Papst Benedikt V. (964)

Der Papst trägt das Kreuz Christi, von Christus glorreich empfangen; es zeigt das Leiden der Päpste und zugleich der Kirche

Freiheit und Knechtschaft

Papst Benedikt V. (regierte 964)

Als der Papst Johannes XII. am 14. Mai des Jahres 964 auf seiner Burg bei Rom unerwartet mit Tod abgegangen war, wählten die Römer am 24. Mai desselben Jahres einen Kardinaldiakon zum Papst, der sich Benedikt V. nannte. Er war ein ausgezeichneter Mann, dessen Tugend und Wissenschaft die deutschen Schriftsteller jener Zeit mit vielem Lob verkünden. Bei seiner Wahl schwuren die Römer, ihn nie zu verlassen und auch gegen den deutschen Kaiser zu verteidigen, der ihnen wie der Kirche jede Freiheit entziehen wollte. (1)

Aber Kaiser Otto hielt sich für berechtigt, den Gegenpapst Leo VIII., welchen er aus eigener Machtvollkommenheit aufgestellt hatte, auf dem Heiligen Stuhl zu schützen. (2) Er belagerte die Stadt Rom, die sich, ermuntert vom rechtmäßigen Papst Papst Benedikt, mit Mut verteidigte. Der Hunger zwang sie indes bereits im Juni des Jahres 964 zur Übergabe. (3) Nun erhielt der unrechtmäßige Papst die Macht.

Otto und sein Papst Leo veranstalteten eine Kirchenversammlung im Lateran zu Rom, in welcher Benedikt V. vorgeführt wurde und unter dem Drang der Umstände schon am 23. Juni abdankte, um den unseligen Zwiespalt zu beseitigen. Die römische Geistlichkeit erkannte nun Leo als rechtmäßigen Papst an, so dass dieser nunmehr als Leo VIII. in die Zahl der Päpste eingereiht werden kann.

Papst Benedikt V. (964)

Papst Benedikt wurde inzwischen nach Hamburg gebracht und lebte dort als Verbannter bei dem Bischof Adalgag, der ihn in hohen Ehren hielt. (4) … Er wurde in der Marienkirche zu Hamburg beerdigt, vier Monate nachdem in Rom Papst Leo gestorben war. Bald hernach begannen die Raubzüge der Slawen; die Verwüstungen dauerten so lange fort, bis Kaiser Otto III. im Jahr 999 die irdischen Überreste des frommen Dulders auf dem Stuhl des heiligen Petrus gleichsam zur Sühne des an ihm begangenen Unrechtes nach Rom bringen ließ. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 357 – S. 358

(1) Die Römer schickten nach der Wahl sofort eine Gesandtschaft an den Kaiser, der sich in Rieti befand, und baten, die Wahl zu genehmigen; doch Otto brauste in gewaltigen Zorn auf und gab die drohende Antwort: „Solange ich mein Schwert führe, werde ich nicht dulden, dass Leo des Stuhles Petri beraubt werde.“ Sofort drang er sengend und brennend gegen Rom vor, das er gänzlich einschloss.

(2) Der am 6. Dezember 963 als Papst von jener Aftersynode erwählte Leo kann nur von jener Zeit an als legitimer Inhaber der päpstlichen Würde gelten, als der würdige Benedikt V. am 23. Juni 964 unter dem Druck des Kaisers Otto I. abgedankt hatte und jetzt Leo vom römischen Klerus anerkannt wurde. Auf Grund dieser Anerkennung erscheint er im Papstverzeichnis als Leo VIII.

(3) Otto zeigte sich diesmal großmütig. Allen, mit Ausnahme Benedikts, gewährte er Verzeihung.

(4) Benedikt wurde vom Kaiser in die Verbannung geschickt. Dem edlen Mann wurden gar manche Demütigungen und Misshandlungen zugefügt. Der dortige Erzbischof nahm ihn mit großer Hochachtung auf und erwies ihm alle möglichen Ehren. Benedikt gewann durch sein heiligmäßiges Leben und die tiefe Gelehrsamkeit die allgemeine Achtung inmitten eines fremden Volkes. Er erbaute die Sachsen durch sein Beispiel und seine ergreifenden Predigten, bekehrte eine große Zahl von Sündern und gewann viele Heiden für das Christentum. Er starb am 4. Juli 965 im Rufe der Heiligkeit.

Kaiser Otto III. machte das von seinem Großvater an diesem Manne verübte Unrecht dadurch gut, dass er dessen Gebeine ehrenvoll nach Rom bringen und dort bestatten ließ. –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, II. Band, 1907, S. 309 – S. 310

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