Päpste der Katakomben Heiliger Calixtus I.

Zur Zeit der Päpste der Katakomben Tod eines Papstes im Stuhl sitzend während die Christen trauern

Die Päpste der Katakomben

Heiliger Calixtus I. (regierte von 217-222) *

Dieser hervorragende Papst war früher Sklave, wurde wegen seiner Talente in den römischen Klerus aufgenommen und endlich zum ersten Bischof der Welt erhoben. In der Kirche gelangen Männer aus den ärmsten Familien zur höchsten Würde. Nach ihm wird die größte und berühmteste Katakombe in Rom benannt, da von Papst Zepherin ihm die Vorstandschaft über dieselbe übertragen und von ihm auch eine Erweiterung derselben vorgenommen wurde. In diesem ehrwürdigen, unterirdischen Gottesacker wurden nicht weniger als sechsundvierzig Päpste und tausende Märtyrer bestattet.

Kallistus traf überaus heilsame Bestimmungen. Vorerst erklärte er die Ehen zwischen Töchtern von Freien und edlen mit Männern aus dem Sklavenstande oder ärmeren Freigeborenen für gültig, ohne Rücksicht auf die weltlichen Gesetze. Wie die Kirche überhaupt stets die Zustände der Sklaven zu verbessern suchte, so hatte der Papst, der das traurige Los derselben aus eigener Erfahrung kannte, die Hebung dieses verachteten Standes ganz besonders im Auge. Bei der übergroßen Anzahl von männlichen Sklaven im Verhältnisse zu den weiblichen war vielen von den ersteren keine Möglichkeit geboten sich zu verehelichen. Ebenso war es für Christinnen freien Standes vielfach nicht möglich, sich mit einem Christen desselben Standes zu verehelichen, da nur wenige Männer der höheren Stände Christen waren. Durch obige Bestimmung war den männlichen Sklaven die Möglichkeit, eine gültige Ehe einzugehen, und den freien Christinnen die Möglichkeit geboten, sich zu verehelichen, ohne Gefahr laufen zu müssen, Heiden zu Männern nehmen zu müssen. Von unermesslich weit tragender Bedeutung und wohltätiger Wirkung, sowohl in gesellschaftlicher als auch in sittlicher Beziehung, war demnach diese Bestimmung des Papstes. Ferner ließ Kallistus nicht zu, daß man die Kleriker niederer Ordnung, also unter dem Diakonate, zur Ehelosigkeit verpflichtete. Ebenso verurteilte er entschieden die übertriebene Strenge der Montanisten, indem er auch die der schwersten Verbrechen Schuldigen mit Berufung auf die Heilige Schrift zur Buße zuließ. So betätigte Papst Kallistus mit allem Nachdruck seine oberhirtliche Gewalt und seine Bestimmungen blieben für die Kirche maßgebend. –

Gegen Kallistus erhob sich ein ehrgeiziger Priester, Hippolyt, und warf sich zum Gegenpapst auf. Es war dieser der erste Gegenpapst. Hippolyt fand wenig Anhang, sühnte später seine Schuld und starb nach vorausgegangener Aussöhnung mit dem zweiten Nachfolger des Papstes Kallistus, als Märtyrer 235. –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, I. Band, 1907, S. 114 – S. 115

Calixtus war in seiner Jugend ein Sklave im Hause des kaiserlichen Beamten Carpophorus. Da sein Herr Vertrauen in ihn setzte, übergab er ihm eine Summe Geldes, um ein Wechselgeschäft betreiben zu können. Durch ein unvorhergesehenes Unglück verlor aber der junge Mann fast all sein Geld und flüchtete aus Furcht vor dem Zorne seines Herrn. Aber bevor er ein Schiff besteigen konnte, holte ihn sein Herr ein. Deshalb stürzte sich Calixtus ins Meer, um sich durch Schwimmen zu retten; aber auch das misslang. Er wurde ergriffen, nach Rom gebracht und in eine Tretmühle gesperrt.

Die Christen bewirkten aber die Befreiung des Calixtus. Als er nun von den Juden die noch ausständigen Gelder forderte, verklagten sie ihn als Christen; er wurde daher gegeißelt und in die Bergwerke nach Sardinien geschickt. Auch daraus befreit, kehrte er nach Rom zurück, wo Papst Viktor sich um ihn annahm und ihn bald zu seinem vertrautesten Ratgeber machte. Er wurde Vorsteher der großen unterirdischen christlichen Grabkammern in Rom, die nach ihm ihren Namen erhielten. Beim Tode des Papstes genoss er bereits ein so hohes Ansehen, daß Geistlichkeit und Volk ihn auf den päpstlichen Stuhl erhoben. So war der ehemalige Sklave zur höchsten Würde emporgestiegen.

Mit seiner Erhebung trat für die Kirche eine Zeit des Friedens ein. Die Hinrichtungen der Christen hörten zwar nicht ganz auf, wurden aber seltener.

Dadurch gab die göttliche Vorsehung dem frommen Papst Gelegenheit, gegen die Irrlehrer aufzutreten und seine ganze Sorge der Reinerhaltung des heiligen Glaubens zu widmen. Da waren es vor allem die Montanisten, die unter Calixtus schon offener und freier auftraten. Papst Zephyrinus konnte diese Irrlehrer noch schonen, Papst Calixtus aber musste ernstlich gegen sie einschreiten. Einer ihrer Führer, Hippolytus mit Namen, behauptete: „Wer wegen eines schweren Verbrechens von der Kirche ausgeschlossen wurde, kann nie mehr aufgenommen werden.“ Diesen und andern ungerecht strengen Forderungen gegenüber suchte der Papst immer mit Milde zu regieren.

Es kann dem Papst wahrlich nicht zum Vorwurf gemacht werden, daß er keine Sünde für so schwer hielt, daß sie nicht durch das Bußsakrament nachgelassen werden könnte. Die Ehen zwischen Vornehmen und Armen oder aus der Sklaverei Freigelassenen erklärte der Papst trotz des Widerspruchs seiner Gegner für gültig. Mit Berufung auf die Heilige Schrift ließ er auch die schwersten Verbrecher wieder zur Buße zu, wenn sie nur aufrichtige Reue zeigten. Ebenso übte er große Milde gegen die, welche von einer falschen Lehre wieder zur katholischen Kirche zurückkehrten. Wie die Kirche überhaupt nach und nach das Elend der Sklaven zu mildern suchte, so hatte Papst Calixtus, der aus eigener Erfahrung ihre armselige Lage kannte, die Hebung dieses verachteten Standes besonders im Auge. Gerade die Milde, die dem Papst von den überstrengen Montanisten immer vorgeworfen wurde, gereicht ihm zur glänzenden Rechtfertigung. Wie schlimm wäre es um die Menschen bestellt gewesen, wenn diese unbarmherzigen Eiferer, die Montanisten, Herr geworden wären. Papst Calixtus wird den Märtyrern beigezählt. Er soll unter Kaiser Alexander Severus nach langer und qualvoller Einkerkerung aus dem Fenster seines Gefängnisses gestürzt und in einen Brunnen geworfen und dann in den unterirdischen Grabkammern begraben worden sein. Die Kirche verehrt ihn am 14. Oktober, am Tage seiner Beisetzung. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 45 – S. 46

* nach anderen Angaben: 218-222

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