Die Engelwelt Erschaffung der Engel

Die Engelwelt: Erschaffung der Engel

Das erste in der Verwirklichung des Schöpfungs-Planes war der Zeit nach die Engelwelt.

Die Erschaffung der Engel

Die Engel sind unkörperliche Wesen, reine Geister mit tiefem, umfassendem Verstand und mit mächtiger Willenskraft, mit der sie selbst auf die körperliche Welt einwirken. Sie wurden in großer Zahl, in herrlicher Mannigfaltigkeit mit der heiligmachenden Gnade geschaffen und zum übernatürlichen Ziele, der Anschauung Gottes, bestimmt. Außer der Gottesmutter ist nichts bloß Geschaffenes diesem Erstlingswerk der göttlichen Allmacht gleich. Wie Ströme von Licht brachen die Engel aus dem Schoß des Allmächtigen hervor, zahlreich wie die Sterne des Himmels und der Sand am Meer, eine unermeßliche Welt mit unzähligen Hierarchien von Erkenntnis und Macht, von geistiger und übernatürlicher Schönheit.

Auch sie hat das Wort geschaffen, wie der hl. Paulus (Kol. 1, 16) eigens hervor hebt, indem er mehrere Ordnungen der Engel aufzählt als geschaffen vom ewigen Wort. Vermöge der tiefen Erkenntnis und der Gnade sind auch diese „Morgensterne der Schöpfung und die ersten Söhne Gottes“ (Job 38, 7) besonders Abbilder des Sohnes Gottes und der ungeschaffenen Weisheit.

Prüfung der Engel und Entscheidung

Obgleich in der Gnade Gottes geschaffen, waren die Engel bei ihrer Erschaffung noch nicht am Ziel. Sie wie wir mussten die Anschauung Gottes verdienen durch Bestehung einer Prüfung, in der sie sich des Himmels würdig bewiesen. Für sie wie für uns sollte der Himmel ein Lohn sein.

Worin nun die Prüfung bestand, ist nicht offenbart. Im allgemeinen kann man wohl sagen, daß sie sich ihrer Freiheit bedienen mussten, um Gott als ihren Herrn und ihr Ziel anzuerkennen, sich ihm zu unterwerfen und auf demjenigen Wege und durch diejenigen Mittel sich zum Ziele zu erheben, die Gott ihnen verordnet hatte. – Im besonderen aber ist die Ansicht des hl. Bernhard (Serm. 17 in Cantic) und mehrerer Gottesgelehrten sehr wahrscheinlich, die Prüfung habe darin bestanden, daß ihnen Gott die künftige Menschwerdung des Sohnes offenbarte und folgerichtig von ihnen forderte, ihn als ihren Herrn und Mittler anzuerkennen und sich ihm zu unterwerfen. Diese Ansicht, wenn auch nicht in der heiligen Schrift und sonst bei heiligen Vätern vertreten, hat nichts Widersprechendes und bietet den Vorteil eines großen einheitlichen Gedankens, der alle Ordnungen der Schöpfung durchwirkt und sie alle um den Gottmenschen reiht, wie sie andererseits auch alles, was die Schrift über den Fall der Engel aussagt, sehr leicht, natürlich und mit faßlicher Eigentümlichkeit erklärt.

Die Entscheidung fiel nun so aus, daß ein Teil der Engel sich Gott unterwarf und die Prüfung bestand, ein anderer aber, von Lucifer verführt, dem Willen und Gebot Gottes widerstrebte und so in eine schwere Sünde fiel. Diese Sünde wird in der Heiligen Schrift und bei den heiligen Vätern bezeichnet als Stolz (Ekkl. 10, 15; Tob. 4, 14; Is. 14, 13; Ez. 28, 2. 17), Menschenhass (Joh. 8, 14) und Neid (Weish. 2, 24). Es kann sein, daß der Stolz darin bestand, eine Gottähnlichkeit anzustreben, indem der unbotmäßige Engel sich aus eigenen, natürlichen Kräften zum letzten Ziel, zum Himmel, erheben, oder sich sonst eine Macht anmaßen wollte, die nur Gott zukommt. Am natürlichsten erklärt sich aber alles dadurch, daß er dem Gottmenschen die persönliche Vereinigung mit der zweiten göttlichen Person nicht gönnte, sie für sich in Anspruch nahm und sich ihm nicht unterwerfen wollte. Daher denn auch der grimmige Haß und Neid der gefallenen Engel gegen den Gottmenschen und die ganze menschliche Natur, die in ihm zur Ehre der persönlichen Vereinigung mit Gott gelangte. Wie es scheint, riß der gewaltige Engel, der wohl einer aus der höchsten Ordnung gewesen sein mag (Ez. 28, 12-15), einen großen Teil der Engelwelt durch Verführung mit sich in den Ungehorsam (Offb. 12, 4).

Der andere Teil der Engel, wie es scheint unter der Führung des hl. Michael (Offb. 12, 7), stand durch die Gnade Gottes fest, widerstand dem Verführer und unterwarf sich Gott voll Demut. War der Gegenstand der Prüfung wirklich das Geheimnis der Menschwerdung, dann war ihre Unterwerfung auch eine Huldigung gegen den künftigen Gottmenschen, und es begreift sich, wie Gottesgelehrte sagen, daß ihnen auch all Gaben der Gnade und Glorie von ihm kamen. Sie glaubten ja an ihn, hofften auf ihn, und so konnte auch die Gnade, nicht zwar aus seinem Tode, aber doch aus seinen Verdiensten, ihnen zufließen. Er ist nicht ihr Erlöser, weil sie keiner Sühne und Genugtuung bedurften, wohl aber ihr Haupt (Kol. 1, 18; Eph. 1, 22). In ihm sollte alles zur Einheit gelangen (Eph. 1, 10). Engel und Menschen bilden eine Ordnung, einen Leib in Christus, und so ist es natürlich, daß ihnen alle Gnaden auch aus der gemeinschaftlichen Quelle, dem gemeinschaftlichen Haupt zuflossen. Die Gnade Christi wirkt über alle Zeiten und auf alle Ordnungen der Schöpfung.

Folgen der Entscheidung

Die gefallenen Engel erreichte sofort das Gericht. Ihre Verdammung war plötzlich, schrecklich und ewig. Wegen der ausnehmenden Erkenntnis und der Entschiedenheit und Verbissenheit des Willens war ihre Sünde übergroß und nicht mehr gut zu machen aus Mangel an Zeit und Gnade. So sind nun die gefallenen Engel, der Gnade beraubt, aller tröstenden übernatürlichen Wahrheit bar, in das Böse versteinert und verstockt, des Himmels für ewig verlustig und der doppelten Strafe der Verdammten verfallen, teils zur Prüfung der Menschen zeitweilig in den Umkreis unserer Erde (Eph. 2, 2; 6, 11. 12), teils zur Bestrafung der Verdammten in den Abgrund gebannt. Sicher erwartet sie für die Zeit nach dem Gericht der Aufenthalt in der Hölle (2. Petr. 2, 4). Sie sind die verworfensten und unglücklichsten Geschöpfe. Aus Kronbeamten Gottes ersten Ranges sind sie Verführer der Menschen und die Büttel und Henker der göttlichen Gerechtigkeit geworden, verabscheuungswürdig durch ihre Bosheit und den Haß gegen Gott und sein Ebenbild. Das Verführen ist ihr Geschäft (2. Kor. 11, 3; 1. Thess. 3, 5; 1. Petr. 5, 8; Offb. 12, 9). Und wie schrecklich gelang ihnen ihr Zerstörungswerk, ihr Haß gegen Gott, gegen den Gottmenschen und die Menschen! Die Erbsünde haben sie veranlaßt und mit ihr den Tod, das Heidentum, und eine Flut zeitlicher Übel haben sie in die Welt gebracht. Selbst der Tod des Gottmenschen ist ihr Werk (Joh. 13, 2). Entsetzlich sind die Verheerungen, die sie im Reiche Christi angerichtet und noch anrichten. Indessen vollführen ihre Anstrengungen in einem gewissen Sinne nur die Ratschlüsse Gottes. Durch die Versuchungen wird Gottes Weisheit und die Kraft seiner Gnade verherrlicht; der Mensch übt Tugend, tut genug und erwirbt Siege und Verdienste, und alles gereicht am Ende zur Beschämung und zur Qual der Versucher (Offb. 12, 10. 11). Auf diese Art dienen die bösen Geister noch nach ihrem Fall mittelbar wenigstens dem allgemeinen Wohl und der Ordnung der göttlichen Vorsehung. Sie sind wirklich die Kraft, die stets das Böse will, aber das Gute schafft.

Im Gegenteil wurden die guten Engel gleich nach der Prüfung beseligt und erfreuen sich für ewig der Anschauung Gottes und über zur Ehre Gottes und zum Heile der Menschen eine großartige Wirksamkeit, indem sie den Anstrengungen der bösen Geister entgegen arbeiten, die Menschen vom Bösen abhalten, zum Guten führen und das reich Christi verteidigen, erleuchten und reinigen. So sehen wir sie überall im Alten wie im Neuen Bund um die Kirche, um die Person des Gottmenschen und um die Vollführung seiner Geheimnisse beschäftigt, Sie steigen wirklich über Christus und den Leib Christi, die Kirche, fortwährend auf und ab (Joh. 1, 51; Hebr. 1, 14).

So ist dieses Geheimnis der Engelwelt von großer Bedeutung und Tragweite für das ganze Leben des Heilandes. Hier ist der Anfang der Sünde, der erste Widerspruch und Kampf gegen den Gottmenschen und sein Reich. Die Sünde der Engel hat später auch die Sünde in der Welt verursacht. Es ist derselbe Teufel, der immer sündigt (1. Joh. 3, 8). Diese Sünde hat uns aber auch den Heiland gebracht. Er kam, um die Werke des Teufels zu zerstören (1. Joh. 3, 8), nämlich die Sünde, den Tod und die Herrschaft der Begierlichkeit (Hebr. 2, 14). Hier haben wir also den Anknüpfungs-Punkt von allem, namentlich auch den Grund des Hasses und der Feindschaft des Teufels gegen das Menschengeschlecht, weshalb der hl. Johannes sagt, er sei ein Menschenmörder gewesen von Anbeginn (Joh. 8, 44). Wir haben aber auch einen Beweggrund der Liebe zu den heiligen Engeln in ihrem Wohlwollen gegen den Gottmenschen und die menschliche Natur, das sich so glänzend erweist in ihren Bemühungen für uns und die Kirche. Es ist dieses ihr Bemühen auch eine Aufmunterung für uns, nach Kräften der Feindseligkeit der bösen Geister gegen die Menschen und die Kirche zu widerstehen und für die Seelen und das Reich Christi zu arbeiten. –
aus: Moritz Meschler SJ, Das Leben unseres Herrn Jesu Christi des Sohnes Gottes, Bd. 1, 1912, S. 37 – S. 41

siehe auch den Beitrag: Natur und Zustand der Engel

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