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Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Theophilus von Alexandria

Theophilus, Patriarch von Alexandria (385 bis 412), Onkel und Vorgänger des hl. Cyrill, in Politik und Kirchenpolitik einflussreiche Persönlichkeit, eifersüchtig, bedacht auf Erhaltung und Mehrung seines Machtbereiches, dabei skrupellos in Wahl und Wechsel der Mittel. Dies sowie besonders seine üble Rolle gegenüber dem hl. Chrysostomus haben seinen Leumund bei dem Mit- und Nachwelt stark verdunkelt. Seinem Streben, dem absterbenden Heidentum den Todeststoß zu geben, fiel 391 das Serapeion von Alexandria zum Opfer und dankte eine Reihe dortiger Kirchen ihr Entstehen. Unter dem Druck Origenes feindlicher Mönche verdammte er die Schriften des berühmten Alexandriners und begann eine rücksichtslose Verfolgung der Origenisten (Lange Brüder). Seine theologische Bedeutung harrt noch der Untersuchung.

Die Kopten feiern ihn am 15., die Syrer am 17. Oktober. Von dem ohne Zweifel umfänglichen literarischen Nachlass sind nur Reste erhalten. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. X, 1938, Sp. 82

Nach Gibbons (The History of the Decline and Fall of the Roman Empire III, Lond. 1854, 418) freilich etwas zu hartem Urteil „der beständige Feind des Friedens und der Tugend; ein frecher Mensch, dessen Hände abwechselnd mit Geld und Blut befleckt waren“, steht in den Annalen wegen zweier Vorfälle aus seinem Pontifikat in üblem Andenken:

es sind dies die Zerstörung des Serapeums und die Origenisten-Verfolgung, einschließlich der Verbannung des hl. Chrysostomus.

Als Theophilus auf den Patriarchalstuhl von Alexandrien erhoben wurde (Juli 385), zeigte sich im römischen Reich, namentlich infolge der Gesetzgebung Theodosius I., von Seiten der Christen allenthalben ein aggressives Verhalten gegen das Heidentum. Statt nun die erregten Volksmassen klug von Gewalttaten zurückzuhalten, trat der Patriarch sofort selbst als leidenschaftlicher Agitator auf. Er erbat sich vom Kaiser heidnische Tempel und ließ diese dann teils in christliche Lokale umwandeln, teils zerstören. Hierbei verfuhr er jedoch möglichst unklug und herausfordernd, sofern er die Heiden und ihren Kult, wo und wie er konnte, öffentlich verhöhnte und sie so unnötigerweise erbittere.

Wirklich brach auch im Jahr 391 zu Alexandrien ein förmlicher Aufstand aus, in welchem sich die Heiden für die erlittenen Unbilden blutig an den Christen rächten. Natürlich mussten schließlich die Heiden unterliegen, und die Rache des Kaisers fürchtend, flohen viele, andere traten, um Verzeihung zu erlangen, zum Christentum über. In diesen Tagen eines religiösen Fanatismus war neben vielen anderen heidnischen Kultstätten namentlich auch das Serapeum (ein herrlicher Tempel mit großartiger Bibliothek) völlig zerstört worden (Socrat. H. E. 5, 15; Sozom. 7, 15). –

Eine fast noch bedenklichere Rolle spielte Theophilus in dem sogenannten Origenistenstreit. Anfänglich ganz Origenes und dessen Anhängern zugetan, änderte er im Jahre 400 plötzlich seine Gesinnung, wie man annimmt, infolge des Überfalls anthropomorphistischer Mönche. Nun verfolgte er die Origenisten mit Wort und Tat in gleich leidenschaftlicher Weise, wie zuvor die Heiden, ja er übertrug seinen Hass sogar auf den bisher von ihm verherten Johannes Chrysostomus, weil dieser sich der nach der Hauptstadt geflüchteten armen Mönche liebevoll angenommen hatte.

Der Patriarch von Alexandrien war charakterlos genug, einer seits den verehrungswürdigen aber kurzsichtigen Epiphanius von Salamis gegen Chrysostomus aufzureizen, andererseits sich selbst von der ränkesüchtigen, durch eine Predigt des Chrysostomus in ihrem Hochmut verletzten Kaiserin als Werkzeug zum Sturz des Heiligen missbrauchen zu lassen.

Von da an wird uns über den Patriarchen nichts von Bedeutung mehr berichtet bis zu dessen Tod (am 15. Oktober 412). –

Trotz seiner streitbaren Natur scheint Patriarch Theophilus in den geistigen Kampf seiner Zeit nicht besonders umfassend eingegriffen zu haben; wenigstens sind verhältnismäßig nur wenige Schriften von ihm bekannt. –
aus: Wetzer und Welte`s Kirchenlexikon, Bd. 11, 1899, Sp. 1579 – Sp. 1580

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