Heiligenkalender
19. August
Fromme Verehrer des hochheiligsten Herzens Jesu im siebzehnten Jahrhundert
Heiliger Johannes Eudes Ordensgründer
Johannes wurde am 14. November 1601 in der Pfarre Ri in Frankreich geboren. In seiner Kindheit zeichnete er sich besonders durch die Tugend der Sanftmut und Keuschheit aus. Seine ersten Studien machte er bei den Jesuiten in Caen, wo er wegen seiner Frömmigkeit und seines Fortschrittes in den Wissenschaften verdiente, in die marianische Kongregation aufgenommen zu werden.
Nachdem er sich in würdiger Weise auf das Priestertum vorbereitet hatte, empfing er im Jahre 1626 die Priesterweihe, und feierte am Weihnachtstag seine erste heilige Messe. Der Eindruck dieser Feier blieb ihm sein ganzes Leben unvergeßlich, so daß er zu sagen pflegte, man sollte eigentlich drei Ewigkeiten haben, um die heilige Messe würdig darzubringen, eine für die Vorbereitung, eine zweite für die Darbringung selbst, die dritte für die Danksagung.
Als seine geistlichen Oberen in ihm eine seltene Predigergabe entdeckt hatten, bestimmten sie ihn für die apostolischen Arbeiten in den Missionen, die er von nun an bis gegen das Ende seines Lebens unermüdlich in Städten und auf dem Land in verschiedenen Bistümern abhielt. Diese Missionen waren damals in Frankreich von besonderer Wichtigkeit. Das Land war in religiöser Beziehung tief gesunken, das Volk unwissend und roh, der Adel ausschweifend und hochfahrend, der Priesterstand auch nicht frei von diesen Übeln; der Geist der Irrlehre tobte durch das Königreich, während sich unter den Katholiken der Geist der Unabhängigkeit vom Oberhaupt der Kirche, vom römischen Papst, in sehr gefährlicher Weise kund gab; die Sakramente der Kirche waren vielfach verachtet oder entweiht. Da erbarmte sich Gott des Landes und schickte ihm geeignete, heiligmäßige Männer, zu denen auch Johannes Eudes gehört. Seine Predigten entflammten die Lauen, erschütterten die Sünder, ermutigten die Guten zur Ausdauer; seine Arbeiten trugen wesentlich zur Erneuerung des religiösen Geistes in ganzen Provinzen bei.
Zwei traurige Erfahrungen, die er auf den Missionen machte, bewogen ihn zwei neue Orden zu gründen, einen Frauenorden „von unserer lieben Frau von der Zuflucht“ im Jahre 1641, und einen Männerorden „die Kongregation Jesu und Mariä“, im Jahre 1643. Der erste Orden sollte die Bekehrung und Rettung gefallener Mädchen zur Aufgabe haben; der zweite sollte den doppelten Zweck haben, würdige Priester in theologischen Seminarien heran zu bilden, und in Stadt uns Land Missionen zu halten. Die Quelle, aus welcher diese zwei Werke hervor gegangen, und welche den apostolischen Geist des Ehrwürdigen ununterbrochen nährte, war seine tiefe Verehrung der heiligsten Herzen Jesu und Mariä. Er hatte die erste Anregung hierfür in den Schriften der beiden deutschen heiligen Jungfrauen Gertrud und Mechthildis, sowie in den Offenbarungen der heiligen Brigitta erhalten. Einmal damit vertraut geworden und belehrt über die unendlichen Schätze der Erbarmung, Gnade und Vollkommenheit, welche in diesen heiligen herzen verborgen sind, fing er an, diese Schätze durch innige Verehrung für sich selbst zu gewinnen, und sodann in Schrift und Wort deren Erkenntnis und Liebe unter den Mitgliedern seiner beiden Orden und unter den übrigen Gläubigen auszubreiten.
Zunächst beschränkte sich sein Eifer auf die Seinigen, auf die beiden von ihm gegründeten Orden. Sie sollten nach seinem Plan und Willen als höchstes Ziel ihrer Bestrebungen die Verehrung und die Verherrlichung der beiden heiligsten Herzen stets im Auge haben; er stellte sie ihnen als die einzige Regel und als die einzigen Vorbilder ihres Lebens vor die Seele; die Nachahmung derselben soll ihr eigentümlicher, besonderer Zweck sein, der sie von andern Orden unterscheide. Im Jahre 1671 schrieb er sein geistliches Testament für die Söhne und Töchter seiner Orden. Im 10. Artikel spricht er nun in begeisterten Worten also:
„Mit der ganzen Kraft meines Willens schenke ich mich der unbegreiflichen Liebe, mit welcher mein Jesus und meine gute Mutter Maria mir in ganz besonderer Weise ihr liebenswürdigstes Herz geschenkt haben. In Vereinigung mit dieser Liebe schenke ich dieses selbe Herz als ein mir gehöriges Eigentum, worüber ich zur Ehre meines Gottes verfügen kann, schenke ich es der geringen Kongregation von „Jesus und Mariä“, auf daß es sei ihr Erbteil, ihr Schatz, ihr Hauptpatron, ihr Herz, ihr Leben und die Regel der wahren Kinder dieser Kongregation. Hinwiederum schenke und übergebe ich diese Kongregation diesem göttlichen Herzen, auf daß sie für Zeit und Ewigkeit seinem Lob und seiner Ehre geweiht sei. Ich bitte und beschwöre alle meine viel geliebten Brüder, sich Mühe zu geben, demselben alle wie immer mögliche Ehre zu geben und zu verschaffen, seine Feste und Tagzeiten nach der der Kongregation eigenen Ordnung mit größtmöglicher Andacht zu halten, auf allen Missionen einige Male über diesen Gegenstand zu predigen, in allen ihren Herzen ein vollkommenes Bild von diesem heiligsten Herzen einzuprägen, es zu betrachten und demselben als ihrer ersten Regel ihr Leben und ihren Wandel nachzubilden, sich in allen ihren Handlungen und Übungen ganz an Jesus und Maria hinzugeben, um sie im Geist der Demut und nach dem Willen ihres heiligsten Herzens zu vollbringen. Auf diese Weise werden sie Gott mit einem gotteswürdigen Herzen lieben und ehren und ganz nach dem Herzen Gottes und wahre Kinder des Herzens Jesu und Mariä sein.“ In ähnlicher Weise spricht er sich für den Frauenorden aus.
Um diesen Geist der wahren Andacht zu den beiden göttlichen Herzen unter den Seinigen zu nähren, verfaßte er eigene Gebete zu den heiligsten Herzen, schrieb genau die Zeit vor, wann sie gemeinschaftlich zu verrichten seien, führte mit Erlaubnis der kirchlichen Obrigkeit das Fest der beiden heiligen Herzen in beiden Orden ein, wofür er eine eigene Messe und Tagzeiten verfaßte. Bis jetzt war noch nirgends eine Kirche oder Kapelle dem Herzen Jesu oder Mariä geweiht worden. Im Jahre 1652 fing P. Eudes in Contances den Bau einer Kirche für das bischöfliche Seminar seines Ordens an; nach drei Jahren am 4. September 1655 wurde sie feierlich vom Generalvikar des Bischofs eingeweiht unter dem Titel: Kirche oder Kapelle des Herzens Jesu und Mariä. Das ist also die allererste Kirche, welche in der katholischen Welt dem göttlichen Herzen errichtet wurde.
Während er in solcher Weise bei den Seinigen die Andacht zum Herzen Jesu und seiner Mutter begründete, suchte er sie ebenso eifrig bei dem gläubigen Volk bekannt zu machen. Als er im Jahre 1648 in Autun eine Mission hielt, und dabei über die heiligsten Herzen predigte, fanden seine Worte sowohl beim Bischof als beim Volk eine sehr gute Aufnahme. In Folge dessen überreichte er dem Oberhirten Messe und Tagzeiten zu Ehren des göttlichen Herzens Jesu und des Namens Mariä zur kirchlichen Bewilligung für die ganze Diözese. Der Bischof begnügte sich nicht, dieselben nur zu bewilligen, sondern ermahnte alle Priester seines Bistums, sich derselben zu bedienen, um, wie er sich ausdrückte, „den beiden so heiligen und verehrungswürdigen Gegenständen, wie es das göttliche Herz und der gebenedeite Name der Mutter Gottes sind, die ihnen gebührende Ehre und Verehrung zu erweisen.“ Am 8. Februar wurde in der Kathedrale zu Autun selbst das Fest gefeiert, und P. Eudes hatte die große Freude, dabei selbst das Hochamt zu halten.
Kurz nach dieser segensreichen Mission hielt er eine zweite in Beaume ab. Auch hier drangen seine apostolischen Worte dem gläubigen Volk tief zu Herzen; es fanden zahlreiche Bekehrungen statt. Aber P. Eudes kannte die Schwäche der menschlichen Natur; um die Gläubigen dagegen zu stärken, wollte er ihnen eine neue Gnadenquelle in den heiligsten Herzen Jesu und Mariä eröffnen. Er hielt hierüber zuerst mehrere Predigten, und als er sah, wie begierig dieselben angehört und aufgenommen wurden, gründete er sofort eine Bruderschaft zum heiligsten Herzen Mariä für die Weltleute, die erste, deren die Geschichte der Kirche Erwähnung tut. Als P. Eudes sah, welche reiche Früchte diese Bruderschaft trug, machte er sich`s zur Gewohnheit, bei allen seinen nachfolgenden Missionen am Schluß eine ähnliche Bruderschaft zu errichten, bald vom Herzen Mariä, bald vom Herzen Jesu, bald wieder von beiden hl. Herzen.
Es ist dem ehrwürdigen P. Eudes ganz eigen, diese beiden hl. Herzen stets mit einander vereint zu ehren. Die ersten Jahre pflegte er vorzugsweise die Andacht zum „Herzen der wunderbaren Mutter“, jedoch so, daß er dabei stets auf das göttliche Herz des Sohnes hinwies, und seine Verehrung mit der Verehrung des Mutterherzens Mariä vereinte. Als er nun in jahrelanger Erfahrung die segensreichen Früchte bemerkte, welche die Andacht zum Herzen Mariä, die Feier seines Festes und seine Bruderschaften hervor brachten, beschloß er, ein gleiches auch für das göttliche Herz des Erlösers anzustreben. Zunächst verfaßte er ein Buch: „Die Andacht zum anbetungswürdigen Herzen Jesu“, welches am 27. Juli 1670 von drei Theologen der Hochschule in Paris ins ehr belobenden Worten die Druckbewilligung erhielt. Es ist dies eines der ersten Bücher, welche eigens für die Verehrung des göttlichen Herzens Jesu erschienen sind.
Im selben Jahr 1670 hatte der Ehrwürdige in der Stadt Rennes in der Bretagne eine sehr lange Mission abgehalten. Der Bischof der Stadt war über den Erfolg derselben so erfreut, daß er den P. Eudes ersuchte, ein Ordenshaus seiner Kongregation von Jesus und Maria zu gründen und die Leitung des bischöflichen Seminars zu übernehmen. Der Ehrwürdige willfahrte dem Wunsch des Bischofs von Herzen gern, erbat sich aber die Bewilligung aus, an der neuen Kirche alljährlich das Fest des göttlichen Herzens Jesu mit eigener Festmesse und priesterlichen Tagzeiten feiern zu dürfen und diese Messe und Tagzeiten an jedem ersten Freitag des Monats wiederholen zu dürfen, soweit es die bestehenden kirchlichenVorschriften gestatteten. Der Bischof gewährte beide Bitten; das Fest wurde zuerst auf den 30. August, später auf den 20. Oktober verlegt, und noch im selben Jahr 1670 von den Priestern der Eudisten-Kongregation auf das feierlichste in der Kapelle zu Rennes begangen.
Dieser Erfolg ermutigte den Ehrwürdigen, daß er sogleich um dieselbe Bewilligung der Feier des Herz-Jesu-Festes bei andern Bischöfen anhielt. Er erhielt sie auch in der Tat für sechs Häuser seines Ordens, die in verschiedenen Bistümern lagen. Hoch erfreut darüber richtete er an seine Ordensbrüder am 29. Juli 1672 ein Rundschreiben, in welchem er in begeisternden Worten die alljährliche Feier des Herz-Jesu-Festes für den 20. Oktober in den sechs Ordenshäusern vorschrieb. …
Die Ordensbrüder des Ehrwürdigen erfüllten auf das Genaueste die Vorschriften ihres Obern. Sie verkündeten in ihren Ordenskirchen die Festfeier im Voraus, hielten am Vorabend strenges Fasten und speisten zwölf Arme, am Fest selbst wurde das heiligste Sakrament für den ganzen Tag zur Anbetung ausgesetzt, ein feierliches Hochamt vom hl. Herzen gesungen und eine Predigt über das göttliche Herz gehalten.
Wie bereits erzählt wurde, hatte P. Eudes an mehreren Orten durch die Bischöfe die Bruderschaft vom hl. Herzen Jesu und Mariä errichten lassen; es fehlte aber bisher immer noch ein päpstliches Ablassbreve für dieselben. Nun schickte er Ehrwürdige im Jahre 1674 einen seiner Ordensbrüder nach Rom, um vom hl. Stuhl mehrere Gnaden zu erbitten, unter anderem auch ein Breve für die Bruderschaft, welche zu Ehren der beiden heiligen Herzen an der Ordenskirche zu Coutances sollte errichtet werden. Der Papst Klemens X. gewährte diese Bitte, erteilte der Bruderschaft mehrere Ablässe, unter anderem auch einen vollkommenen für den 20. Oktober, an welchem Tag an der Kirche der Eudisten das Fest des heiligsten Herzens Jesu, und somit das Titelfest der Bruderschaft gefeiert wurde. Diese Bruderschaft wurde aber erst im Jahre 1688 vom Bischof von Coutances kirchlich errichtet. Kurze Zeit nachher erhielt P. Eudes im Jahre 1674 und 1675 weitere fünf päpstliche Breven für dieselbe Bruderschaft an andern Kirchen seines Ordens.
Somit war durch die Bemühungen des apostolischen Mannes die Andacht zum göttlichen Herzen bereits zu einer öffentlichen, an vielen Kirchen von der geistlichen Obrigkeit bewilligten und gebilligten und vom päpstlichen Stuhl selbst belobten und mit Ablassgnaden bereicherten Andacht erhoben, das Fest dieses Herzens daselbst alljährlich in feierlicher Weise begangen und dadurch diese Andacht unter dem gläubigen Volk verbreitet und befestigt. Der Ehrwürdige, der sein ganzes priesterliches Leben auf dieses Werk verwendet hatte, beschloß seine Arbeit mit einem großen Buch über die beiden heiligsten Herzen. Am 25. Juli 1680 konnte er in sein Tagebuch die Bemerkung nieder schreiben: „Am heutigen Tag hat mir Gott die Gnade gegeben, mein Buch über „das wunderbare Herz der heiligsten Gottesmutter“ zu vollenden.“ Wenige Wochen nachher, am 29. August, ging er zur ewigen Ruhe ein…
Aber gerade seine Liebe zu den beiden heiligsten Herzen wurde ihm eine reiche Quelle von Verfolgungen. Er fand viele Gegner der Andacht zu diesen Herzen teils unter katholischen Gelehrten, teils unter den Anhängern der ketzerischen Sekte der Jansenisten. Man verspottete und verhöhnte ihn in öffentlichen Schriften, verklagte ihn bei der geistlichen Obrigkeit, untergrub sein Ansehen beim Volk, verschwärzte ihn beim König und wagte es sogar, beim heiligen Stuhl in Rom ihn anzuschuldigen wegen der Einführung der Andacht zu den beiden heiligsten Herzen. P. Eudes blieb im Herzen inmitten all dieser Stürme ruhig, verteidigte sich, wo es nötig war, mit Bescheidenheit und Würde und fuhr mutig fort, sein apostolisches Werk unter den Augen der kirchlichen Obrigkeit auszubreiten. Im Jahre 1874 hat beim heiligen Stuhl bereits der Prozess seiner Seligsprechung begonnen. (*) –
aus: Franz Hattler SJ, Großes Herz-Jesu-Buch für die christliche Familie, 1897, S. 613 – S. 618
(*) 1909 selig-, 1925 heiliggesprochen