Unsere Liebe Frau von Fourvière

Unsere Liebe Frau von Fourvière: die Basilika in Lyon ist eine Wallfahrtskirche, der Muttergottes Maria geweiht; oben auf der Wallfahrtskirche sind Maria und der Erzengel Michael zu sehen

Gnadenorte unserer himmlischen Himmelskönigin

Unsere Liebe Frau, die Gottesmutter Maria, sitzt, umringt von vielen Heiligen, in der Mitte, ihren Sohn Jesus auf dem Schoß, eine Lilie in der linken Hand; unter ihr ist das Häuschen zu sehen, daß von Engeln zum Gnadenort Loreto getragen wird

Unsere Liebe Frau zu Fourvière in Lyon

Lyon, nach Paris die größte und reichste Stadt Frankreichs, zeichnete sich von jeher durch ihren religiösen Sinn und durch eine besondere Verehrung der allerseligsten Jungfrau aus. Lyon ist die Stadt, in welcher das große Werk der Glaubensverbreitung, Missions-Verein genannt, gegründet wurde, und Lyon hat unter allen Städten Frankreichs zuerst das Fest der unbefleckten Empfängnis Mariens gefeiert. Das größte und besuchteste Heiligtum der Stadt ist die Kirche „Maria von Fourvière“ genannt; sie ist einer der berühmtesten Wallfahrtsorte Frankreichs, und liegt auf dem höchsten Punkt eines Berges, von wo aus man die herrlichste Aussicht über die ganze Stadt Lyon und in die fernsten Gegenden hat.

Früher stand hier ein prachtvolles, vom römischen Kaiser Trajan aufgeführtes Gebäude, Forum oder Marktplatz genannt, welches im Jahre 840 zusammen stürzte. Diese Stätte erhielt nun später den Namen Forum vetus, alter Marktplatz. Die Franzosen nannten sie Forviel, welches Wort durch eine verdorbene Aussprache in Fourvière überging. Schon im Jahre 1192 ließen der Erzbischof und die Domherren von Lyon zu Fourvière eine Kapelle zur Ehre der jungfräulichen Mutter Gottes bauen; sie stand aber nur bis zum Jahre 1562, wo sie von den wütenden Anhängern des Ketzers Calvin, Hugenotten genannt, zerstört wurde. Bald sah man auf den Trümmern der alten Kapelle eine neue sich erheben, die aber in kurzer Zeit die Menge der herbei strömenden Wallfahrer nicht zu fassen vermochte und daher im Jahre 1740 vergrößert werden musste. Die Kapelle besteht jetzt noch, blieb durch besonderen Schutz Gottes mitten in den schrecklichsten Verwüstungen, womit die dem König Ludwig XVl. so treu ergebene Stadt von der revolutionären Partei während der französischen Revolution heimgesucht wurde, ganz unberührt, wurde aber wie so viele andere heilige Gebäude verkauft und der Eintritt allen Gläubigen verschlossen. Der Erzbischof von Lyon kaufte sie und gab sie ihrer früheren Bestimmung zurück.

Von jetzt an begannen die Gläubigen, wie früher, zahlreich aus der Stadt und fernen Gegenden dorthin zu strömen, um sich Marien neuerdings mit frischem Eifer als der Helferin der Christen anzuvertrauen, und ihres mächtigen Schutzes in dem noch immer brausenden Sturm des Krieges zu versichern. Vorzüglich drängen sich die frommen Gläubigen an den Samstagen jeder Woche und an den Haupt-Festtagen der seligsten Jungfrau zu dieser Kirche hin. Papst Pius VlI. besuchte sie auf seiner Reise durch Lyon im Jahre 1805, las darin am 19. April die heilige Messe, beschenkte sie mit reichlichen Ablässen und anderen geistlichen Privilegien, begab sich dann auf den nahe gelegenen Ort, wo man die ganze Stadt überblicken konnte, und gab ihr seinen Segen. Nie wird Lyon diesen segensvollen Tag vergessen. Das tröstliche

Beispiel dieses würdigen Statthalters Jesu Christi, des Sohnes Mariens, das Beispiel seiner tiefen Achtung und seiner glühenden Liebe zu Maria und die dieser Kirche zahlreich verliehenen Ablässe erhöhten das Zutrauen der Einwohner Lyons und der benachbarten Provinzen zur hoch begnadigten Gottesmutter, und gab ihrem Eifer zum öfteren und zahlreicheren Besuch dieses berühmten Wallfahrtsortes neuen Schwung. Die Königin der Engel ermangelte auch nicht, das kindliche Zutrauen der Pilger zu belohnen. Nebst außerordentlichen geistlichen Gnaden werden die Betenden öfters durch anerkannte echte Wunder in ihren körperlichen Gebrechen plötzlich geheilt.

Die letzten schreckensvollen Tage des Aufruhrs im Jahre 1834 vom 9. bis 12. April, in denen so viele unschuldig hingemordet, mehrere Häuser eingeäschert, andere stark beschädigt, die meisten Einwohner von den Schrecken des Todes ergriffen wurden, belebten aufs Neue das Zutrauen zur Gnadenmutter, so daß seither die Kirche zahlreicher und eifriger als je besucht wird. Das Innere dieser Kirche ist mit sehr schönen Votivtafeln, als öffentlichen Denkmalen der Dankbarkeit, für erflehte Gnaden behangen. – (Le Tourneur.) –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Zweiter Teil, 1964, Sp. 1964 – Sp. 1965

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