Der Samstag ist der Andacht Mariens gewidmet
Wie die Diener der Lieben Frau den Samstag zu ihrer Ehre heiligen
Der Samstag ist seit uralter Zeit ein Tag, welcher von allen Dienern der allerseligsten Jungfrau hoch in Ehren gehalten wird. Schon der heilige Johannes Damaszenus macht davon Erwähnung, und zur Zeit des heiligen Karl des großen war die Feier dieses Tages zu Ehren der Gottesmutter beinahe allenthalben in der Übung. Endlich hat Papst Urban II. in dem Konzil zu Clermont im Jahre 1095 verordnet, daß an den Samstagen die besondere Verehrung der Lieben Frau von Geistlichen und Laien sollte beobachtet werden, weshalb die Kirchenversammlung zu Toulouse im Jahre 1229 es allen christlichen Hausvätern und Hausmüttern zur strengen Pflicht machte, am Abend eines jeden Samstags zur Ehre der heiligen Jungfrau die Kirche zu besuchen, woher der Gebrauch stammt, daß in den Pfarr- und meisten Klosterkirchen die Litanei der Lieben Frau am Abend gesungen wird; auch wird an diesem Tag in vielen Kirchen das heilige Messopfer zu Ehren der Lieben Frau gelesen und in christlichen Haushaltungen der Rosenkranz Abends gebetet.
Von den verschiedenen Ursachen aber, warum der Samstag besonders der Andacht zur allerseligsten Jungfrau gewidmet wird, gibt wohl der hl. Bernhard die triftigste an, indem er gar schön anmerkt: „An dem traurigen Sabbat (da nämlich der Herr Jesus im Grab lag), hat Maria unerschütterlich im Glauben verharrt, weshalb ganz füglich die heilige Kirche den Samstag zur Ehre und zum Lob der seligsten Jungfrau im Laufe des ganzen Jahres zu feiern gewohnt ist.“
Die heiligen und gottseligen Diener der Lieben Frau haben alle den Samstag besonders geehrt, und gerade an diesem Tag wie an ihren Festtagen, eine besondere Andacht zu Ihr getragen. Sie beteten an diesem Tage die Tagzeiten, wie der heilige Petrus Damian, den Rosenkranz, wie der heilige Franz Sales, Alphons Lignori, die Litanei etc. und verrichteten noch besondere Andachtsübungen oft bis Mitternacht, ja bis zum Tages-Anbruch. Ganz besonders aber ehrten die Heiligen diesen Tag durch fasten und andere gute Werke.
Der hl. Karl Borromäus, der hl. Didakus, die heilige Juliana von Falconieri und noch eine große Anzahl Heiliger fasteten am Samstag bei Wasser und Brot. Der heilige Alphons Liguori tat dasselbe und berichtet, daß das Nämliche in den von ihm gestifteten Orden des Erlösers noch heute stattfinde.
Der gottselige Kardinal Franziskus Toletus, aus der Gesellschaft Jesu, fastete an diesem Tag nicht bloß bei Wasser und Brot, sondern er besuchte überdies zu Fuß die Hauptkirche, Maria die Größere genannt, und unterließ solches nicht, auch wenn große Hitze, Regen oder schlimmes Wetter einfiel. (Auriema.)
Der gottselige Bischof Richardus von Bamberg nahm an Samstagen, so lange er lebte, gar keine Speise zu sich. Zur Zeit der Vesper legte er alle Geschäfte beiseite, um desto ungehinderter dem Lob der seligsten Jungfrau sich hingeben zu können.
Der gottselige Pater Joseph Arriaga, ein Jesuit, hat am Samstag vierzig Jahre lang weder gegessen noch getrunken; und zwar fing er dies Fasten am Mittag des vorher gehenden Freitages an und setzte es fort bis zum Sonntag. Einmal besuchte er am Samstag eine vornehme Standesperson. Er wurde von derselben eingeladen, etwas Speise zu sich zu nehmen. Entweder vergessend auf seine Andacht zur Lieben Frau oder um sich gefällig zu zeigen, aß er ein wenig. Doch siehe, alsbald musste er die Speise wieder von sich geben, obschon er sonst starker Natur war. (Auriema.)
Der heilige Papst Cölestin war einer der ergebensten Diener Mariens von Kindheit an, und pflegte im Mannesalter jährlich vier strenge Fasten zu halten, wovon das dritte immer der Verehrung der Muttergottes geweiht war. Er begann dieses am Fest der hl. Apostel Petrus und Paulus, und beendigte es mit Mariä Himmelfahrt. Er unterließ niemals, die zahlreichen Gläubigen, welche ihn besuchten, zur Liebe und Andacht gegen die Liebe Frau aufzumuntern und blieb ihr treuer Diener bis zum Tode. (In vita.)
Die heilige Königin Radegundis ließ alle Samstage einen Aussätzigen in ihren Palast kommen, bediente ihn mit ihren eigenen Händen, und wusch und säuberte seine ekelhaften Wunden. Sie hatte eine solche Liebe zur Gottesmutter, daß sie mit einem glühenden Eisen den Namen Maria in ihre Brust einbrannte. (Auriema.)
Der selige Dominikaner Ambrosius pflegte als Knabe von neun Jahren mit Erlaubnis seiner Eltern fünf Arme am Samstag in sein Haus einzuladen, die er dann am Tisch mit Freuden bediente. (Auriema.)
So mögest du denn, christliche Seele, nach dem Beispiel dieser Heiligen den Samstag insbesondere der Verehrung der Gottesmutter weihen. Der Samstag ist der Vorabend zum Sonntag, dem Tag des Herrn. Du kannst dich nach dem Sinn und Geist der heiligen Kirche gewiß nicht besser auf diesen heiligen Tag vorbereiten, als wenn du am Samstag diejenige verehrst und anrufst, welche die Pforte des ewigen Lebens, die Türe zum ewigen Sabbat im Himmel ist. Im Laufe der Woche begeht man viele Fehler. Gehe am Samstag zur Mutter der Gnade, zur Mutter der Barmherzigkeit, um durch sie Verzeihung dieser Fehler zu erflehen, auf daß du mit reinen Herzen den Tag des Herrn, den Sonntag, würdig feierst. Der heilige Alphons Liguori gibt allen, welche die seligste Jungfrau lieben, den Rat, an diesem Tag entweder bei Wasser und Brot zu fasten oder sich mit einer Speise zu begnügen, oder sich doch wenigstens einer oder der andern Speise zu enthalten. Auch soll man, schreibt er, zu Ehren der Lieben Frau an diesem Tag kommunizieren, die heilige Messe hören, ein Bild der göttlichen Mutter besuchen, das Cilicium tragen und dergleichen mehr. –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Erster Teil, 1869, Sp. 1451 – Sp. 1453