Unterricht für das Fest des hl. Kirchenlehrers Franz von Sales
(29. Januar)
Dieser „Heilige der Sanftmut“ wurde auf dem gräflichen Schloss Sales in der Diözese Genf im Jahr 1567 geboren. Von seinen frommen Eltern heiligmäßig erzogen, studierte er die hohen Wissenschaften in Paris und Padua und blieb trotz aller Verlockungen sittenrein, was er besonders seiner innigen Verehrung der Mutter Gottes verdankte. Franz trat als Advokat ins öffentliche Leben, vertauschte aber bald die Herrlichkeit der Welt mit dem Priesterstand. Zum Priester geweiht widmete er sich mit wunderbarer Geduld und Sanftmut der Bekehrung der Calvinisten. In zwei Jahren bekehrte er mehr als 70000 Seelen. Sein Eifer, seine Sanftmut, seine Heiligkeit mehrte sich, als er Bischof von Genf geworden war. Seine Güte gegen die Armen, seine Liebe gegen die Verirrten, sein Eifer im Predigen, seine Sanftmut gegen die grimmigsten Feinde hatten keine Grenzen. Er stiftete mit der hl. Franziska von Chantal für verlassene Witwen und Kranke den Orden von der Heimsuchung (Salesianerinnen), verfaßte viele geistvolle Schriften, u. a. die unsterbliche „Philothea“, und starb endlich, von seinem Eifer und seinen Arbeiten aufgerieben, in hoher Heiligkeit, 56 Jahre alt, den 28. Dezember 1622. Infolge zahlloser Wunder nahm ihn Papst Alexander VII. 1665 unter die Zahl der Heiligen auf. Papst Pius IX. erhob ihn am 19. Juli 1877 zum Kirchenlehrer.
Mahnung
Der große Bischof Franz von Sales hat, beseelt von heiligem Verlangen, andern auf alle Art nützlich zu werden, ein wahrhaft bewunderungswürdiges Büchlein, eine Anleitung zum gottseligen Leben, geschrieben, „Philothea“ genannt. Diese Büchlein sollte in deiner Hand nicht fehlen. Höre, was Papst Alexander VII. über dieses Büchlein sagt, und dann nimm und lies.
„Der Philothea, welche die beste Anweisung ist, wie man auf dem Weg zur Tugend sich verhalten muss“, schreibt Alexander, „verdanke ich seit zwanzig Jahren, nach Gott, die Besserung meines Wandels, und wenn ich irgend etwas Untadelhaftes besitze, so schulde ich es diesem Werk. Es wird fü dich, glaube mir, als Spiegel deines Lebens, als Richtschnur zur Maßnahme deiner Handlungen und all deine Gedanken dienen. Es verbindet dich nicht zur harten Lebensweise und zur Einsamkeit des Eremiten, es will dich nicht bereden, eine außerordentliche Lebensweise anzufangen; sondern seine Absicht ist, dich zum Höhepunkt der christlichen Vollkommenheit zu führen und auf leichtem und angenehmem Weg dich in jener gründlichen Frömmigkeit zu unterweisen, die mit all den verschiedenen Berufsarten in der Welt … sich gar wunderbar vereinigen läßt.“
Gebet zum hl. Franz von Sales
Hl. Franz von Sales, der du aus Liebe zu Gott und aus Eifer für das Heil des Nächsten dich bestrebt hast, allen alles zu werden, bitte für uns, daß seine göttliche Liebe uns erfülle, wir seine Gebote und Einsprechungen befolgen und durch Nachahmung deines Beispiels zur ewigen Freude gelangen. Amen.
Die heilige Messe
Eingang wie am Fest des hl. Johannes (27. Dezember)
Gebet der Kirche
O Gott, der Du gewollt hast, daß der hl. Franziskus, dein Bekenner und Bischof, zum Heil der Seelen allen alles werden sollte, verleihe gnädig, daß wir, von der Süßigkeit deiner Liebe überströmt, durch die Anleitung seiner Ermahnungen und durch den Beistand seiner Verdienste die ewigen Freuden erlangen. Durch Christum, deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.
Lesung aus dem zweiten Brief des hl. Apostels Paulus an Timotheus K. 4, V. 1-8
siehe 2. Tim. Kap. 4, Vers 1 bis 8
Erklärung und Anwendung
Der hl. Paulus ermahnt seinen Schüler Timotheus so dringend, das Evangelium ohne Unterlass zu verkünden, und als Grund gibt er an die Gefahr der unsterblichen Seelen. Wie treu hat der hl. Franz voN Sales diese Mahnung des hl. Paulus befolgt!“ Wahrlich, auch er durfte wie Paulus mit Hoffnungsfreudigkeit auf seine Laufbahn zurückblicken und ausrufen: „Den guten Kampf habe ich gekämpft, und mir ist hinterlegt die Krone der Gerechtigkeit.“
O wie sehr tun auch in heutiger Zeit solch‘ eifrige Prediger wie Paulus und Franz von Sales not, weil so viele „das Gehör abwenden von der Wahrheit, zu den Fabeln aber sich hinkehren“…
Evangelium nach dem hl. Matthäus K. 5, V. 13 – 19
siehe Matth. Kap. 5, Vers 13 bis 19
Was lehrt uns der göttliche Heiland in diesem heiligen Evangelium?
Er zeigt uns unter den drei schönen Bildern des Salzes, des Lichtes und der Stadt auf dem Berg die drei Hauptpflichten der apostolischen Männer, nämlich die Seelen 1) zu reinigen mit dem Salz der Wahrheit, 2) zu erleuchten mit dem Licht der göttlichen Lehre, 3) zur Vollkommenheit zu führen durch das gute Beispiel. Wie herrlich hat der hl. Franz von Sales diese drei großen Pflichten erfüllt! Ahme ihm nach in deinem Beruf! –
aus: Leonhard Goffine, Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 534 – S. 537