Heiliger Johannes Gualbertus Ordensstifter

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

12. Juli

Der heilige Gualbertus, der sich rächen wollte, steht vor dem Mörder seines Bruders; dieser kniet vor ihm, um Verzeihung zu erbitten; der Mann neben Gualbertus hält das Schwert, mit dem Gualbertus den Mörder töten wollte

Der heilige Johannes Gualbertus Ordensstifter

des Vallombrosaner-Ordens

Es war gerade am heiligen Karfreitag, als der junge Edelmann Gualbert dem lang aufgesuchten Mörder seines lieben Bruders Hugo, dem er nach Sitte der damaligen Zeit Blutrache geschworen, in einem Hohlwege bei Florenz begegnete. Zornentbrannt zückte er das Schwert gegen den Wehrlosen. Dieser, nicht im Stande zu fliehen, kniete nieder, kreuzte die Arme über der Brust und flehte: „Um Jesu willen, der heute am Kreuz seinen Mördern verziehen, erbarme dich meiner; wenn ich ein Mörder bin, wolle du es nicht auch werden; wenn ich im Sturme der Leidenschaft unschuldiges Blut vergossen, so schone du in ruhiger Besonnenheit des Schuldigen und vergib dem Reumütigen.“ Gualbert fühlte sich wie gelähmt, so sehr hatte diese Bitte sein Herz erschüttert, und nachdem er eine Weile mit sich selbst gekämpft, warf er das Schwert fort, reichte dem Knienden die rechte Hand mit dem Ausruf: „Um was du am Karfreitag im Namen Jesu bittest, kann ich dir nicht abschlagen: möge Gott auch mit meine Sünden verzeihen!“, er umarmte und küßte ihn und eilte von dannen. Wunderbar im Gemüt aufgeregt kam er zur Klosterkirche St. Minias, schickte seinen Begleiter mit den Pferden heim, trat in die Kirche und kniete vor dem Bild des Gekreuzigten nieder zum Gebet. Als er sein tränenfeuchtes Auge zum heiligen Bild empor richtete, schien der gekreuzigte Jesus voll Huld und Gnade das Haupt zu neigen und freundlich zu sagen: „Weil du verziehen hast, will auch Ich dir verzeihen.“

Dieser Johannes Gualbertus, im Jahre 985 zu Florenz geboren, stammte aus adeligem Geschlecht und war von Jugend an zum Militärdienst bestimmt. Sein Vater, ein Kriegsmann, erzog den gar lebhaften Knaben in den schönen Wissenschaften und pflegte in ihm das kriegerische Selbst- und Ehrgefühl; aber von einer Anleitung zu Religiosität und christlicher Tugend wird nichts gemeldet, vielmehr soll der Vater selbst ihn aufgehetzt haben zur blutigen Rache an dem Mörder seines einzigen Bruders Hugo.

Wunderbar hatte Gottes Barmherzigkeit diesen Rachedurst gestillt: Gualbert stand ganz umgewandelt vor dem Kruzifix auf, und bat sogleich den Abt des Klosters um Aufnahme. Dieser hörte die Erzählung des schmucken Edelmannes an, schien der wallenden Aufregung des Jünglings nicht recht zu trauen und sprach: „Nur gemach, junger Herr; gut Ding will Weile haben. Du wirst doch nicht in Stiefel und Sporen in den Habit und in den Himmel wollen, das verwöhnte Weltkind möchte sich leicht verrechnen an der Selbstverleugnung und Strenge, die das Ordensleben fordert; dein Vater und deine Verwandtschaft wird kaum deiner Meinung sein.“ Doch Johannes harrte aus in Bitten und Tränen, bis der Abt ihm erlaubte, in weltlichen Kleidern am Gottesdienst bei Tag und Nacht teilzunehmen. Als der Vater dieses Alles erfuhr, sprengte er voll Zorn ins Kloster und verlangte unter schweren Drohungen den Sohn zurück. Der Abt erzählte ihm ruhig das Vorgefallene, erklärte sich zu Allem bereit und führte ihn zum Sohn. Dieser hatte inzwischen von der Ankunft des zürnenden Vaters gehört, sich selbst schnell die Haarlocken abgeschnitten, ein altes Ordenskleid angezogen, sich in die Kirche geflüchtet und erwartete vor dem Altare kniend die ihn Suchenden. Wie der Vater sein Kind in dem heiligen Kleide auf den Knien vor dem Altar sah, stürzten Tränen aus seinen Augen; sprachlos bekämpfte er seine Gefühle, schritt auf ihn zu, streckte seine Hand aus und – segnete ihn zum Dienst Gottes.

Der Novize wandelte nun eifrig auf dem schmalen Wege der Buße, der Abtötung, des Gebetes und pünktlichen Gehorsams, beschränkte sich in Kleidung, Speise und schlaf auf das Allernotwendigste und leuchtete bald als ein Vorbild klösterlicher Tugend und Gottesliebe.

Als aber nach dem Tode des ehrwürdigen Abtes sein Nachfolger diese Würde um Geld sich erkaufte und um die klösterliche Zucht sich wenig kümmerte, verließ Johannes, begleitet von einem Mitbruder, auf den Rat des frommen Tenzo sein entehrtes Kloster, und begab sich nach Camaldoli zum hl. Romuald, der ihm riet, im einsamen Vallombrosa – Schattental -, wo er zwei treffliche Einsiedler finden werde, sich niederzulassen. So geschah es; diese vier Männer lebten um mit einander in solcher Vollkommenheit, daß mehrere Geistliche und Laien sich zu ihnen gesellten und den Bau eines Klosters notwendig machten. Zu diesem Zweck schenkte ihnen die Äbtissin von St. Hilarius Wiesen, Weinberge und Waldungen. Nach Vollendung des Baues wählten sie trotz seines Widerstrebens den Gualbert zu ihrem Abt und gelobten, die Regel des hl. Benedikt nach ihrer ursprünglichen Strenge zu halten. Ihre freiwillige Armut war so groß, daß ihrer Drei mit einem kleinen Brot täglich sich begnügten; indem die Freudigkeit des Herzens, welche der Abt durch sein liebevolles Benehmen in ihnen befestigte, reichlich jeden Mangel an leiblicher Pflege ersetzte.

Die vielen Vergabungen, die Gualbert erhielt, veranlaßten ihn zu einer neuen Einrichtung, indem er die Besorgung des Zeitlichen den Laienbrüdern übertrug, welche eine von den eigentlichen Mönchen etwas verschiedene Kleidung hatten und wegen ihrer Arbeiten zu weniger strengem Stillschweigen verpflichtet waren. Diese Einrichtung fand auch in andern Orden Beifall. Der Ruf von dem heiligen Leben der Mönche von Vallombrosa, deren Orden Papst Alexander II. im Jahre 1070 kirchlich bestätigt hatte, zog viele Bischöfe und Fürsten dahin; die einen baten um Hilfe, verfallende Klöster nach ihren Grundsätzen neu zu beleben; die andern boten Güter an, neue zu gründen. Gualbert`s Eifer für die Ehre Gottes und für das Heil der Seelen kannte keine Ermüdung; in kurzem blühten zwölf neue Klöster, schon bestehende nahmen die Verbesserung an und traten der Kongregation bei, die unter Papst Innozenz III. über sechzig Klöster zählte und bis zum 17. Jahrhundert der Kirche zwölf Kardinäle, gegen vierzig Bischöfe, über hundert Schriftsteller und mehrere Heilige und Selige gab.

Gualbert`s Wirksamkeit erstreckte sich weit über die Mauern seiner Klöster hinaus. „Er gründete Spitäler für Kranke, arbeitete an der Lebensbesserung vieler Priester, an der Ausrottung der Simonie und an der Verschönerung des Gottesdienstes. Dabei blieb er so demütig, daß er nie zu bewegen war, auch nur die niederen kirchlichen Weihen zu empfangen, und das Volk pflegte zu sagen: „Wolle man wissen, wer Abt in Vallombrosa sei, so brauche man nur zu sehen, wer unter den dortigen Mönchen der demütigste, geduldigste und frömmste sei.“ Er empfing – 88 Jahre alt – die „Krone der Gerechtigkeit“ am 12. Juli 1073. Dem schon im Leben und im Grabe durch viele Wunder verherrlichten Heiligen hat Papst Cölestin III. 1193 die Ehre des Altars feierlich zuerkannt. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 523-525

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