Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Enzyklopädisten
Enzyklopädisten, die Herausgeber (Diderot und d´Alembert) und Mitarbeiter (Rousseau, der jedoch seit 1757 als Gegner der materialistischen Tendenz der Enzyklopädisten auftrat, Voltaire, Baron v. Holstein, Turgot, Grimm Duclos, Marmontel, de Jaucourt, Boulanger u.a.) der Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers (Paris 1751/72, 28 Foliobände, worunter 11 mit Kupfern; 5 Bde Suppl., Amst. 1776F; 2 Bde Table analytique et raisonnée des matières, Paris 1780), im weiteren Sinn auch die Anhänger der darin vertretenen Welt- und Lebensanschauung. Die Enzyklopädie, das Hauptwerk der französischen Aufklärung, wurde in 30000 Exemplaren gedruckt, mit Begeisterung in hohen und niederen Kreisen aufgenommen, rasch in fremde Sprachen übersetzt, vielfach aber auc angefeindet. Ihre Weltanschauung stützt sich auf den Locke`schen Empirismus, die Newton`sche Naturphilosophie sowie auf den Deismus der englischen Freidenker (Herbert v. Cherbury, Toland, Tindal, Bolingbroke), schreitet aber darüber hinaus zum Senusalismus, Pantheismus, Naturalismus und auch Materialismus fort. Das Bestehende in Gesellschaft, Staat und Kirche wird mehr oder weniger versteckt, hauptsächlich durch Spott und Witz, untergraben, die Begriffe Gott, Freiheit, Unsterblichkeit, jede geoffenbarte Religion skeptisch erschüttert: ein bedeutender Beitrag zur Vorbereitung der französischen Revolution. Die deutsche Aufklärung verhielt sich gegen die extremen materialistischen Tendenzen der Enzyklopädisten zunächst ablehnend, doch veranlaßte die französische Enzyklopädie in Deutschland, England und anderswo ähnliche Werke von höherem wissenschaftlichem Wert.
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. III, 1931, S. 704-705