Die Anwendung des Evolutionismus

Hut, bischöflicher Krummstab, Kleidungsstücke eines Papstes

Der Katechismus über den Modernismus

nach der Enzyklika Pascendi Dominici gregis des hl. Pius X.

Pius X. in weißer Papstkleidung sitzt auf dem päpstlichen Stuhl, die Arme auf den Stuhllehnen, im Gesicht ist ein leichtes Lächeln zu sehen

§ 3. Anwendung des Evolutionismus

190. Bedarf es noch einer andern Arbeit des Kritikers und warum?

„Man muss außerdem unterscheiden zwischen dem Anfang eine jeden Tatsache und ihrer Entfaltung: denn was an einem Tag entstehen kann, das erhält sein Wachstum nur im Laufe der Zeit. Deshalb muss der Kritiker die nach der Zeit bereits geordneten Dokumente noch einmal in zwei Gruppen einteilen und trennen, was zum Ursprung einer Sache gehört von dem, was deren Entwicklung betrifft; ein jedes muss er dann wiederum der Zeit nach ordnen.“

191. Welches Prinzip leitet ihn bei dieser Arbeit?

„Hierbei ist wiederum der Philosoph beteiligt, der dem Historiker befiehlt,s eine Studien so einzurichten, wie die Vorschriften und Gesetze der Entwicklung es verlangen.“

192. Wie wird also der modernistische Historiker mit dem Gesetz der Entwicklung die Kirchengeschichte betreiben?

„Der Historiker geht wiederum an die Durchforschung dieser Dokumente, untersucht genau alle Umstände und Verhältnisse, in denen die Kirche im Laufe der Zeiten gewesen, ihre konservative Kraft, die inneren und äußeren Notwendigkeiten, die zum Fortschritt drängten, die Hindernisse, die sich entgegen stellten, in einem Wort, alles was dazu dienen kann, festzustellen, wie die Gesetze der Entwicklung inne gehalten wurden.“

193. Was geschieht nach dieser aufmerksamen Untersuchung?

„Hierauf beschreibt er gleichsam die äußeren Umrisse der Entwicklungsgeschichte. Der Kritiker hilft und ordnet die übrigen Dokumente. Es wird Hand ans Schreiben gelegt: Die Geschichte ist fertig.“

194. „Wem, so fragen wir jetzt, ist diese Geschichte zuzuschreiben? Dem Historiker oder dem Kritiker?“

„Keinem von beiden, sondern dem Philosophen. Der ganze Prozess ist ja aprioristisch und zwar nach einem Apriorismus, der voll Häresien ist.“

195. Was soll man von derartigen Historikern sagen?

„Diese Männer sind doch zu bedauern, von denen der Apostel sagt: ‚Sie sind eitel geworden in ihren Gedanken… denn da sie sich Weise nannten, sind sie Toren geworden’“ (Röm. 1, 21-22)

196. Fordern sie andererseits nicht auch unseren Unwillen heraus?

„Sie fordern aber auch den Unwillen heraus, wenn sie die Kirche anklagen, daß sie die Dokumente so untereinander vermische und einrichte, daß diese zu ihrem Nutzen sprechen. Sie hängen nämlich der Kirche an, was ihr eigenes Gewissen ihnen laut vorwirft.“ –
aus: J.B. Lemius Obl. M. J., Der Modernismus Sr. H. Papst Pius X. Pascendi dominici gregis, 1908 S. 58 – S. 60

siehe auch den Beitrag: Modernismus und Evolutionismus

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