Lerne von Jesus die Geduld in deinem Kreuz
Beherzigung zu der Klage des Heiliger Petrus von Verona
„Und was habe ich verschuldet, mein Petrus! Daß man mich an das Kreuz genagelt hat?“ Also sprach Christus zu Petrus (von Verona), da sich dieser beklagte, daß er unschuldig leiden müsste. Diese Worte drücke dir, o Leser! Tief in dein Gemüt ein und erinnere dich an sie, wenn du unschuldig an deiner Ehre und an deinem guten Namen angegriffen wirst, oder sonst etwas zu leiden hast. So unschuldig du auch immer bist, so war doch dein Heiland noch unschuldiger; und dennoch, was hat er Unsägliches und zwar für dich gelitten! Kannst du wohl dein Leiden mit dem seinigen vergleichen? Diese Erinnerung soll dich trösten und aufmuntern wenn du unschuldig leidest. Leidest du aber aus eigener Schuld, oder erinnerst du dich an verschiedenen Sünden, die du begangen und wofür du Buße tun sollst, o! So wage es nicht, ein einziges Klagewort wider Gott auszusprechen; sondern denke oder sprich bei dir selbst: ich habe es verdient, ja ich, ich habe noch mehr verdient. „Ich will den Zorn des Herrn tragen“, sprach der heilige Prophet Michäas, „weil ich wider ihn gesündigt habe.“ (Michäas 7,9)
Das Andenken an deine Sünden wird dir alles, was du leidest, leicht machen. „Wenn wir an unsere Sünden Verbrechen denken“, sagt der heilige Gregor: „so wird uns alles, was wir Widerwärtiges auszustehen haben, gering vorkommen; weil wir selbst erkennen werden, daß wir weit mehr verdient haben. Wir werden dadurch angetrieben werden, vielmehr Gott zu danken, als wider ihn zu klagen.“ Denn es bleibt allzeit wahr, was geschrieben steht: „Gott straft uns nicht nach unseren Sünden.“ (Judith 7,17) In dieser Zeit straft er weit gnädiger, als wir es verdient haben. Daher haben wir keine berechtigte Ursache, uns zu beklagen, wenn wir leiden. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 314 – S. 315