Die Päpste und das hl. Grab in Jerusalem
Das Pontifikat von Papst Alexander III. (regierte von 1159 – 1181)
Nach viertägiger Beratung wurde Kardinal Roland mit erdrückender Stimmenmehrheit zum Papst gewählt und nahm den Namen Alexander III. an. Er stammte aus der Familie Baninelli von Siena, war Professor an der Hochschule von Bologna und wurde wegen seiner großen Talente, Gelehrsamkeit und edler Charaktereigenschaften von Eugen III. zum Kardinal ernannt.
Alexander weigerte sich anfangs entschieden, die Wahl anzunehmen und konnte nur durch die energischen Vorstellungen der Wähler zur Übernahme des dornenvollen Amtes bestimmt werden. Dagegen maßte sich Kardinal Oktavian, ein Anhänger und Günstling des Kaisers, auf dessen Macht gestützt, die päpstliche Würde an, obschon nur zwei Kardinäle ihm die Stimme gegeben hatten. Er kam mit dem päpstlichen Mantel bereits zur Wahl, legte sich denselben in hastiger Eile selbst, aber verkehrt um, so dass ein helles Gelächter in der Versammlung entstand und der Ruf laut wurde: „Ein verkehrter Papst!“
Der Gegenpapst Viktor III.
Er ließ sich hierauf, umgeben von den Schwertern seiner Anhänger, inthronisieren und nannte sich Viktor III. Das römische Volk aber hielt an Alexander und verachtete den Eindringling derart, dass Kinder und Weiber ihn auf offener Straße verhöhnten und verspotteten. Nichtsdestoweniger musste Alexander, weil die kaiserliche Partei für den Gegenpapst Gewalt brauchte, fliehen, aber nachdem er, wiewohl wider Willen, die Wahl angenommen, zeigte er einen unerschrockenen Mut und eine unbeugsame Stärke in der Verteidigung seiner Rechte und der der Kirche, so dass er die Bewunderung aller Jahrhunderte fand. Er war einer der größten Päpste und zweifellos der tüchtigste Papst des 12. Jahrhunderts.
Friedrich Barbarossa und Papst Alexander III. stehen sich gegenüber
Den Glanzpunkt seines Pontifikats bildet sein unentwegtes Einstehen für die kirchliche Freiheit. Schon als Kardinallegat war er auf dem Reichstag von Besançon dem Kaiser Friedrich, dem die Allgewalt des heidnischen Kaisertums als Ideal galt und der daher die Kirche zur Dienerin seiner Willkür herabdrücken wollte, energisch gegenübergetreten. Seit dieser Zeit fürchtete und hasste ihn Friedrich als einen unerschrockenen Verteidiger der kirchlichen Rechte. Zwei Männer von kühner Tatkraft standen sich da gegenüber, beide groß.
Ohne Zweifel war Alexander an Adel der Gesinnung und Reinheit des Charakters größer, aber auch an Mut dem Kaiser ebenbürtig, wenn nicht voraus, da er im Kampf für das gekränkte Recht gegen die kaiserliche Gewalt, obwohl fast aller irdischen Hilfsmittel beraubt, doch unerschütterlich blieb und endlich seine Sache zum glorreichen Siege führte. Der Kaiser nahm gleich anfangs Partei für den Gegenpapst. Um jedoch vor der Welt den Schein der Unparteilichkeit für sich zu gewinnen, berief er eine Synode nach Pavia, die den Streit zwischen Alexander und Viktor entscheiden sollte. Alexander konnte sein gutes Recht einer vom tyrannischen Kaiser beherrschten Versammlung nicht preisgeben; er bestritt ihre Rechtmäßigkeit und verwarf sie.
Auf Betreiben Rainalds von Dassel und auf die Drohungen des Kaisers hin wurde der Beschluss erzwungen, Viktor III. als rechtmäßigen Papst anzuerkennen. Durch List und Gewalt, durch Drohungen und Versprechen suchte Friedrich diesen Beschluss allenthalben zur Geltung zu bringen und die Anerkennung des Gegenpapstes zu erreichen. Doch nur so weit seine Macht reichte, gelang ihm dies. Und auch im Bereich seiner Herrschaft fand er Gegner, die treu zu Alexander hielten, dafür aber den kaiserlichen Zorn fühlen mussten. Friedrich ließ in seinen Ländern ein Edikt verkünden, durch welches er über jeden, der seinem Papst Viktor die Huldigung verweigern würde, die Verbannung verhängte.
In Deutschland erkannten die meisten Bischöfe Viktor an; zu den wenigen, die zu Alexander hielten, gehörten Erzbischof Eberhard von Salzburg, Hartmann von Brixen und Roman von Gurk.
Der Bann über Friedrich Barbarossa
Nachdem sich Alexander vergeblich bemüht hatte, Friedrich auf andere Gesinnungen zu bringen, sprach er über ihn am Gründonnerstag 1160 den Bann aus. Infolgedessen kam der Papst in eine äußerst bedrängte Lage, verlor jedoch den Mut nicht. Er verließ Italien, begab sich zuerst nach Genua und von dort nach Frankreich. Aber auch dorthin verfolgte den flüchtigen Papst der Hass des Kaisers.
Auf alle Weise bemühte sich Friedrich, die Könige von Frankreich und England von Alexander abzuziehen, doch es gelang ihm nicht. Der Gegenpapst wurde allenthalben abgelehnt.
Durch die Gewaltmaßregeln, mit denen Friedrich die Freiheiten und Gerechtsamen der Städte in Oberitalien beseitigen wollte, trieb er diese auf die Seite Alexanders, so dass aus einem kirchlichen Kampf auch ein politischer wurde. Friedrich eroberte und zerstörte zwar Mailand, aber damit hatte er seine Absicht, die Lombarden zu unterjochen und dem Schisma zuzuführen, nicht erreicht. Der Hass und die Erbitterung gegen den „teutonischen Tyrannen“, wie ihn die Katholiken anderer Länder nannten, brachten die Bedrängten dahin, dass sie sich noch enger an den Papst anschlossen und das Wort „Ghibelline“ der Name der Kirchenfeinde wurde.
Als (1164) der Gegenpapst zu Lucca starb, bot sich für den Kaiser eine günstige Gelegenheit zur Aussöhnung mit Alexander dar, aber Trotz und Hochmut ließen es nicht geschehen, obschon der Erzbischof Konrad von Mainz ihm es nahe legte und ihm sagte, der Tod Viktors habe ihn aus einer großen Gefahr gerettet, in die er sich gestürzt.
Die Inthronisierung des zweiten Gegenpapstes Paschalis III.
Hauptsächlich auf Betreiben Rainalds wurde der Kardinal von Crema als Paschalis III. zum Gegenpapst erhoben, dessen Anerkennung der Kaiser mit brutaler Gewalt im Reich zu erzwingen suchte. Da Konrad von Mainz Alexander III. treu blieb, wurde er von seinem Sitz vertrieben. Nicht besser wäre es dem Erzbischof Eberhard von Salzburg ergangen, wenn Friedrich ihn wegen seines hohen Alters nicht gefürchtet hätte. Dessen Nachfolger Konrad hatte, obschon er mit Friedrich nahe verwandt war, den Hass und die Verfolgungen des Kaisers zu bestehen, weil er sich entschieden weigerte, den Gegenpapst anzuerkennen.
Als unterdessen Alexander auf Einladung der Römer zurückgekehrt war, zog Friedrich (1166) mit seinem Schattenpapst nach Rom, bemächtigte sich der Peterskirche, ließ Paschal inthronisieren und sich von ihm die Kaiserkrone aufsetzen. Alexander entkam verkleidet nach Benevent. Friedrich triumphierte, er stand auf der Höhe seiner Macht. Doch Gott sorgt, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen.
Das Strafgericht Gottes über das Heer von Friedrich Barbarossa
Während der Kaiser in Rom weilte, brach in seinem Heer infolge plötzlichen Wetterumschlags eine pestartige Seuche aus und raffte in kurzer Zeit 20000 Mann dahin, worunter Herzoge, Grafen, viele Edelleute und mehrere Bischöfe waren. Auch Rainald von Dassel, der Hauptförderer des Schismas und der Haupthetzer Friedrichs gegen Alexander, befand sich unter den Opfern. Es fehlte oft an Händen, um die Leichen zu begraben; sie wurden einfach in den Strom geworfen. Selbst auf dem Rückweg erlagen noch 2000 der Seuche. Allenthalben wurde dieser fürchterliche Schlag als ein göttliches Strafgericht angesehen.
Mit den Trümmern seines noch vor kurzem so stolzen Heeres kam Friedrich nach Oberitalien, von dort als Flüchtling über die Alpen zurück nach Deutschland. In Susa wurde das Haus, in welchem er übernachtete, umzingelt, mehrere hatten sich nämlich verschworen, ihn zu ermorden. Der Ritter Hermann von Siebeneich, der dem Kaiser ähnlich war, rettete ihn, indem er sich in dessen Bett legte, während Friedrich als Knappe verkleidet entfloh. Als beim Grauen des Morgens die Verschworenen die Türen sprengten und ins Schlafgemach drangen, entdeckte Hermann die List und forderte sie auf, ihn zu töten; diese aber ehrten die Treue des Ritters dadurch, dass sie ihn ungefährdet weiter ziehen ließen.
Durch das Unglück und die Demütigung des Kaisers kühner gemacht, verbanden sich die Italiener noch inniger. Nachdem sie schon früher Mailand wieder aufgebaut hatten, gründeten sie, um dem Kaiser das Eindringen in Italien zu erschweren, eine neue Stadt als Festung und nannten sie dem Kaiser zum Trotz und dem Papst zu Ehren Alessandria.
Die Wahl des dritten Gegenpapstes Kalixt III.
Eine neue Gelegenheit zur Aussöhnung bot dem Kaiser der Tod des zweiten Gegenpapstes Paschal (1168); doch sein hochmütiger Trotz hielt ihn auch diesmal ab, die günstige Lage zu benützen und dem unheilvollen Kampf ein Ende zu machen. Die Parteigänger Friedrichs wählten in Ermangelung eines Kardinals den Abt Johann von Struma zum Gegenpapst, der sich Kalixt III. nannte, in Italien aber nur wenige Anhänger fand. Der Kaiser zollte ihm seine Anerkennung, während er die Anhänger Alexanders heftig verfolgte.
Da Friedrich sah, wie das Ansehen Alexanders immer höher stieg, seine eigene Lage immer bedenklicher wurde, ließ er Unterhandlungen mit dem Papst anbahnen, die jedoch an den Forderungen des Kaisers scheiterten. Alexander erklärte den Abgesandten, die ganze Kirche Gottes hat entschieden, dass er der rechtmäßige Papst sei.
Noch ist der Hochmut von Friedrich Barbarossa nicht besiegt
„Wir sind übrigens“, fügte er bei, „bereit und geneigt, ihn vor den übrigen Fürsten der Welt zu ehren und zu lieben und ihm seine Rechte vollständig zu wahren, wenn er seine Mutter, die heilige römische Kirche, welche ihn zur Höhe des Reiches erhoben hat, mit kindlicher Ergebenheit liebt und ihre Freiheit aufrecht hält.“
Doch es bedurfte noch eines Schlages, um den stolzen Nacken des Kaisers zu beugen. Wahren Seelenadel und unvergleichliche Hochherzigkeit bewies Alexander in dieser Zeit seiner Verfolgung gegen seinen unversöhnlichen Gegner Friedrich und das Deutsche Reich, als gerade eine starke Versuchung an ihn herantrat.
Der griechische Kaiser Manuel nämlich bot alles auf, den Papst für sich zu gewinnen, und in der Hoffnung, von ihm die abendländische Kaiserkrone zu erhalten, versprach er die Wiedervereinigung der griechischen und der lateinischen Kirche. Hier ein lockendes Anerbieten und glänzende Aussichten auf glückliche Erfolge, dort Hass, bittere Verfolgung und Niedertretung der heiligsten Rechte! Dennoch ging Alexander nicht darauf ein; er hoffte immer noch auf eine Versöhnung mit Friedrich.
Die Gesandten Manuels mussten mit der gewaltigen Summe Geldes, die sie mitgebracht hatten, ohne etwas erzielt zu haben, heimkehren.
Im Jahr 1174 zog Friedrich zum fünften Mal mit einem bedeutenden Heer nach Italien, nachdem er vergeblich den Papst und die Italiener zu trennen versucht hatte. Nach mehreren erfolglosen Kämpfen kam es zur Entscheidungsschlacht von Legnano, 29. Mai 1176. In Mailand schworen 900 auserkorene Jünglinge, der Bund des Todes genannt, nie einen Schritt zu weichen; 300 andere schworen, das Carroccio mit aller Kraft bis zum Tode zu schirmen. (1) Der Kampf war erbittert.
(1) Das Carroccio war ein großer Fahnenwagen. Ein eiserner Baum mit eisernen Blättern stand in der Mitte, seine Spitze schmückte ein Kreuz; auf der Vorderseite der segnende Ambrosius, der Schutzheilige der Stadt.
Anfangs richtete sich das Kriegsglück auf die Seite der Deutschen, obschon sie in der Minderzahl waren. Dann aber drangen mit dem Mut der Verzweiflung die vom Bund des Todes in die deutschen Reihen, des Reiches Bannerträger sank, das Pferd des Kaisers stürzte, der Ruf: „Der Kaiser ist gefallen“ verbreitete Schrecken und Verwirrung. Die Reihen lösten sich, was nicht floh, wurde niedergemacht. Des Kaisers Schild, Lanze und Fahne erbeuteten die Sieger. Die Niederlage war vollständig. Durch dieses neue Unglück endlich mürbe gemacht und tief gedemütigt, sah Friedrich sein Unrecht ein und suchte sich mit dem seit fast siebzehn Jahren unausgesetzt verfolgten Papst auszusöhnen. Der Friede kam auch wirklich (1177) in Venedig zustande.
Die versöhnliche Geste des Papstes Alexander III.
Alexander empfing den Kaiser an der Schwelle der Markuskirche; Friedrich warf sich zum Fußkuss nieder, allein Alexander hob ihn auf und gab ihm den Friedenskuss. (2)
(2) Die Fabel, dass Alexander bei dieser Gelegenheit dem Kaiser den Fuß auf den Hals gesetzt habe, richtet sich selbst. Der Geschichtsforscher Johann von Müller, Protestant, nennt sie eine dreiste Lüge. Luther hat diese Geschichtslüge dem deutschen Volk empfohlen und ihr Eingang und Glauben verschafft. In Luthers Fußstapfen treten auch heute noch manche Kirchenfeinde, und ohne sich zu schämen, verbreiten sie noch immer diese nichtswürdige Verleumdung des edlen Papstes.
Kaiser Friedrich Barbarossa unterwirft sich 1177 in Venedig Papst Alexander III. (Fresko von Spinello Aretino, um 1400)
Das Volk jubelte und frohlockte voll Dank gegen Gott, dass der unselige Streit zwischen Kaiser und Papst nun beendet sei. Der Papst sprach seine Freude aus über den schönen Tag, den der Herr gemacht. Der Kaiser bekannte öffentlich seinen Irrtum. „Die ganze Welt soll wissen“, sprach er, „dass wir durch Einflüsterung böser Menschen geirrt haben. Wir glaubten die Kirche Gottes zu schützen, und stattdessen haben wir sie verkannt und an den Rand des Verderbens gebracht.“
Die hauptsächlichsten Friedensbedingungen waren: Die Anerkennung Alexanders als rechtmäßiges Kirchenoberhaupt und die Rückgabe der römischen und anderen Kirchen entrissenen Güter. Kaiser Friedrich wurde von tiefer Hochachtung für den Papst erfüllt, der alle Unbilden verzieh, für sich nichts verlangte und die hochherzigste Gesinnung an den Tag legte. Der Gegenpapst Johann von Struma entschloss sich auch nach einigem Widerstreben zur Unterwerfung, worauf er von Alexander Verzeihung erhielt und zum Statthalter von Benevent eingesetzt wurde.
Ein weiterer Streit mit dem englischen König Friedrich II.
Einen anderen Streit für die kirchliche Freiheit hatte der Papst mit dem König Heinrich II. von England zu bestehen. Thomas Becket war Kanzler des Reiches und dem König treu ergeben, dabei lebte er als ein vollendeter Hofmann. Heinrich war ein rücksichtsloser Despot der Kirche gegenüber, sie sollte ihm eine willfährige Magd sein. In der Hoffnung, an Thomas ein gefügiges Werkzeug oder wenigstens einen nachgiebigen Mann bei seinen Rechtsverletzungen der Kirche gegenüber zu finden, sprach Heinrich eines Tages, da das Erzbistum Canterbury verwaist war, zu Thomas: „Du musst Erzbischof von Canterbury werden.“
Lächelnd wies Thomas auf sein reiches Höflingsgewand hin und sagte: „Das ist ein schöner Heiliger, dem du ein so wichtiges Amt übertragen willst. Ist es übrigens ernst gemeint, so muss ich die Beförderung ablehnen; denn wenn ich Erzbischof würde, wären wir keine Freunde mehr; du würdest Dinge verlangen, die ich dir nicht gewähren könnte, und statt der Freundschaft bestände Hass zwischen uns.“
Der König nahm diese Worte des Kanzlers nicht ernst und setzte dessen Wahl zum Erzbischof durch. Der Bischof von Winchester erteilte ihm die Bischofsweihe und sprach nach derselben zum Geweihten: „Jetzt lege ich dir die Wahl vor: eines musst du verlieren, entweder die Gnade des himmlischen oder des irdischen Königs.“ Thomas hob Augen und Hände feierlich zum Himmel empor und erwiderte: „Mit Gottes Hilfe, der mir Kraft geben wird, erwähle ich dieses: niemals will ich um des irdischen Königs Liebe oder Gunst die Gnade des Höchsten verlieren.“
Thomas Becket wird zum Märtyrer
Und er hat Wort gehalten; der König aber hatte sich verrechnet. Aus dem ehemaligen, geschmeidigen Weltmann wurde ein unbeugsamer Bischof, der in der Wahrung der Rechte der Kirche auch den Hass und die Gewalttaten des Königs nicht fürchtete. Heinrich, von dem ein Kardinal nach einer längeren Unterredung mit ihm sagte, dass er noch nie einen Menschen gefunden, der so unverschämt gelogen, wandte sich in dieser Angelegenheit an den Papst, setzte alle Hebel in Bewegung, bestach Kardinäle, sparte weder mit Verleumdungen gegen Thomas noch Drohungen gegen Alexander, um diesen zu bestimmen, den verhassten Erzbischof fallen zu lassen.
Als der Papst, um den König zur Vernunft zu bringen und den Frieden zwischen Heinrich und dem Erzbischof herzustellen, zwei Gesandte schickte, wollte Heinrich sie für seine Pläne gewinnen, und als sie auf dieselben nicht eingingen, sprach der König: „Bei den Augen Gottes, ich werde etwas anderes tun.“ Da erwiderte einer der Gesandten kaltblütig: „Wolle nicht drohen, o Herr, dergleichen fürchten wir nicht; wir kommen von einem Hof, der gewohnt ist, Kaisern und Königen zu befehlen.“
So kühn und mächtig steht das schutzlose Recht der brutalen Gewalt gegenüber! Alle Beugungsversuche, unter welcher Form sie auch an den Papst herantraten, waren unwirksam. Alexander blieb unerschütterlich und schützte den pflichttreuen Bischof.
Da durch gehässige Verdächtigungen von Seiten der Feinde des Bischofs der argwöhnische König gereizt, über denselben laut Klage führte, verschworen sich einige Ritter, in der Hoffnung, dem König einen Dienst zu erweisen, überfielen Thomas und töteten ihn im Gotteshaus am 29. Dezember 1170. Sofort wurde der Märtyrer durch Wunder und Zeichen derart verherrlicht, dass zahllose Scharen von nah und fern zu seinem Grab pilgerten. Der König selbst musste sich zur Buße bequemen und barfuß zum Grab des Heiligen wallfahren, um sich von dem Verdacht, den Mord befohlen zu haben, zu reinigen.
Alexander sprach den mutigen Verteidiger der Kirche infolge der vielen Wunder schon am 12. März 1173 heilig.
Einberufung des dritten Laterankonzils 1179
Nach dem Friedensschluss mit Friedrich berief Papst Alexander das elfte allgemeine Konzil, dritte Laterankonzil nach Rom 1179. Um eine zwiespältige Papstwahl für die Zukunft zu verhüten, wurde das Gesetz erlassen, dass zur Gültigkeit der Wahl eine Zweidrittel-Stimmenmehrheit erfordert werde und dass ein Gewählter, der ohne diese Stimmenzahl sich die päpstliche Würde anmaßte, samt seinen Anhängern dem Bann und der Ausschließung aus dem geistlichen Stand verfalle.
Außer verschiedenen, das christliche wie klerikale Leben betreffenden Verordnungen wurde auch die Aufforderung an die weltliche Macht gerichtet, gegen die Katharer und Albigenser einzuschreiten, welche die manichäischen Irrlehren im Abendland verbreiteten, im südlichen Frankreich entsetzliche Sakrilegien verübten und die kirchliche wie die staatliche Ordnung angriffen.
Siehe auch auf katholischglauben.online: XI. Allgemeines Konzil vom Lateran III.
Eine wahrhaft väterliche Fürsorge ließ er den Wissenschaften zuteil werden. Es war seine Herzenssache, das Aufblühen der schulen und Universitäten zu fördern. Er drang auf unentgeltlichen Unterricht, erleichterte Priestern und Klerikern den Besuch der Hochschulen und steuerte zur Dotation (3) derselben bei.
Anmerkung zu (3): Dotation bedeutet: Schenkung, Zuwendung von Geld, Mitgift
Um die Christen im Orient und in Palästina war er gar sehr gesorgt. Von so vielen Sorgen und Anstrengungen aufgerieben, starb Alexander am 30. August 1181 zu Civita Castellana. Seine Grabschrift nennt ihn mit Recht: „Licht des Klerus, Zierde der Kirche, Vater der Stadt und der Welt.“ –
aus: P. Andreas Hamerle, Geschichte der Päpste, II. Band, 1907, S. 390 – S. 396
Bildquellen
- Zlata_Koruna_Kloster_-_Kreuzgang_Fresko_3_1: wikimedia | CC BY-SA 4.0 International
- B_alexander_III2: wikimedia