Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Tournely
Tournely, Honoré de, *28.8.1658 zu Antibes (bei Nizza), studierte an der Sorbonne, 1685 (?) Priester, 1688 (nach Unterzeichnung der gallikanischen Artikel v. 1682) Professor an der Sorbonne, um 1714 zugleich Kanonikus der Sainte-Chapelle zu Paris, †ebd. 26.12.1729. Tournely war eifriger Gegner des Cartesianismus und Jansenismus, verteidigte die Bulle Unigenitus als theologischer Konsultor der Bischofsversammlung v. 1713/14, als Redner in der Fakultät, als Miglied des Conseils de conscience und als Pariser Grand-vicaire der Erzbischöfe von Lyon und Narbonne. Wegen dieser Verteidigung 1716 aus den Sitzungen der Fakultät ausgeschlossen, verzichtete er erst 1717 auf sein Lehramt. Januar 1721 zu den Fakultätssitzungen wieder zugelassen, bewog Tournely die Fakultät Dezember 1729 zur Annahme der Bulle. Er verfaßte Gutachten über Maria de Agreda, Fénelon und den Akkomodationsstreit, ferner die geschätzten, positive und scholastische Theologie miteinander verbindenden Praelectiones theol. (16 Bde, Paris 1725/30 u.ö.), zahlreiche Mémoires und Streitschriften, darunter wahrscheinlich die Relation fidèle des assemblées de Sorbonne touchant la Constitution Unigenitus (Antwerpen 1716). P. Collet führte die Praelectiones theol. fort und gab sie heraus unter dem Titel: Honorati T. Cursus theologicus scholastico-dogmaticus et moralis (10 Bde., Köln 1751/65)
Tournely, Léonor François de, * 20.1.1767 zu Laval, † 9.7.1797 auf Schloß Hagenbrunn bei Wien im Rufe der Heiligkeit; Zögling von St-Sulpice, 1791 flüchtig, stiftete 1794 mit Karl v. Broglie in Löwen die Gesellschaft des hl. Herzens Jesu (Paccanaristen), die, wieder flüchtig, in Deutschland (Augsburg) und Österreich (Wien) Aufnahme fand; sie sollte die Wiederherstellung des Jesuitenordens vorbereiten. Tounely plante auch eine Frauengenossenschaft, die dann sein Freund J. Varin als Frauen vom heiligsten Herzen Jesu ins Leben rief. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. X, 1938, Sp. 236 – Sp. 237