Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Attikus
Attikus, Patriarch von Konstantinopel, * zu Sebaste in Armenien, † 10.10.425; im Macedonianismus aufgewachsen, kehrte in Konstantinopel zur Orthodoxie zurück, wurde Presbyter und, weil gebildet und gewandt, nach dem Tode des für Chrysostomus bestellten Patriarchen Arsacius als dessen Nachfolger Frühjahr 406 bestellt. Schon als Presbyter erbitterter Gegner des Chrysostomus, verfolgte er dessen Anhänger mit erneuter Schärfe, doch nahm er, um das dadurch entstandene Schisma mit Rom wieder zu beseitigen, nach des Thephilus von Alexandrien Tode auf Geheiß des Papstes Innozenz I. Den Namen des Chrysostomus 412 in die Diptychen auf und bewog hierzu auch Cyrillus von Alexandrien. Als Prediger reichte er nicht an Chrysostomus heran. Attikus suchte das Gebiet des byzantinischen Patriarchates zu erweitern. Bei einem Streit illyrischer Bischöfe mit dem päpstlichen Vikar von Thessalonike erwirkte er 421 von Theodosius II. ein Edikt, das Illyrien unter Byzanz stellte, allerdings auf Veranlassung des Kaisers Honorius zurück genommen wurde. Er legalisierte (gegen Cäsarea) die Metropolitanstellung Sahaks durch Unterstellung Armeniens unter Byzanz. Anderseits bekämpfte er die Häreise: seine Schrift De fide et virginitate war gegen den Nestorianismus gerichtet, und Fragmente einer Predigt wurden für die Orthodoxie angeführt (Cyrill., De recta fide: Migne PG 76, 1213; Ephesinum: Mansi 4,1193/96). Antipelagianisch gesinnt, verweigerte er Cölestius die Aufnahme. Gegen die Messalianer ging ein Schreiben hinaus. Die Synode von Chacedon wie auch die Päpste Cölestin und Leo der Große haben sich anerkennend über ihn geäußert. In der griechischen Kirche als Heiliger verehrt, hat Attikus auch bei den Lateinern ein gutes Andenken. Die von ihm veranlaßte Übersetzung der Canones des Nicänums ins Lateinische für das Konzil von Karthago 419 neu hrsg. in C.H. Turner, Ecclesiae orientalis monumenta juris 104ff. Der Brief an die Bischöfe dieses Konzils bei Migne PG 65, 649/50; ebd. 651/52 auch Angabe des Fundortes von 3 weiteren Briefen.
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. I, 1930, S. 780-781