Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Akkomodationsstreit
Akkomodationsstreit oder Ritenstreit heißt der Streit über die Frage, inwieweit sich die christlichen Missionare den Landessitten anpassen dürfen (missionarische Akkomodation). Er entbrannte zuerst in China zwischen den Jesuiten einerseits, den Dominikanern, Franziskanern, Lazaristen und Weltpriestern des Pariser Seminars für auswärtige Missionen anderseits. Hauptstreitpunkte waren solche chinesischen Gebräuche, die von den Jesuiten nach Riccis Vorgang als erlaubt, von ihren Gegnern als unvereinbar mit dem Christentum dargestellt wurden, z.B. die Art der Ahnen-Verehrung, die Opfer für Konfuzius, die Frage nach den Gottesnamen (Tien und Schangti), ob Christen heidnische Kulte mitmachen dürfen, wenn sie ihre Huldigungen nicht dem Götzen sondern dem wahren Gott zu erweisen gedenken usw. Der Streit, zuerst latent innerhalb der Gesellschaft Jesu und nach Hinzutritt der andern Orden (1632-33) öffentlich, wurde von mehreren Päpsten und zwei nach China gesandten päpstlichen Legaten zu Ungunsten der Jesuiten entschieden. Durchschlagenden Erfolg hatte erst die Bulle Benedikts XIV. Ex quo v. 11.7.1742; sie gibt auch eine kurze Geschichte des Streites. – Über die sog. Malabarischen Gebräuche und die von Nobili ihnen gegenüber eingeleitete Toleranzpraxis brach in Vorderindien im 17. Jahrhundert ein ähnlicher Streit aus zwischen Jesuiten und Kapuzinern (besonders Pierre Parisot), den Benedikt XIV. ebenfalls gegen die Jesuiten entschied (Bulle Omnium sollicitudinum v. 12.9.1744). –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. I, 1930, Sp. 187 – Sp. 188