Die heilige Inquisition zur Reinhaltung des Glaubens

Einführung der Inquisition zur Reinhaltung des Glaubens

Da der heilige Märtyrer Petrus wegen seines Eifers für die Reinheit des Glaubens und der guten Sitten zum Vorsitzenden oder obersten Leiter der heiligen Inquisition vom Papst eingesetzt und als solcher auch den Tod für den heiligen Glauben gelitten hat, so muss ich dir von dieser Einrichtung, nämlich der Inquisition, etwas Näheres erzählen.
Vielleicht hast du schon über die Inquisition schmähen gehört; vielleicht hast du auch gelesen, daß die Inquisition die Ketzer hat lebendig auf Scheiterhaufen verbrennen, in gräuliche Kerker werfen, schrecklich durch die Tortur peinigen lassen. Ich sage dir, daß dies eine Lüge und Verleumdung ist, welche die Feinde und Gegner der katholischen Kirche entweder aus Bosheit oder Unwissenheit verbreiten.
Du wirst dies gleich einsehen, wenn ich dir erzähle, wie die Inquisition entstanden ist und worin sie eigentlich besteht.

Der Papst und die Bischöfe sind vom heiligen Geist gesetzt, die Kirche Jesu zu regieren, die Reinheit des Glaubens und die Einigkeit im Glauben zu bewahren und die heilige Sittenzucht der Gläubigen aufrecht zu halten und zu befördern. Sie sind Hirten und als solche müssen sie über ihre Herden wachen, daß nicht Wölfe in Schafskleidern kommen und die Schäflein Jesu verderben. Sie müssen also die Gläubigen belehren und warnen, daß sie jede falsche, schändliche Lehre von sich weisen oder wenn sie derselben bereits Gehör gegeben haben, dieselben bewegen, daß sie zur Wahrheit wieder zurückkehren. Zugleich aber müssen die geistlichen Oberhirten diejenigen Glieder der Kirche, welche vom wahren Glauben abfallen und wissentlich eine falsche Lehre verbreiten, im Falle sie hartnäckig im Irrtum verharren, durch Strafen beugen und zu überwinden, also unschädlich zu machen suchen. Das nun haben schon die heiligen Apostel getan nach dem Auftrag und Beispiel Jesu, der so eindringlich vor den falschen Propheten gewarnt hat. (Matth. 7,15) So hat der heilige Paulus an die Römer und an die Thessalonicher geschrieben, daß sie die Irrlehrer meiden, mit ihnen keinen Umgang haben sollen. (Röm. 16; 2. Thess. 3); auch an Titus schrieb er, daß er die Irrlehrer zurechtweisen und, wenn sie nicht hören, ihren Umgang meiden solle.

Auf der Insel Ephesus wurden vor den Augen des heiligen Paulus die Zauber- und Wahrsager-Bücher verbrannt (Apostelg. 19,19); von eben diesem Apostel wurde der Zauberer Elymas mit Blindheit geschlagen (Apostelg. 13) und vom heiligen Petrus Simon der Zauberer zurecht gewiesen und gestraft. Du siehst also, wie schon die heiligen Apostel über die gesunde, reine Glaubens- und Sittenlehre Jesu gewacht haben. Das Nämliche nun müssen auch ihre Nachfolger, der Papst und die Bischöfe tun und es entstand daher auch schon frühzeitig in der katholischen Kirche eine Art geistliches Gericht, wo diejenigen, welche der Ketzerei oder des Abfalls vom Glauben beschuldigt wurden, nach gehöriger Untersuchung zurecht gewiesen und bestraft wurden, wenn sie nicht widerrufen und sich bekehren wollten. Die Strafe bestand gewöhnlich im Kirchenbann oder der Ausschließung aus der Gemeinschaft der Gläubigen.

Einführung der Inquisition gegen die Ketzer

Der Papst Innozenz III. (†1216) führte nun die Inquisition ein. Es hatte sich nämlich um diese Zeit über einen großen Teil von Frankreich und Italien eine abscheuliche Ketzerei verbreitet. Die Anhänger derselben suchten sich soviel möglich verborgen zu halten und ihr Gift heimlich auszustreuen. Man musste also ihrem gefährlichen Treiben nachforschen, damit sie nicht ungestört und ungestraft Jahre lang zum Schaden der Kirche Seelen vergiften konnten. Der Papst Innozenz verordnete daher, daß die Bischöfe ihre Diözesen jährlich ein- oder zweimal bereisen und in jeder Pfarrei verläßliche Männer auswählen sollten, welche den Ketzern nachspüren und den Bischöfen Bericht erstatten sollten. Da aber die Bischöfe nicht immer im Stande waren, dieses auszuführen, so sendete der Papst taugliche Männer als Gesandte ab, um nach Sektierern zu forschen, sie zurechtzuweisen, zu strafen und ihrem Treiben Einhalt zu tun. Dazu wählte er Geistliche aus dem Zisterzienserorden und später wurden die Dominikaner hierzu ausersehen. Aus diesen Kommissionen entstanden dann die Inquistions- oder Ketzer-Gerichte und endlich zu Rom das (…) Inquisitions-Gericht, welches aus 12 Kardinälen, einem Kommissar aus dem Dominikanerorden, und gelehrten Theologen besteht. Den Vorsitz führt der Papst. Dieses Inquisitions-Gericht ist also dazu da, um über Ketzerei, Abfall vom Glauben, über Zauberei und Wahrsagerei und andere dem Glauben und guten Sitten gefährliche Lehren zu urteilen und die Personen, welche solcher Dinge schuldig sind zu mahnen und zu strafen, ihre schädlichen Schriften und Bücher zu verdammen und das Lesen derselben zu verbieten. Bei diesem Gericht wird ein genauer und ordentlicher Prozeß geführt und das Urteil desselben lautet nie auf Tod, sondern über diejenigen, welche hartnäckig bleiben, auf Ausschließung von der Gemeinschaft der Kirche, auf Absetzung von der geistlichen Würde, oder auf Einsperrung in ein Gefängnis und auf Ablieferung in die Hände der weltlichen Obrigkeit.

Du siehst also, daß die Inquisition, wie sie von der Kirche angeordnet ist, um die Lehre Jesu rein zu bewahren, daß sie von den Aposteln schon herstammt und bei ihr von grausamen Tormenten und vom Verbrennen auf einem Scheiterhaufen nichts vorkommt. Wenn auch im Laufe der Zeit solche Fälle, wo Ketzer verbrannt wurden, vorgekommen sind, so hat dies die weltliche Obrigkeit getan, an welche die Ketzer ausgeliefert wurden welche in alter Zeit die Ketzer als Aufrührer gegen göttliche und menschliche Ordnung betrachtet und als solche auch bestraft hat.

Die Inquisition in Spanien

Du wirst aber vielleicht gehört oder gelesen haben, daß namentlich in Spanien Tausende von Ketzern lebendig verbrannt wurden und zwar durch das Urteil der Inquisition. Nun aber merke wohl! In Spanien war die Inquisition keine geistliche, sondern eine weltliche Einrichtung, sie war ein königlicher Gerichtshof und hatte es mit den Juden und Mauren zu tun, welche letztere von Afrika herüber kamen und Spanien eroberten und den christlichen Glauben in Spanien ganz untergraben und die spanische Nation verderben wollten. Die Juden ließen sich zum Schein taufen, schlichen sich in geistliche Ämter ein, blieben aber dabei Juden und suchten auch die Christen zu verführen. Auch die Mauren ließen sich zum Schein taufen und waren gefährliche Feinde der Spanier. Gegen diese Menschen bedienten sich nun die Könige von Spanien der Inquisition, um sie unschädlich zu machen. Der König ernannte selbst die Richter, unter denen auch Geistliche waren, und diese Richter ließen allerdings viel solche hartnäckige Ungläubige und Empörer hinrichten, ja sogar verbrennen, darunter befanden sich viele, welche abscheuliche Zauberei, geheime Künste und schändliche Verbrechen verübten, z. B. die Sünde der Sodomiten, die Vielweiberei etc., welche aber nach den damaligen Gesetzen mit dem Feuertod bestraft werden sollten. Auch wollten die Könige ihre Macht vergrößern und erhöhen und bedienten sich dazu ebenfalls der Inquisition, um die adeligen Herren und hohen Geistlichen nieder zu halten. Die Päpste haben gegen dieses weltliche Inquisitions-Gericht immer geeifert und die Strafen zu mildern gesucht. Übrigens war auch diese Art von Gericht nicht so grausam als die Feinde der katholischen Kirche behaupten. Diejenigen, welche ihre Fehltritte bereuten, wurden begnadigt oder mussten eine öffentliche Kirchenbuße bestehen, wobei sie mit einem Kleid aus grober Leinwand angetan und einer brennenden Kerze erscheinen mussten und nach überstandener Buße wieder in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen wurden. Nur diejenigen, welche hartnäckig blieben, wurden nach erwiesener Schuld hingerichtet. Solche Hinrichtungen nannte man Auto da Fe, das heißt Glaubens-Handlungen; aber auch die öffentlichen Kirchenbußen der Ketzer etc. hieß man so. Nie haben die Päpste die spanische Inquisition gebilligt und ausdrücklich verordnet, daß die Angeklagten an sie appellieren dürfen, um ihnen zu helfen. –

Hier hast du also eine kurze Darstellung der Inquisition und du wirst daraus ersehen, daß die heilige katholische Kirche keineswegs so grausam ist, wie ihre Feinde sagen. Sie will nicht den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe; sie darf aber auch nicht zugeben, daß die heilige Glaubens- und Sittenlehre Jesu, ihres Stifters, verfälscht und ihre Mitglieder in Irrtum und Unglauben und in schändliche Laster verstrickt und gestürzt werden. Wie eine gute fromme Mutter alle Mittel anwendet, um ihre Kinder nicht in Gottlosigkeit versinken zu lassen, so macht es auch unsere heilige Kirche und diejenigen, welche treu in der Wahrheit bleiben und treue und gehorsame Kinder in der Kirche sind, … Wenn du also diese Einrichtung der Kirche schmähen hörst, so verteidige die Wahrheit und zeige den Spöttern, wie sehr sie im Irrtum sind!! –
aus: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Bd. 1, 1904, Sp. 668 – Sp. 671

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