Ehrwürdiger Antonius Maria Ubaldini

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

11. Juli

Ehrwürdiger Antonius Maria Ubaldini, Jesuit

Antonius Ubaldi, ein Jüngling gleich dem heiligen Aloysius und wie dieser ein Kind der glorwürdigen Gottesmutter, wurde im kleinen Flecken Monte Vicino in Italien, von vornehmen Eltern, die daselbst ein Schloss hatten, geboren. Da er ganz schwach auf die Welt kam, erteilte man ihm alsbald die heilige Taufe, wodurch er wider Vermuten gesund und stark wurde, wiewohl er der Muttermilch entbehren musste und größtenteils durch eine Ziege die notdürftigste Nahrung erhielt.

Schon in seiner frühesten Kindheit die unverkennbarsten Vorzeichen wahrer Frömmigkeit an sich tragend, traten selbe um so sichtlicher zu Tage, als er die Kinderjahre hinter sich hatte. Denn sobald er es vermochte, bereitete er sich im Haus eine kleine Kapelle, richtete sinnreich Altäre für Jesus und Maria auf und schmückte sie mit Blumen und anderen schönen Dingen. Vor den Stufen des Altars kniete er sich nieder und ergoss sein Herz im kindlichen Gebet vor dem Herrn und seiner gebenedeiten Mutter. Zugleich zeigte sich an ihm eine ungemeine Sittsamkeit und ein besonderer Ernst. Er gesellte sich gerne zu ernsten Männern und redete wenig; die Zeit, welche das Gebet ihm ließ, verwendete er sorgsam auf Erlernung der Wissenschaften unter Anleitung eines Hauslehrers, dem er pünktlich gehorchte. Wollte er sich erholen, so beschäftigte er sich mit der Musik, um damit den Herrn zu preisen.

In der letzten Zeit seines Knabenalters war er besonders besorgt, sein Herz von jedem Flecken rein zu bewahren, weshalb er täglich auf das Genaueste sein Gewissen erforschte, und so oft er konnte, es durch die heilige Beichte reinigte. Dabei ging seiner Seele ein Licht auf, daß er an den himmlischen Dingen und an der Tugend eine bis dahin nie gesehene Schönheit entdeckte. Vor allem zog die Jungfräulichkeit seine Augen auf sich; sie wollte er sein Leben lang bewahren. Weil er aber nicht wußte, wie er sie unversehrt erhalten könne, so empfahl er sich vorzüglich der allerseligsten Jungfrau, die er gar sehr liebte. Um ihre Huld zu erwerben und ihres mächtigen Schutzes sich zu versichern, nahm er sich vor, alle Samstage ihr zu Ehren zu fasten, und alle Tage ihre Tagzeiten zu beten. Diesem frommen Vorsatz blieb er bis zu seinem Lebensende getreu und nie versäumte er es mit Wissen und Willen, dieses Gebet zu verrichten.

In seinem zwölften Jahr fühlte er ein heftiges Verlangen nach der heiligen Kommunion, und als ihm erlaubt wurde, das erste Mal diese Himmelsspeise zu genießen, kam er ganz außer sich, und ein Strom der süßesten Freudentränen entfloss seinen Augen. So oft er von dieser Zeit an die hochheilige Hostie in der Messe erheben sah, oder sie empfing, konnte er sich der Tränen nicht enthalten. Um sich an seinem hl. Kommuniontag Gott für seine himmlischen Tröstungen dankbar zu erweisen, genoss er an diesem Tage außer eines Stücken Brotes nichts, und die übrige Speise verteilte er unter die Armen. Auch an andern Tagen begnügte e sich oft nur mit Brot und Wasser, um seinen Leib abzutöten. Um seine Keuschheit ja vor jeder Befleckung zu bewahren, geißelte er sich auch, und trug einen eisernen Gürtel. Personen des anderen Geschlechts sah er nie in das Gesicht; keine weibliche Person durfte sein Zimmer betreten, und musste er mit ihnen reden, so geschah er immer kurz und ernst. –

Sein Vater, besorgt für seine weitere Ausbildung, reiste mit ihm nach Rom, wo sie auch den berühmten Wallfahrtsort Loreto besuchten, in welchem Heiligtum Antonius all die großen Geheimnisse betrachtete, die daselbst stattfanden; in Rom angekommen, tat ihn sein Vater in das Seminar, Collegium Romanum genannt, welches unter der Leitung der Jesuiten stand und ganz geeignet war, Antonius rasch auf dem Weg der Vollkommenheit voran schreiten zu machen. Die weisen Lehren der frommen Väter der Gesellschaft Jesu, bei denen er sich häufig Rat holte, die ungeheuchelte Frömmigkeit, die im Institut herrschte, sowie der Eifer seiner Mitschüler in Erlernung der Wissenschaften, waren Hebel genug, seine angeborene Frömmigkeit und Tugend, und insbesondere seine Liebe zur Abtötung immer mehr zu kennzeichnen. Betete er bisher die sieben Bußpsalmen und die Tagzeiten der allerseligsten Jungfrau, so fügte er nun außer den im Seminar vorgeschriebenen Andachtsübungen noch neue hinzu und vermehrte seine Abtötungen.

Er fastete nicht bloß zu Ehren der Lieben Frau alle Samstage, sondern auch an den Vorabenden ihrer Festtage bei Wasser und Brot. Vom Wein enthielt er sich ganz; dreimal in der Woche schlief er auf harten Brettern, rohe Holzblöcke oder große Bücher waren sein Kopfkissen; haarige Stricke legte er um die Lenden, und mit eisernen Stacheln verwundete er sich, und dies tat er, um den Leib unter das Joch des Geistes zu bringen. Aber auch die Begierlichkeit seines Herzens suchte er im Zaum zu halten. Er war von Jugend auf zum Zorn geneigt und ehrgeizig. Unaufhörlich kämpfte er mit größter Anstrengung gegen diese böse Neigung. Gerade mit jenen seiner Mitschüler, mit denen er sich nicht recht vertragen konnte, und gegen die er Abneigung hatte, ging er ganz freundlich um. Wurde er beleidigt, fiel ein Schmähwort gegen ihn, so fiel er nicht selten seinem Beleidiger zu Füßen und bat ihn um Verzeihung, was wohl von großer Überwindung Zeugnis geben dürfte.

Nicht minder bekämpfte er seinen Ehrgeiz und seine Ruhmsucht. Er ertrug nicht nur die Geringschätzung, mit welcher ihm seine Mitschüler begegneten, mehrere Tage lang mit aller Geduld, sondern er forderte sie sogar dazu auf. Wie der heilige Aloysius, den er überaus verehrte und in allen Stücken nachzuahmen suchte, liebte auch er die Armut und die Tugend der Reinigkeit. Obwohl aus vornehmem Geschlecht, trug er immer gemeine Kleider; was immer sein rechtliches Eigentum war, das verschenkte er. Seine vorzüglichste Sorgfalt aber widmete er der Erhaltung seiner Unschuld und befliss sich eines so zarten Gewissens, daß er einmal beim Lesen eines fremden Wortes, welches er nicht verstand, und um die Bedeutung desselben fragte, lieber dessen Sinn nicht wissen wollte, wenn es etwas Schändliches enthalten sollte.

… Indessen nahm seine Krankheit zu, und es war seine Freude, einigermaßen dem leidenden Heiland ähnlich zu werden. Er ertrug die Schmerzen mit vollster Ergebung in den heiligen Willen Gottes und äußerte sich, daß er gerne mehrere Jahre unausgesetzt leiden wolle, wenn es der Wille Gottes ein sollte. Daher sprach er gerne die Worte: „O Gott, du hast mich erschaffen, befiehl, daß ich ganz das werde, was du willst.“

Als ihn endlich die Vorstände des Kollegiums aufmerksam machten, daß wohl kein Mittel zu seiner Genesung mehr zu finden sei, und Alles auf seinen nahen Tod deute, lächelte er und sprach: „Ich sterbe gerne und bereitwillig, aber darüber beklage ich mich, daß ich nicht eines gewalttätigen Todes (wie ein Märtyrer) sterbe. Denn ich hätte gehofft, entweder mit dem Schwert hingerichtet zu werden, oder bei den Einwohnern von Japan mein Leben dem Herrn weihen zu können, der für am Kreuz gestorben ist.“ Zugleich wiederholte er seinen sehnlichen Wunsch, in den Orden der Gesellschaft Jesu aufgenommen zu werden. Sein Wunsch wurde erfüllt.

Am 7. Juli wurde das Krankenzimmer in eine Kapelle verwandelt, und nachdem man das heiligste Sakrament gebracht hatte, betete Antonius dasselbe inbrünstig an und legte dann unter tiefem Stillschweigen der Übrigen die Ordens-Gelübde ab, hierauf empfing er mit der glühenden Liebe eines Seraphs die heilige Wegzehrung. Nach dem Genuss des hochheiligen Sakramentes hatte er kein wichtigeres Geschäft, als sich anhaltend mit Christus zu unterreden und darunter heiße Tränen und laute Seufzer zu mischen. Hierauf griff er nach dem Bildnis des Gekreuzigten, schloss es fest in seine Hände, drückte es an sein Herz und küßte es. Nachdem dieses geschehen, erlangte er durch anhaltende Bitten, daß er sein bisheriges Gewand ablegen durfte und ihm ein ärmlicher Talar und ein Untergewand aus dem Haus der Gesellschaft gebracht werde. Obgleich schon sterbend, ließ er es sich ungesäumt anziehen und so lange er noch lebte, ließ er sich diesen Anzug nicht mehr vom Leib nehmen.

Die Krankheit nahm indessen von Tag zu Tag zu; man gab ihm die letzte Ölung. In größter Fieberhitze lag er immer ruhig da, immer betend und betrachtend. Bis zum 11. Juli dauerte sein Kampf mit den heftigsten Schmerzen. Dieser Tag sollte das Ende seiner Leiden sein, damit endlich die Tugend ihr Sieg- und Freudenfest feiere. Gegen neun Uhr Abends rief er noch einmal Maria, die Mutter der Gnade und der Barmherzigkeit, an, auf daß sie ihn vor dem Feind seiner Seele bewahre, dann verstummte sein Mund. Hierauf erhob er seine Augen zum Himmel, nicht anders als wolle er die Himmelsbewohner zu sich herab rufen oder als fühlte er sich von ihnen zum Hinaufsteigen eingeladen, – und jetzt hauchte er ruhigen und heiteren Antlitzes unter dem Gebet und den Tränen mehrerer Väter und Zöglinge ganz sanft seinen Geist aus. Es war im Jahre 1629, in jenem Monat, in welchem er sich selbst dem Schutz der heiligen Jungfrau übergeben hatte. Er starb noch in der Blüte der Jugend; denn er war erst siebzehn Jahre und noch nicht ganz vier Monate alt und hätte verdient, lange zu leben und die Welt zu erbauen, aber der Himmel fand ihn früh für sich reif. (Marianische Krone.) –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Zweiter Teil, 1869, Sp. 1607 – Sp. 1611

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