Wahrhaftige Kinder gehen zu Maria

Das Martyrium der schmerzhaften Mutter Jesu: das Schwert im Herzen

Wie die getreuen Diener der Lieben Frau die Geduld ihrer teuersten Mutter nachahmen

Wahrhaftige Kinder gehen zu Maria in die Schule

Es geht kein anderer Weg zum Himmel als der Kreuzweg; Jesus ist ihn gegangen, seine gebenedeite Mutter ist ihn gewandelt, auch wir müssen ihn gehen, aber nur wer ihn mit aller Geduld geht, wird in den Himmel kommen. In der Tugend der Geduld bei den unermesslichsten Leiden gibt uns nach Jesus unsere teuerste Mutter das schönste Beispiel. –

Ihr ganzes Leben war eine fortwährende Übung dieser Tugend. Mit drei Jahren musste sie sich von ihren Eltern trennen und im Tempel zu Jerusalem wohnen; noch ganz jung verliert sie Vater und Mutter; in Armut lebt sie einsam zu Nazareth; mit dem keuschen Joseph vermählt, erlitt sie große Pein über seine Bestürzung, als er sah, daß sie Mutter sei, ohne um das Geheimnis ihrer gnadenreichen Mutterschaft zu wissen; ein Schwert des Schmerzes durchdrang ihre Seele bei der Weissagung des Greises Simeon. Groß, überaus groß war das Leiden, als sie in einem Stall ihr göttliches Kind zur Welt bringen musste und das heiligste Kind so arm und hilflos sah. Welch einen Schmerz fühlte sie, als sie nach acht Tagen das geliebte Kind beschneiden und gleich darauf von Herodes bis zum Tod verfolgt und sich genötigt sah, nach Ägypten zu flüchten, als sie ihn verlor, da er zwölf Jahre alt war! Als sie hörte, daß man ihn einen Samaritan, vom Teufel besessen, einen Trunkenbold, einen Verführer und Verletzer des Gesetzes nannte! Und als sie vollends erfuhr, daß er wie ein Verbrecher zum Tode verurteilt wurde! – Die Liebe gibt das Maß des Schmerzes. Niemand liebte Jesum mehr, als seine teuerste Mutter; sie liebte ihn grenzenlos, darum war auch grenzenlos ihr Schmerz, als sie ihn mit dem Kreuz den Kalvarienberg hinauf wanken, als sie ihn annageln, am Kreuz erhöhen, vor Durst verschmachten, ganz verlassen sterben sah! Ihr Leiden, das sie mit ihrem göttlichen Sohn litt, reichte allein schon hin, eine Märtyrerin der Geduld aus ihr zu machen. Aus ihrem Munde kam keine Klage, man sah keine Regung des Unwillens, des Zornes oder der Rache an ihr, und mit einer unglaublichen Ausdauer blieb sie immer gleichmütig, bis sie ihr Opfer vollbracht hatte. Sie stand unter dem Kreuz. Damals, sagt der heilige Albert der Große, wurde Maria um ihrer Geduld willen unsere Mutter, indem sie uns zum Leben der Gnade wieder gebar.“

Wenn wir also wünschen, wahrhaftig Kinder dieser teuersten Mutter der Schmerzen zu werden, so müssen wir zu ihr in die Schule gehen. Was könnte uns wohl, sagt der heilige Cyprian, hier auf Erden mit mehr Verdiensten, und im Himmel mit größerer Herrlichkeit bereichern, als wenn wir geduldig unsere Leiden ertragen. Die Geduld heiligt uns; sie hat ein vollkommenes Werk, sie gewinnt die Seele für den Himmel; sie gibt uns Kraft mit ungestörtem Frieden sowohl das Kreuz, das uns unmittelbar von Gott zugeschickt wird, nämlich Krankheit, Armut etc., als auch die Leiden, die uns von Menschen widerfahren, Verfolgungen, Beleidigungen, zu übertragen. Der Gedanke, daß Alles, was uns begegnet, von Gott komme, war es, der unsere teuerste Mutter aufrecht erhielt in ihren Leiden, und dieser Gedanke soll auch dich, christliche Seele! Stärken in deinen Trübsalen; und da Jesus und Maria alle Schmerzen und Peinen, alle Schmach und Verachtung aus Liebe zu dir trugen, sollst du nicht auch aus Liebe zu ihnen geduldig dein Kreuz tragen können? – (siehe auch den Beitrag: Christliches Leben als drückendes Kreuz)

Und wenn du meinst, dein Leiden sei zu groß, zu unerträglich, o so wende dich zu Maria, welche die heilige Kirche mit Recht eine Trösterin der Betrübten nennt, und von der der heilige Johannes Damascenus sagt, daß sie das Heilsmittel aller Herzensleiden sei. Sie weiß, was Leiden heißt, sie wird Mitleid mit dir tragen und dich nimmer mehr verlassen! –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Zweiter Teil, 1869, Sp. 2702 – Sp. 2703

Verwandte Beiträge

Der gottselige Konrad Scheuber Einsiedler
Quatemberfreitag und -samstag im Advent