Die Missionare auf dem Heiligen Stuhl
Der heilige Papst Benedikt II. (regierte von 684-685)
Er soll nach glaubwürdigen Nachrichten Benediktiner-Mönch in dem berühmten Kloster Monte Cassino gewesen sein und besaß bei seiner Wahl zum obersten Hirten der Christenheit bereits eine große Erfahrung im Dienst der Kirche. Besonders in der Heiligen Schrift war er wohl bewandert und zeichnete sich durch Frömmigkeit, Bescheidenheit und Wohltätigkeit aus. Auf den Stuhl Petri wurde der heilige Benedikt am 26. Juni des Jahres 684 erhoben. Er nahm sich gleich bei Beginn seiner kurzen Regierung sehr um den von seiner Diözese vertriebenen Bischof Wilfrid von York in England an; ferner bewirkte er, daß auch von den spanischen Bischöfen die Beschlüsse der Kirchenversammlung von Konstantinopel anerkannt wurden. Ein großes Verdienst hat sich dieser Papst um die Papstwahl erworben. Er erlangte vom oströmischen Kaiser Konstantin IV. das Recht, daß der neu gewählte Papst, die kaiserliche Bestätigung der Wahl nicht mehr abzuwarten brauchte, sondern sogleich seine Regierung antreten konnte. Durch seine Tüchtigkeit gewann dieser Papst beim Kaiser eine solche Achtung, daß dieser ihm die Haarlocken seiner beiden Söhne, Justinian und Heraklius, übersandte. Damit erklärte nach der damaligen Sitte der Kaiser den Papst als den geistigen Vater seiner Söhne.
Weniger glücklich war der heilige Papst Benedikt in der Bekämpfung der Irrlehre. Der Patriarch Makarius von Antiochien, welcher ebenfalls der Irrlehre ergeben war, weilte damals gerade in Rom, ließ sich aber durch nichts bewegen, zum wahren katholischen Glauben zurück zu kehren. Wie seine meisten Vorgänger, so war auch der heilige Papst Benedikt eifrig bemüht, die Kirchen zu renovieren und auszuschmücken.
Seine kurze Regierung beendete der heilige Benedikt am 8. Mai des Jahres 685. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 216 – S. 217
Ein geborener Römer, hatte er von Jugend auf der Kirche gedient und das priesterliche Amt mit Würde versehen. Von ihm wird berichtet, daß er in der heiligen Schrift wie im Kirchengesang wohl erfahren war, zugleich wird er als ein Freund der Armut, voll Demut, Milde und Freigebigkeit geschildert. Da man nach der Wahl eines Papstes mit der Weihe desselben zu warten pflegte, bis die kaiserliche Bestätigung aus Konstantinopel erfolgte, und diese nicht selten längere Zeit auf sich warten ließ, woraus sich mancherlei Unzukömmlichkeiten ergaben, so machte der Kaiser dieser Schwierigkeit durch einen Erlaß an Klerus, Volk und Miliz von Rom ein Ende, demzufolge der zum Papst Gewählte sofort geweiht werden durfte. In welch hoher Verehrung Benedikt beim Kaiser stand, beweist die folgende Tatsache. Konstantin IV. schickte dem Papst Haarlocken seiner beiden Söhne Justinian und Heraklius. Das war eine damals übliche Art der Adoption. Der, welcher die Haarlocken eines Knaben in Empfang nahm, wurde als sein Adoptivvater betrachtet. Das mochte Konstantin wohl nicht allein aus Liebe und Verehrung gegen den Papst, sondern auch im wohl verstandenem Interesse seiner Söhne getan haben. Er wußte aus Erfahrung, wie wackelig der Kaiserthron in Konstantinopel sei infolge sowohl innerer Komplotte als auch äußerer Bedrängnisse. Der Kaiser wollte daher durch diese Anempfehlung seinen Söhnen einen väterlichen Beschützer sichern. Wie hatten sich die Zeiten geändert! Kurz vorher wird der Papst bis zum Tode gequält von jenen Kaisern, deren Nachfolger sich jetzt um dessen Schutz für seine Kinder bewirbt! Wir begegnen im Laufe der Jahrhunderte öfters dieser Erscheinung. Fürsten suchen für sich und ihre Familie Zuflucht und Hilfe beim Papst, der vorher in tyrannischer Weise gequält worden war. –
aus: P. Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste I. Band, 1907, S. 215