um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen und dann auch an der Papstwahl sich zu beteiligen. Nachdem die Stimmen lange geschwankt hatten, erhob sich der Kardinal Prosper und sprach zu seinen Brüdern: „Warum so viele Untersuchungen? Wollt ihr einen Heiligen, so nehmt den Kardinal Gotti. Wollt ihr einen Staatsmann, so gebt die Stimmen Aldobrandini. Gefällt euch aber ein gutmütiger Alter, so nehmt mich.“ Das war aber nur ein Scherz, wie ihn Lambertini liebte. (1)

Und wirklich, gegen sein Erwarten, wurde er am 16. August des Jahres 1740 zum Papst gewählt. Wahrscheinlich aus Dankbarkeit gegen seinen hohen Gönner Papst Benedikt XIII. nahm er ebenfalls den Namen Benedikt an.

(1) Im Konklave konnte man sich wieder wegen der Eifersucht der Mächte lange nicht einigen… Er hatte nicht die geringste Aussicht und machte sich selbst keine Hoffnung, weil er im Konklave zu keiner Partei gehörte. Erst nachdem dasselbe bereits 5 Monate resultatlos verlaufen war, wies Kardinal Albani auf Lambertini hin, der nun auch am 16. August gewählt wurde. (aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, III. Band, 1907, S. 591)

Die Verdienste von Benedikt XIV. als Gesetzgeber

Der heilige Vater rechtfertigte seine Wahl auf die glänzendste Weise. Er war als Papst ebenso gewissenhaft fromm, edel und einfach wie bisher. Man zählt Benedikt zu den gelehrtesten Männern, welche je auf dem Stuhl Petri gesessen sind. (2) Jeden Abend ließ der heilige Vater Gelehrte zu sich kommen und jeden Montag berief er eine Versammlung und hielt wissenschaftliche Unterredungen. Während seiner fast achtzehnjährigen Regierung leistete er sehr viel für die Verschönerung des Gottesdienstes. Er ließ mehrere Kirchen Roms teils neu herstellen, wie die Marcelluskirche, teils mit großen Kosten restaurieren. Die Festtage Mariens und der heiligen Apostelfürsten feierte er mit besonderer Pracht.

Im Jahr 1750 wurde das allgemeine Jubiläum in Rom gefeiert, auf welches sich Benedikt selbst mit rührender Andacht vorbereitet hatte. Auch über die Verwaltung des Bußsakraments erließ er mehrere wichtige Anordnungen. Zum Bau der katholischen Hedwigskirche in Berlin gab er im Jahr 1747 mit seinen Kardinälen eine große Summe Geldes. Benedikt errichtete auch mehrere neue Bistümer in Amerika.

(2) Groß steht Benedikt XIV. als Gesetzgeber für die ganze Kirche da. Seine Bullen waren oft gelehrte Abhandlungen, ihr Inhalt legte Zeugnis von seiner Umsicht und Weisheit ab. Auf alle Zweige der kirchlichen Disziplin und des christlichen Lebens erstreckten sich seine Verordnungen. Er verminderte die Festtage, schärfte das Fastengebot ein. Richtete mehrere Bistümer, trat mit allem Nachdruck gegen das Duell und die gemischten Ehen auf, verurteilte mehrere laxe Grundsätze der Moral, gab treffliche Verordnungen und Anweisungen zur würdigen Feier des Gottesdienstes wie der Verwaltung des Bußsakraments und erneuerte 1751 das Verbot des Freimaurer-Ordens. Trotzdem verbreitete sich dieser Bund immer weiter. (Hamerle, S. 593)

Seine Verdienste als Förderer der katholischen Religion

Seine tiefe Demut, seine Wissenschaft, sein lebendiger Glaube, sein unerschütterlicher Eifer in Erfüllung der Berufspflichten, seine Milde und sein Edelmut nötigten selbst die Feinde, wenn nicht ihn zu lieben, so doch zu achten. Die Regierung Papst Benedikt war der letzte Strahl der Freude für seine Kirche, sozusagen ein Palmsonntag, dem die Leidenswoche folgte. Nach dem Tod Benedikts begannen nämlich die Leiden der Päpste, die sich fortsetzten bis auf unsere Tage.

Ein italienischer Geschichtsschreiber schildert uns den heiligen Vater mit folgenden Worten:

„Wegen seiner Güte und Geduld, die irdischen Übel zu ertragen, verdiente er auf dem Heiligen Stuhl zu sitzen. Schon als Kardinal war er wegen seiner Leutseligkeit bekannt, woran auch die päpstliche Würde nicht änderte. Benedikt war ein Papst, wie ihn die Zeit brauchte. Der Unglaube, der sich bereits überall verbreitete, hielt vor einem so liebenswürdigen Papst still. Benedikt war selbst ein Gelehrter und schützte die Gelehrten. Die berühmtesten Männer bildeten seine Umgebung, so dass es in und außer Italien keinen hervorragenden Mann gab, der nicht von diesem Papst Gunstbezeigungen erhalten hätte. In Rom verschönerte er die Kirche Maria Schnee, den Lateran, die heilige Kreuzkirche, die Basilika des heiligen Paulus; er vergrößerte die Spitäler und gründete zahlreiche Schulen.“

Benedikt hatte in all seinen Arbeiten keine andere Absicht, als die Religion zu fördern. Er sorgte für gute Priester, begünstigte alle Vereine, welche die Verteidigung des katholischen Glaubens zu ihrer Aufgabe machten. Missionare schickte seine väterliche Liebe zu den Chinesen (3), Armeniern in Asien, zu den Kopten in Ägypten, zu den Heiden nach Afrika und Amerika.

(3) Nicht minder entschieden trat der Papst gegen die malabarischen und chinesischen Gebräuche auf und verwarf sie als den Aberglauben fördernd und die Reinheit des Glaubens gefährdend. Aus Anlass dieses Verbotes entstand in China eine schwere Christenverfolgung, in welcher 78 Missionare und viele Christen den Martertod erlitten. (Hamerle, S. 594)

siehe: Akkomodationsstreit

Im Jahr 1749 bestätigte Papst Benedikt die Ordensregeln der Redemptoristen und bestimmte den heiligen Alfons von Liguori zum lebenslänglichen Ordensgeneral derselben.

Benedikt XIV. war ein schlechter Politiker

Während der heilige Vater so für die Kirche sorgte, kam er auch den Wünschen der katholischen Fürsten mit Milde und Mäßigung entgegen. (4) Schon im Jahr 1740 hatte er dem König von Portugal und im Jahr 1753 dem König von Spanien das Ernennungsrecht für alle Bistümer und Abteien ihrer Länder verliehen. Dasselbe Ernennungsrecht gewährte er auch dem König von Sizilien über sechsundzwanzig Bistümer.

(4) Die kirchlichen Angelegenheiten suchte Benedikt mit den katholischen Fürsten dahin zu ordnen, dass er, insoweit nicht das Seelenheil der Gläubigen und die unveräußerlichen Rechte der Kirche geschädigt wurden, weitgehendste Nachgiebigkeit an den Tag legte. Er war wohl ein großer Gelehrter, aber ein schlechter Politiker. Mit Sardinien, Neapel, Spanien und Portugal schloss der Papst Vereinbarungen ab, welche diesen Mächten die größten Befugnisse einräumten. Doch ihre Unersättlichkeit war damit nicht gestillt; bald sollten neue Forderungen erhoben und dieselben durch neue Drohungen unterstützt werden. (Hamerle, S. 592f.)

Dann stiftete der heilige Vater Friede zwischen Österreich und Venedig und errichtete zwei Erzbistümer, eines in Görz für Österreich und eines in Undine für die Republik Venedig. (5) Den Fürstabt von Fulda erhob er im Jahr 1752 zum Bischof. Im Jahr 1757 schloss der heilige Vater mit der Kaiserin Maria Theresia einen Vertrag über die Kirchengüter im Herzogtum Mailand. Große Sorge bereiteten dem Papst die Zustünde in Schlesien, das an Preußen gekommen war, wo er den Markgrafen von Brandenburg als König anerkannte.

Für das Wohl seiner eigenen Untertanen im Kirchenstaat sorgte Benedikt durch strenge Gesetze gegen den Wucher und durch Förderung von Handel und Gewerbe. (6) In Ungarn ermunterte und unterstützte er die zur Verteidigung der katholischen Religion gegründete Gesellschaft der Adeligen.

(5) Die Venetianer waren damit unzufrieden und zeigten eine solche Gehässigkeit gegen den Papst, dass sie die Regierungs-Erlaubnis zur Verkündigung aller päpstlichen Erlässe (das Placetum regium) forderten und die Einholung von Dispensen in Rom verboten. (Hamerle, S. 593)

(6) Als Beherrscher des Kirchenstaates war er ernstlich um die Wohlfahrt seiner Untertanen besorgt; er suchte durch Sparsamkeit die Finanzen zu ordnen, den Luxus zu beschränken, Ackerbau und Industrie zu fördern, den Unterricht und die Studien zu heben, die Verwaltung und die Behörden gut zu organisieren und gute Staatsdiener an die geeigneten Posten zu stellen. In Rom selbst stiftete er vier gelehrte Gesellschaften (Akademien) für das Studium der heidnischen und christlichen Altertümer, für Konzilien und kanonisches Recht, für die Kirchengeschichte. (Hamerle, S. 592)

Sein Verdienst für die gründlichsten Vorschriften über die Heiligsprechungen

Ein hohes Verdienst erwarb sich Papst Benedikt, indem er ein Buch herausgab, in welchem er die gründlichsten Vorschriften über die Heiligsprechungen gab. Man erzählt sich dazu folgende Geschichte:

„Ein sehr gelehrter englischer Protestant kam einmal zu ihm und tadelte es, dass man in der katholischen Kirche so leichthin ‚Heilige mache‘. Der Kardinal und nachmalige Papst Benedikt wurde über diesen Vorwurf keineswegs unwillig. Vielmehr gab er dem gelehrten Protestanten die Akten mehrerer Heiligsprechungs-Prozesse zum Durchlesen.

Der Gelehrte las sie mit allem Fleiß. Als er nun daraus ersah, wie viele Wunder am Grab derer, die heilig gesprochen werden sollten, geschehen waren, und durch wie viele Zeugen sie eidlich bestätigt waren, rief er aus: „Ich bin von meinem Vorurteil geheilt und weiß jetzt, dass der Papst nicht leichtsinnig handelt, wenn er diese Männer, von denen hier die Rede ist, für heilig erklärt!“ „Und doch“, entgegnete der Kardinal, „wird von diesen hier keiner heilig gesprochen, weil uns die Beweise nicht genügen.“

Der heilige Vater teilte eigenhändig den Armen die Almosen aus, um sich zu verdemütigen und die Armen zu ehren, wusch im Jubeljahr oft Pilgern die Füße, sorgte für die Bürger der Stadt, so dass sie nicht den Wucherern in die Hände fielen; er ließ hingegen seinen Bruder, der in Bologna Beamter war, nicht ein einziges Mal nach Rom kommen, so dass man von ihm sagte, es haben ihn seine Verwandten nicht einmal in den päpstlichen Kleidern gesehen. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 692 – S. 696

Die Verfolgung des Jesuiten-Ordens unter Benedikt XIV.

Am Abend seines Lebens wurde dem alles Gute mit Eifer fördernden Papst ein bitterer Wermuttrank gereicht. Nachdem der Papst in seinen Zugeständnissen gegen die Regierungen bis ans Äußerste gegangen, trat jetzt eine allgemeine Verschwörung gegen ein besonderes Bollwerk der Kirche auf, gegen den von allen Kirchenfeinden bestgehassten Jesuiten-Orden.

Zuerst trat Portugal unter dem Minister Pombal auf den Plan und eröffnete den Feldzug gegen die Jesuiten durch seinen Gesandten in Rom, indem vorläufig nur eine Reform derselben gefordert wurde. Der Papst gab endlich dem Drängen nach und beauftragte den Patriarchen von Lissabon, die Visitation der Häuser der Gesellschaft Jesu in Portugal mit aller Milde vorzunehmen. Durch diese Nachgiebigkeit ermutigt, traten die bourbonischen Höfe noch ungestümer gegen den Orden auf und der Sturm tobte neu entfesselt fort, bis das Meer sein Opfer verschlang.

Kurz nach dieser ihm abgepressten Erlaubnis starb Benedikt XIV. am 13. Mai 1758, einer der gelehrtesten Päpste und einer der größten Kanonisten aller Zeiten, im Alter von 83 Jahren, allgemein geliebt und geachtet, selbst von Andersgläubigen. „Fürst ohne Günstling, Papst ohne Nepote, Lehrer ohne Stolz, Richter ohne Strenge, in diesem Andenken bewahrt die Nachwelt seinen Namen.“ Seine Werke machen diesen Papst unsterblich in der Gelehrtenwelt. (Hamerle, S. 594)

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