Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Alambert
Alembert, Jean le Rond d´, einer der Enzyklopädisten, geb. am 16. November 1717 zu Paris, gest. 29. Oktober 1783. Über seine Geburt schwebte längere Zeit ein gewisses Dunkel; indes war er, wie sich später herausstellte, der natürliche Sohn des Provinzial-Kommissars der Artillerie Destouches und der nicht weniger durch Geist und Bildung als durch ihre leichtfertigen Sitten bekannten Claudine Tencin. Die unnatürlichen Eltern setzten den Knaben aus; von der Kirche St. Jean le Rond, wo er gefunden wurde, erhielt er seinen Namen, dem später der Zuname D`Alembert beigefügt wurde. D`Alembert zeigte frühzeitig bedeutende Anlagen und machte glänzende Studien. Seine Lehrer am Collège Mazarin, die dem Jansenismus zugetan waren, suchten ihn an sich zu ziehen und hofften an ihm einen zweiten Pascal und einen gewandten Verteidiger ihrer Sache zu finden. Indes d`Alembert wandte sich fast ausschließlich den mathematischen Wissenschaften zu und verfaßte schon in früher Zeit verschiedene gelehrte Dissertationen über mathematische und physikalische Fragen, in Folge deren die Akademie der Wissenschaften ihn 1741 unter ihre Mitglieder aufnahm; Mitglied der Académie de France wurde er 1751. Seine weiteren mathematischen Werke sichern ihm eine Stelle unter den berühmtesten Mathematikern seiner Zeit; er beschäftigte sich dann auch mit der Literatur und den schönen Wissenschaften, und obwohl der Erfolg nicht ganz derselbe war, so erwarb er sich doch auch auf diesem Feld einen Namen. Indes berühmt oder vielmehr berüchtigt ist d`Alembert besonders als einer der ungläubigen Philosophen des 18. Jahrhunderts und als Enzyklopädist; in dieser Hinsicht war sein Einfluß auf Frankreich durch seine Schriften und seine sonstige Tätigkeit äußerst verderblich. Im Jahre 1751 begannen Diderot und d`Alembert unter Mitwirkung Anderer ihre Enzyklopädie herauszugeben, ein Konversations-Lexikon, das unter dem Vorwand der Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse das Gift des Unglaubens reichlich ausgoß. D`Alembert schrieb die Einleitung zu dem Werk und die Artikel, welche auf die Mathematik und die ihr verwandten Wissenschaften Bezug hatten. Die Einleitung gilt in wissenschaftlicher Hinsicht als ein Meisterstück; aber sowohl sie als die übrigen Artikel d`Alembert`s sind von dem Geist des Unglaubens durchweht, obgleich er in mehr versteckter Weise die Religion angreift, als Voltaire und andere Deisten. Später zog d`Alembert sich zwar von dem Unternehmen zurück, setzte indes den Kampf gegen die Religion in anderen Schriften fort und entwickelte auch durch seinen Einfluss auf die höhere Gesellschaft die verderblichste Tätigkeit. Er genoss ein solches Ansehen, daß er für die meisten vornehmen Familien Erzieher und Hauslehrer vorzuschlagen hatte; die Stellen wurden natürlich solchen gegeben, die dem Geist des Unglaubens huldigten. Mit Eifer betrieb er auch die Vernichtung des Jesuiten-Ordens. In seiner Schrift De la destruction des Jèsuites gibt er sich zwar den Anschein von Unparteilichkeit zwischen Jansenisten und Jesuiten, aber er macht in feiner Weise die einen und die andern sowie die Religion selbst verächtlich. Voltaire selber belobte ihn hierüber und spornte ihn an, in diesem Ton fortzufahren. Dagegen machte Friedrich II., den d`Alembert mehrmals zur Verjagung der Jesuiten aufforderte, ihm Vorwürfe wegen seiner Erbitterung gegen den Orden. Überhaupt ist es die für die Publikation bestimmte Korrespondenz, in der sein Unglaube, die Verderbtheit seines Herzens, sein Kampf gegen die Religion am meisten zu Tage tritt. Nach dem Tode Voltaire`s (1778) suchte d`Alembert dessen Stellung als Haupt der ungläubigen Philosophen einzunehmen, obgleich manche Parteigenossen dies als eine Anmaßung betrachteten und ihm diese Würde streitig machten. Nach seinem Tode rühmten sich seine Freunde, daß sie seine Rückkehr zum Glauben gehindert hätten, und Leharpe berichtet, einer derselben habe ihm gesagt, d`Alembert habe sich bei seinem Ende als Feigling gezeigt. Was d`Alemberts Charakter betrifft, so barg dieser sogen. Philosoph unter der Maske der Mäßigung die niedrigste Selbstsucht, Ehrsucht und Rachgier; er gab sich den Schein des Eifers für Wahrheit und Wissenschaft, war aber im Grunde ein Mann voll Falschheit und eitler Ruhmgier; aus dieser Ruhmgier und der Verdorbenheit seines Herzens entsprangen seine Feindschaft und sein Kampf gegen das Christentum. –
Quelle: Wetzer und Welte`s Kirchenlexikon, Bd. 1, 1882, Sp. 474 – Sp. 476