Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Desiderius
Desiderius, letzter Langobarden-König 757 bis 774, wiederholt in Spannung mit den Päpsten, weil er gegen sein Versprechen Städte im Westen von Ravenna und im Süden der Pentapolis nicht an den neuen Kirchenstaat herausgeben wollte. Er versuchte teils die Franken, indem er seine Tochter dem König Karl (d. Gr.) vermählte, teils den Papst für sich zu gewinnen, indem er in Rom unter Stephan III. eine langobardische Partei in die Höhe brachte. Seine Politik brach zusammen, als Karl die Tochter zurück sandte und der Nachfolger Stephans III., Hadrian I., sich weigerte, die zu Desiderius geflohenen Neffen Karls zu fränkischen Königen zu salben. Um dies zu verhindern und die päpstlichen Gebietsforderungen durchzusetzen, schloß Karl den Desiderius in Pavia ein und brachte ihn Juni 774 mit Frau und Kind gefangen nach dem Frankenreich, wo er zu Corbie a. d. Somme starb.
Desiderius, hl., Bischof von Cahors, * um 590 zu Obroge (wohl Antobroge b. Narbonne) aus fürstlichem Geschlecht, † 15.11.655 zu Milhac; mit seinen Brüdern Rusticus und Syagrius an der königlichen Hofschule Chlotars II. erzogen, dann (608) Schatzmeister unter ihm und Dagobert I., nach der Ermordung des Rusticus 630 dessen Nachfolger als Bischof. Eng befreundet und in brieflichem Verkehr mit den heiligen Bischöfen Audoin, Eligius und Modoald, förderte er das geistliche Leben, stiftete Klöster, weihte und schmückte Kirchen, legte ein bischöfliches Archiv an, befestigte die Stadt und versah sie mit einer Wasserleitung. Sein reiches Besitztum vermachte er 649/50 seiner Kirche und den Klöstern.
Desiderius, hl., Bischof von Langres, im Jahre 346; nach der Vita (von Anfang des 7. Jahrhunderts) vom Priester Warnacher v. Langres (ActaSS Maii V (1685) 22) bei einem Einfall der Vandalen 407 getötet; doch handelt es sich wahrscheinlich um einen früheren Einfall. In Langres und Avignon als Schutzpatron verehrt. Fest 23. Mai.
Desiderius von Monte Cassino = Viktor III.
Desiderius von Rennes (oder Rodes?), pilgerte nach einer Vita v. 9. Jahrhundert als Bischof mit mehreren Begleitern nach Rom, kam über Alemannien und Vogesen zurück und wurde zur Zeit eines Königs Childerich (wohl Childebert III. oder Chilperich II.) am 17. September mit seinem Diakon Reginfried (Rainfroy) von Räubern getötet an dem nach ihm benannten Ort (St-Dizier bei Befort). Bereits 735 erhob sich über dem Grab eine Basilika, die der elsässische Graf Eberhard dem Kloster Murbach schenkte, wohin um 1041 die Reliquien der beiden Heiligen übertragen wurden. Fest 18. September.
Desiderius, hl., Erzbischof von Vienne, ca. 595 bis 606/07, * zu Autun, erhielt mehrere Schreiben von Papst Gregor I.; auf Betreiben Brunehildis` und des Bischofs Aredius v. Lyon wurde er auf der Synode v. Chalon (602/03) abgesetzt und verbannt, konnte jedoch nach 4 Jahren zurückkehren. Als er aber Brunehildis` und ihres Enkels Theuderichs II. Laster tadelte, ließ ihn die Königin an dem später nach ihm benannten St-Didier-sur-Chalaronne (nördlich von Lyon) ermorden. Fest 23. Mai. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. III, 1931, Sp. 223 – Sp. 324