Die Päpste und das hl. Grab in Jerusalem
Das Pontifikat von Papst Lucius III. (regierte 1181 bis 1185)
Zwei Tage nach dem Tod Alexanders III. wurde der Kardinalbischof von Ostia Ubald Allucingolo gewählt und nahm den Namen Lucius III. an. Aus Lucca gebürtig und schon hoch an Jahren, hatte er seine Kräfte bereits im Dienst der Kirche verzehrt. Sein Pontifikat brachte dem ehrwürdigen Greis der Sorgen und des Kummers in Fülle. Gleich zu Beginn seiner Regierung geriet er in Streit mit den Römern, auf deren Ansprüche und Forderungen er als Regent nicht eingehen konnte. Er zog sich dadurch ihren Hass zu uns sah sich genötigt, die Stadt zu verlassen. In welch empörender und unmenschlicher Weise sie sich gegen den Papst und dessen Anhänger betrugen, zeigt folgende Vorfall.
Nachdem die Römer einige von seiner Partei in ihre Gewalt bekommen hatten, blendeten sie dieselben, setzten ihnen Spottkronen mit den Namen der Kardinäle auf und ließen sie von einem Einäugigen dem Papst vorführen. Dieser trug gleichfalls eine Spottkrone mit dem Namen des Papstes; man hatte ihm ein Auge gelassen, damit er die Geblendeten zum Papst führen konnte. Lucius verhängte über die Anführer die Exkommunikation und begab sich nach Verona, wo mit Kaiser Friedrich Verhandlungen stattfinden sollten.
Kaiser Friedrich hatte den Ausspruch getan, dass Sultan Saladin glücklich zu preisen sei, weil er keinen Papst und Gott allein über sich habe. Jeder Despot wird diesem Grundsatz huldigen, damit er sich nach Laune und Leidenschaft sein Verhältnis zu Gott zurecht legen kann und niemand ihm im Namen Gottes entgegentritt mit den Worten: Es ist dir nicht erlaubt.
Wohl in der Hoffnung, mit dem schwachen Greis ein leichteres Spiel zu haben als mit dem energischen Alexander, stellte Friedrich an Lucius Anforderungen, die gegen die in Venedig getroffenen Vereinbarungen verstießen und die der Papst nicht erfüllen durfte. Zwar trat der Kaiser während der in Verona 1184 gepflogenen Verhandlungen bezüglich der Verurteilung und Bestrafung der Häretiker dem Dekret des Papstes bei und sprach die Reichsacht gegen alle hartnäckigen Häretiker aus.
Auch bezüglich der Hilfe für das Heilige Land begegneten sich die Pläne und Absichten des Papstes und des Kaisers. (1) Friedrich versprach, im folgenden Jahr zu rüsten; er forderte aber die gänzliche Überlassung der Mathildischen Güter, auf die er kein Recht hatte, da Mathilde sie der Kirche geschenkt hatte und diese ihr freies Eigentum, nicht aber Reichslehen waren, die nach dem Tod des Besitzers an das Reich zurückfallen.
(1) Nach Verona waren auch Abgesandte des Balduin IV. von Jerusalem gekommen und baten den Papst und Kaiser um Hilfe gegen die Not in Palästina. Der Kaiser versprach, das folgende Jahr hinruch zum Kreuzzug zu rüsten; der Papst sandte Boten an die übrigen Fürsten Europas um Unterstützungen. (Stangl, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, S. 451)
Dann forderte der Kaiser vom Papst die während des Schismas gewaltsam und gegen alles Recht eingesetzten Bischöfe auf ihren Stühlen zu belassen. Überdies erlaubte er sich einen widerrechtlichen Eingriff in die Besetzung des Erzbistums Trier, indem er mit Hintansetzung des rechtmäßig gewählten Volkmar den in der Minderheit gebliebenen Rudolf investierte und vom Papst die Bestätigung des letzteren forderte.
Eine solche schreiende Verletzung des Wormser Konkordates sollte der Papst sanktionieren und der kaiserlichen Willkür das Recht der Kirche wie den rechtmäßig Gewählten opfern. Da Lucius diese Forderungen zurückweisen musste, geriet Friedrich in Zorn und verstieg sich zu Drohungen. Da Volkmar an den Papst appellierte, erließ der Kaiser den Befehl, wer einen Brief nach Rom brächte, soll ergriffen und bestraft werden.
Heinrich, Friedrichs Sohn und bereits König, machte einen Einfall mit Kriegsvolk in das Erzbistum Trier, die Kleriker, welche als Anhänger Volkmars galten, wurden ihrer Einkünfte und ihres Vermögens beraubt, das Haus Volkmars wurde zerstört und außerdem hatten die Bürger mancherlei Gewalttätigkeiten zu erleiden. Als dann Friedrich ncoh die Forderung stellte, Heinrich, der bereits einen grausamen Charakter verriet, zum Kaiser zu krönen, der Papst aber dieselbe mit der Begründung ablehnte, das Reich dürfe nicht zwei Häupter zugleich haben, wurde der Kaiser noch mehr erbittert und ließ den armen greisen Papst ohne Hilfe gegen die aufrührerischen Römer.
Unter diesen Kränkungen starb Lucius, der während seines ganzen Lebens sich durch einen fleckenlosen, heiligen Wandel ausgezeichnet hatte, am 25. November 1185. Einen Trost bereitete dem Papst inmitten aller Bedrängnisse die Vereinigung der Maroniten mit der katholischen Kirche. Sie sind ein Volksstamm, welcher die Gebirge des Libanon und Antilibanon bewohnt. Sie waren dem Montheletismus verfallen, schworen aber, wie Wilhelm von Tyrus um 1182 berichtet, unter dem lateinischen Patriarchen von Antiochien ihren Irrtum ab und erklärten sich bereit, die Vorschriften der römischen Kirche in aller Ehrfurcht anzunehmen und zu befolgen. –
aus: P. Andreas Hamerle, Geschichte der Päpste, II. Band, 1907, S. 396 – S. 398
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