Papst Johannes XIV. (983-984)

Der Papst trägt das Kreuz Christi, von Christus glorreich empfangen; es zeigt das Leiden der Päpste und zugleich der Kirche

Freiheit und Knechtschaft

Papst Johannes XIV. (regierte von 983 bis 984)

Papst Johannes XIV.: Diese Illustration stammt aus „The Lives and Times of the Popes“ von Chevalier Artaud de Montor

Kaiser Otto II. befand sich um diese Zeit in Italien. Die Sarazenen waren mit Heeresmacht wieder in Süditalien eingefallen und bedrängten im Verein mit den Griechen die daselbst befindlichen lombardischen Fürstentümer. Otto hatte (982) einen herrlichen Sieg bei Kotrone erfochten, aber zehn Tage später gerieten die Deutschen in einen Hinterhalt und wurden in Massen geschlagen, der Kaiser rettete sich nur mit Mühe. Glühend vor Begierde, die Niederlage zu rächen, rüstete er zu einem neuen Heerzug, als der Tod des Papstes Benedikt XVII. ihn nach Rom rief.

Auf den päpstlichen Stuhl wurde der Reichskanzler des Kaisers und Bischof von Pavia erhoben, der Petrus hieß und aus Ehrfurcht gegen den Apostelfürsten seinen Namen in Johannes XIV. änderte. Dieser Papst fand seine Stütze nur im Kaiser, dem er seine Wahl verdankte. Leider brach diese Stütze gar bald. Gram, angestrengte Tätigkeit und fieberhafte Aufregung hatten an den Kräften des jugendlichen Kaisers gezehrt, er erkrankte bald nach der Thronbesteigung Johannes XIV. und starb, nachdem er vor dem Papst und einigen Priestern die Beichte abgelegt und die heilige Wegzehrung empfangen hatte, im Alter von 28 Jahren am 7. Dezember 983.

Der edle Abt Majolus hatte ihm beim Abschied tief bewegt vorausgesagt: „Du wirst dein heimatliches Reich nicht mehr schauen, sondern in Rom ein Grab finden.“ Seine Leiche wurde in der Peterskirche an der Seite vieler Päpste beigesetzt.

Nun kamen für den Papst Tage schwerer Bedrängnis. Der Gegenpapst Franko, der sich Bonifaz VII. nannte, kam aus Konstantinopel zurück, gewann mit den früher aus dem Vatikan geraubten Schätzen und mit griechischem Geld einen bedeutenden Anhang in der Stadt und nahm im April 984 den tadellosen, rechtmäßigen Papst gefangen. Vier Monate lag der fromme Oberhirt in schwerer Haft in der Engelsburg, bis er am 20. August 984 ermordet wurde. Die Leiche des ausgemergelten Dulder-Papstes wurde vor den Toren der Engelsburg zur Schau ausgestellt, um die kaiserliche Partei zu verhöhnen.

Bonifatius, der Mörder zweier Päpste, riss neuerdings die päpstliche Gewalt an sich und führte ein wahres Schreckensregiment. Aber nicht lange genoss er die Frucht seiner Frevel. Schon nach vier Monaten starb er plötzlich vom Schlag gerührt. Das Volk, das vor ihm während seines Lebens gezittert, nahm an seinem Leichnam furchtbare Rache. Es wurde derselbe mit Lanzenstichen durchbohrt, an den Füßen durch die Straßen der Stadt geschleift und endlich vor der Reiterstatue Marc Aurels liegen gelassen. Mitleidige Kleriker beerdigten ihn am folgenden Morgen. –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, II. Band, 1907, S. 313 – S. 314

Weder seine Frömmigkeit, noch seine reinen Sitten vermochten ihn jedoch gegen den Hass der Römer zu schützen. Die Gelegenheit zu Umtrieben war nämlich für die Feinde zu günstig; denn der neue deutsche Kaiser Otto III. war noch ein Kind, als er den Thron seines Vaters bestieg, Papst Johannes aber als Deutscher den Römern fremd.

Die schlimmen Zustände in Rom benützte Bonifatius, der uns schon bekannte Gegenpapst. Die Zeitgenossen änderten seinen Namen Bonifatius, was so viel heißt als „Wohltäter“, in „Übeltäter“ = Malefatius um. Dieser Diakon wird in der Reihe der Päpste als

Bonifatius VII. (regierte von 984 bis 985)

auch von den neuesten Geschichtsschreibern angeführt und zwischen Papst Johann XIV. und Johann XV. eingesetzt, weil er tatsächlich während der Erledigung des päpstlichen Stuhles sich der obersten kirchlichen Gewalt und Würde bemächtigt hatte. Aber wir können ihn nach dem eben Erzählten nicht als rechtmäßig gewählten Papst anerkennen.

Ein Römer wurde der Nachfolger des unglücklichen Papstes Johannes, der im Kerker verhungert war. Er legte sich den gleichen Namen bei und wird in der Reihe der Päpste als Johannes XV. von einigen angeführt. Er soll aber nur vier Monate regiert haben und ist wohl ganz aus der Liste der Päpste zu streichen.

Aber die Zahlenangaben für die folgenden Päpste, welche auch den Namen Johannes tragen, sind wegen dieser Uneinigkeit bis auf Papst Johann XXII. ungleich geworden, wie wir später sehen werden. Nach dem Tode dieses Papstes traten noch einmal für den Heiligen Stuhl jene Verhältnisse ein, die wir schon im früheren Abschnitt beklagt haben. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 362 – S. 363

siehe auch den Beitrag: Soziale und politische Prinzipien des Mittelalters

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