Heiliger Franz von Sales Bischof

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

 Heiligenkalender

29. Januar

Der heilige Franz von Sales in seiner Bischofskleidung tröstet einen jungen Mann, der sich an seiner Brust ausweint; hinter ihm stehen Menschen, die wohl auch seinen Trost suchen

Heiliger Franz von Sales Bischof und Ordensstifter

Gott hat diesen „Engel auf Erden“, diesen „Heiligen der Sanftmut“ seiner Kirche zum Trost geschenkt gerade zu der Zeit, wo die gehässigen Kalvinisten den katholischen Glauben lästerten, daß er unfruchtbar sei in Werken der Nächstenliebe; und wie großartig hat dieser Eine durch seine wunderbare Liebe und Milde die schwarze Lüge der Irrlehrer vernichtet!

Franz, auf dem gräflichen Schloß Sales, in der Diözese Genf, 1567 geboren, zeigte von Kindheit an eine herzgewinnende Lieblichkeit und Anmut in seinem ganzen Wesen und Benehmen; sein engelschönes Angesicht war das treu Spiegelbild seines engelgleichen Herzens. Sein Vater leitete selbst den ersten Unterricht des lieben Kindes und weckte in ihm den Sinn und das Gefühl für alles Große und Schöne; seine Mutter Francisca aber bildete sein Herz zu inniger Gottes- und Menschenliebe, sie betete mit ihm zum himmlischen Vater, zum gekreuzigten Erlöser, zur milden, süßen und gütigen Jungfrau Maria; sie lehrte ihn die Sünde fliehen, die Tugenden der Heiligen nachahmen; sie nahm ihn mit zu den Armen und Kranken und spendete ihre Wohltaten durch seine Händlein, damit er den zarten Sinn des Mitleids sich aneigne und die stille Seligkeit des Wohltuns verkosten lerne.

Vom achten bis zum zwölften Jahr studierte der talentvolle Sohn im Kollegium zu Annecy und vom zwölften bis zum achtzehnten Jahre auf der Schule zu Paris. Die gute Mutter war unbeschreiblich bekümmert um seine Unschuld und wiederholte bei jedem Abschiedssegen die Worte der heiligen Blanka: „O teuerstes Kind! Lieber wollte ich dich tot vor meinen Augen sehen, als erfahren, du habest Gott mit einer schweren Sünde beleidigt.“
Franz machte glänzende Fortschritte in den Wissenschaften und in allen ritterlichen Übungen, die nach dem Urteil der Welt ein Graf kennen musste, aber mehr noch in der Frömmigkeit. Täglich hörte er die heilige Messe, betete den Rosenkranz, betrachtete die heilige Schrift und las ein Stück aus dem „Geistlichen Streit“ von P. Skupuli; beständig trug er ein härenes Bußkleid und weihte sich durch das Gelübde der Keuschheit dem Dienst Mariä. In Paris quälte ihn schrecklich die Versuchung, daß er von Gott zur ewigen Verdammnis vorher bestimmt sei. Der Süßigkeit in der Andacht beraubt, in trostloser Dürre des Geistes schmachtend, magerte er ab zu Skelett und fand nur noch einige Erleichterung in den Tränen, die er vor einem Bild Mariä in der Kirche weinte. Als er eines Tages wieder mit nassen Augen zu diesem Bild aufseufzte: „O Mutter der Barmherzigkeit, erbitte mir doch die Gnade, daß ich, wenn ich sollte vorher bestimmt sein, Gott ewig in der Hölle hassen zu müssen, Ihn wenigstens noch in diesem Leben lieben darf!“ – Da verschwand plötzlich das schwarze Gewölk der Angst von seiner Seele, und die Sonne der göttlichen Liebe strahlte wieder wohltuend und stärkend in sie hinein.

Die Rechtswissenschaft studierte Franz in Padua. Hier gaben sich die Studenten in teuflischer Weise Mühe, seine Sittenreinheit zu beflecken; er aber vermehrte seine Gebete, Fasten, Nachtwachen in dem Grade, daß er tödlich erkrankte; doch gegen alle Hoffnung der Ärzte genas er, setzte unbehelligt die Studien fort und empfing mit ehrenvollster Auszeichnung den Doktorhut.

Als er nach Hause zurück kehrte, stand ihm sogleich eine Ratsherren-Stelle offen, und der Vater hatte ihm eine hoch adelige, sehr liebenswürdige Jungfrau zur Braut bestimmt; aber er wankte nicht in seinem Entschluss, Priester zu werden. Anfangs zwar hatte sein liebevolles Kinderherz nicht den Mut, die goldenen Zukunftsträume der teuren Eltern zu vernichten, und er trat wirklich in den Staatsdienst; aber von seinem geistlichen Vetter unterstützt, wagte er endlich den Schritt und bat den Vater so innig und rührend um seine Einwilligung, daß dieser mit Tränen in den Augen sprach: „Mein Sohn, dies ist der erste Schmerz, den du mir antust; doch wenn es der Wille Gottes ist, so tue, was Ihm wohl gefällt: sei du glücklich und durch dich Andere, – das ist mein einziger Wunsch!“

Zum Priester geweiht und zum Dompropst von Genf erwählt, eroberte sich Franz durch seinen Eifer in der Seelsorge, seine salbungsvolle Beredsamkeit und seine liebreiche Hingebung die Achtung und Liebe des ganzen Volkes.

Um den Verwüstungen des Kalvinismus in seinem Land entgegen zu wirken, bat der Herzog von Savoyen den Bischof von Genf, der zu Annecy residierte, um tüchtige Missionare. Der junge Dompropst übernahm die Mission in Chablais. Zwei Jahre lang haßten ihn die Kalvinisten mit satanischem Haß, verschlossen ihm alle Türen, gaben ihm weder Nahrung noch Herberge – nicht einmal um teures Geld, und suchten ihn oft zu töten: allein Franz blieb stets sanft, heiter, voll Gottvertrauen; er zog landauf, landab, spendete milde Gaben den Armen, herzlichen Trost den Bedrängten, liebreiche Lehren den Kindern. Die Glut seiner Liebe überwand allmählich die Vorurteile der Verführten und drang in die Herzen der Edleren. Die erste Eroberung seiner ausdauernden Freundlichkeit war, daß er in einer alten Kapelle predigen durfte. Mit jeder Predigt wuchs die Zahl seiner Zuhörer, eine wunderbare Kraft entströmte seinen Worten und seinen Blicken… Nach Verlauf von zwei Jahren frohlockte das ganze Volk – 72000 Seelen über den Wiederbesitz des alten, katholischen Glaubens, den der Heilige durch Errichtung von Pfarreien und Einsetzung würdiger Priester befestigte.

Nach seiner Rückkehr wünschte sein greiser Bischof Claudius ihn zum Gehilfen und Nachfolger im Amt. Papst Klemens VIII. musste ihm mit der Pflicht des Gehorsams befehlen, diese Würde anzunehmen, in der er von 1602 bis 1622 als Apostel Jesu Christi den heiligen Liebesjünger Johannes bis zu bewundernswerter Ähnlichkeit nachahmte.

Schon die Einfachheit, Reinlichkeit, Ordnung und Heiligkeit, welche seine bischöfliche Wohnung zierte und Allen zugänglich machte, war ein gar liebliches Abbild seiner schönen Seele. Es ist nur dem allwissenden Vergelter bekannt, welche Opfer seine Liebe brachte, um Allen Alles zu werden und Alle für Gott zu gewinnen. Er gründete Schulen und Lehranstalten zur Bildung der Geister und Herzen; er überwachte mit dem Zartsinn einer Mutter die Frömmigkeit der Priester; er speiste seine Herde von der Kanzel herab mit dem göttlichen Wort und heiligte ihre Seelen durch das Bußsakrament; er erklärte dem Volk den Katechismus, besuchte alle Pfarreien bis auf die höchsten Berge und in die entlegensten Täler – immer zu Fuß und hinterließ in dreiunddreißig Pfarreien nur noch hundert Kalvinisten, während er kaum hundert Katholiken angetroffen hatte. Er stiftete für verlassene Witwen und kranke den weiblichen Orden von der Heimsuchung, die Salesianerinnen, und bildete zur ersten Vorsteherin desselben die so berühmte hl. Franziska von Chantal heran; er verfaßte, vorzüglich auf die Bitte des Königs Heinrich IV., das berühmte Buch „Philothea -Anleitung zu einem frommen Leben“, das in allen Sprachen übersetzt, die Freude und die Erbauung der Christenheit ist. Während der Fastenzeit predigte er öfters in Paris und andern Städten Frankreichs mit solchem Segen, daß viele tausend Irrgläubige sich bekehrten.

In dem reichen Kranz seiner Tugenden blühten vorzüglich seine Milde gegen die Armen und seine Sanftmut gegen die Feinde. Seine Freigebigkeit war größer als seine Mittel; oft verschenkte er die Kleider vom Leibe. Auf den Vorwurf des Verwalters, daß er seine Güte übertreibe, lächelte er. Ja, Sie haben Recht, ich bin unverbesserlich und, was das Schlimmste ist, ich werde es bleiben“; ein anderes Mal antwortete er, hinzeigend auf das Kruzifix: „Dürfen wir Gott etwas abschlagen, der uns Alles geschenkt hat?“ Seine Sanftmut gegen die Feinde war nicht etwa eine natürliche Tugend seines Temperaments, sondern der Preis heroischer Beherrschung der ihm angeborenen außerordentlichen Lebhaftigkeit. Der klarste Beweis hierfür war seine Galle, welche die Ärzte nach seinem Tode in dreihundert kleine Kügelchen versteinert fanden. Kalvinische Prediger, welche ihm aus Grimm über seine Bekehrungen Gift beibrachten und dadurch furchtbare Schmerzen verursachten, überhäufte er mit Wohltaten und überzeugte sie durch seine Liebe von der Wahrheit des katholischen Glaubens. Wer ihn sah und hörte, bekannte in frommer Rührung: „O Gott, wenn schon der Bischof von Genf so gütig ist, wie gütig musst Du erst sein!“

Im Jahre 1622 reiste Franz zum König Ludwig XIII. nach Lyon, wohl wissend, daß er nicht mehr zurück kehren werde; aber sein Eifer für die Ehre Gottes kannte keine Schonung gegen den Leib. Nach kurzer Krankheit verließ seine Seele diese Erde am Fest der unschuldigen Kinder, um in deren Mitte den Platz einzunehmen, den er sich durch die Bewahrung seiner Unschuld von Jugend auf verdient hatte. – In Folge zahlloser Wunder und der Bitten des katholischen Europa`s nahm ihn Alexander VII. 1661 unter die Seligen und 1665 unter die Heiligen auf. Papst Pius IX. erhob ihn am 19. Juli 1877 zur Ehre eines Doktors der katholischen Kirche. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 70 – S. 73

siehe auch den Beitrag: Heiliger Franz von Sales Kirchenlehrer

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