Heiliger Norbert Ordensstifter Erzbischof

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

6. Juni

Der heilige Norbert steht in bischöflicher Kleidung, seitlich von ihm ist die Monstranz; über ihm sind in den Wolken Gottvater und der Heilige Geist als Taube sowie Engel mit Weihrauchfäßchen; der Heilige ist umgeben von Männer und Frauen in prächtiger Kleidung

Der heilige Norbert Ordensstifter und Erzbischof

Ein gar liebliches und erhebendes Denkmal der unergründlichen Barmherzigkeit Gottes ist der hl. Norbert. Zu Xanten im Herzogtum Kleve 1082 aus hochadeligem Geschlecht geboren, war er als ehr schöner, reicher, talentvoller, feingebildeter witziger und heiterer Jüngling allgemein beliebt, die Seele aller Festlichkeiten; er trank auch den Becher der Weltfreuden in vollen Zügen. Zwar wählte er den geistlichen Stand, ließ sich aber nur zum Subdiakon weihen, um im Genuss der sinnlichen Vergnügen weniger geniert zu sein. Seine hohe Abkunft verschaffte ihm ein Kanonikat am Hofe des Erzbischofs von Köln und die Stelle des Almosengebers bei Kaiser Heinrich V., aber nicht eine würdevollere Lebensweise. Obwohl sein Herz bei all` diesen sinnlichen Genüssen sich leer und unbefriedigt fühlte: so hatte er dennoch nicht den Mut, diese Sklavenketten zu brechen.
Als er einst in stolzer Kleidung auf schmuckem Roß wieder zu einer Lustbarkeit über Land ritt, entlud sich plötzlich über ih ein furchtbares Ungewitter; unter krachendem Donner fuhr der zuckende Blitz neben ihm nieder, betäubt stürzte er von dem sich bäumenden Pferd. Aufwachend und klar einsehend die entsetzliche Gefahr, die seinem Leib und noch mehr seiner Seele gedroht, rief er wie Saulus vor Damaskus: „Herr, was willst Du, daß ich tun soll?“ Eine innere Stimme sagte ihm: „Meide das Böse, tue das Gute, suche den Frieden und widme ihm all` dein Sinnen!“ (Ps. 33)

Norbert verstand diesen Ruf der Gnade und erfaßte die rettende Hand. Nicht wieder an den Hof nach Köln, sondern nach Xanten ging er, vertauschte die seidenen Gewande mit einem Bußkleid, fastete bei Wasser und Brot, und beweinte um so bitterer seine Sünden, je tiefer ihn die göttlichen Barmherzigkeit rührte, die ihn mit der wohl verdienten Höllenstrafe verschont hatte. Um seine Bekehrung zu befestigen, brachte er zwei Jahre im Kloster Siegburg bei Köln als eifriger Büßer zu und empfing dann, dreißig Jahre alt, die Priesterweihe.

Bei seiner Primiz in Xanten hielt Norbert eine erschütternde Predigt über die Kürze des Lebens, über die Eitelkeit der Weltfreuden und über die Schrecknisse der Gerechtigkeit Gottes für diejenigen, welche sich nicht unter seine Barmherzigkeit flüchten; und am andern Tage rügte er vor den versammelten Chorherren scharf die unter ihnen herrschenden Missbräuche. Dafür verleumdeten sie ihn beim päpstlichen Legaten als Neuerer und Heuchler. Norbert rechtfertigte sich aus Demut nicht: aber Gott selbst offenbarte seine Unschuld durch ein Wunder. Nun legte er seine Ämter nieder, verteilte sein großes Vermögen unter die Armen, reiste nach St. Gilles in Languedoc, wo Papst Gelasius II. sich befand, und erflehte sich die Vollmacht, als Missionar predigen zu dürfen, wo er könne.

Voll des Eifers für die Ehre Gottes und das Heil der Seelen durchwanderte er Frankreich. Er trug ein weißes Oberkleid von grober Wolle, fastete sehr streng, ging barfuß im Schnee und ermahnte mit erstaunlichem Erfolg die Sünder zur Buße. Auf dem Wege schlossen sich ihm drei Begleiter an; aber sie erlagen bald dieser harten Lebensweise in seligem Tode. In Valenciennes fand er wunderbar einen neuen vortrefflichen Schüler. Dort besuchte er Burkard, den Bischof von Cambrai, seinen Jugendfreund. Als der Bischof den früher so weltlich gesinnten Norbert erkannte, fiel er ihm mit tiefster Rührung um den Hals und rief erstaunt: „O Norbert, wer hätte wohl je von dir das gedacht oder geglaubt!“ Die Verwunderung seines Hofkaplans Hugo bemerkend, sprach er zu diesem: “Siehe, derjenige, den du hier in so ärmlichem Anzug erblickst, ist mit mir am kaiserlichen Hofe ein üppiger, Prunk liebender Lebemann gewesen!“ Hugo wurde durch dieses Wunder der Gnade so erschüttert, daß er zu weinen anfing und den Norbert kniefällig bat, ihn als Schüler und Begleiter anzunehmen.

Der Heilige setzte mit Hugo seine Mission fort, und eine reiche Ernte lohnte seine Mühe. Namentlich hatte er von Gott die Gabe Frieden zu stiften, alte und verhärtete Feindschaften auszusöhnen.

Zu Laon bat ihn der Bischof dringendst, das dortige Chorherren-Stift zu reformieren; aber diese Chorherren wollten sich nicht den strengeren Gesetzen fügen. Deshalb wählte Norbert das ihm vom Bischof geschenkte, wilde Tal Prémontré, gründete ein Kloster mit seinen Schülern, deren Zahl sich schnell auf vierzig vermehrte, und führte die Regel des hl. Augustin mit wesentlichen Verschärfungen ein. Er verordnete ein weißwollenes Ordenskleid zur Erinnerung, daß die Mönche auf Erden die Stelle der Engel vertreten und sich einer vorzüglichen Reinheit beim Gottesdienst zu befleißen haben; außerdem schrieb er strenges Fasten, beständiges Stillschweigen und gastliche Pflege der Armen vor. Sehr schnell breitete sich der Orden der Prämonstratenser oder Norbertiner über die ganze katholische Welt aus, und im fünfzehnten Jahrhundert zählte er über tausend Abteien, dreihundert Propsteien und fünfhundert Frauenklöster.

Um diese Zeit richtete Tanchelin, ein fanatischer Schwärmer, in Belgien eine schreckliche Verwirrung an; er predigte dem Volk, daß es keine Sakramente empfangen und keine Zehnten an die Geistlichkeit zahlen solle, daß das heilige Altarsakrament nichts Heiliges, daß er gleich Christo Gott und voll des heiligen Geistes sei; er wußte das Volk so zu betören, daß es sein Badwasser als eine hochheilige Reliquie betrachtete und die abscheulichsten Unsittlichkeiten beging.

In dieser traurigen Lage rief der Bischof von Cambrai seinen Freund Norbert zu Hilfe. Dieser kam mit tüchtigen Arbeitern seines Ordens nach Antwerpen und war bald Sieger über die Gräuel dieser Ketzerei. Er ging dabei mit wunderbarer Sanftmut zu Werke: „Wundert euch nicht, meine Brüder“, redete er die Verführten begütigend an, „ihr habt nur aus Unwissenheit geirrt, ihr habt die Lüge für Wahrheit angenommen, weil es euch an Unterricht mangelte…“ Diese Sprache der Liebe, die freundliche Belehrung und die heiligen Werke des Predigers bewirkten bald, daß die Verirrten zum katholischen Glauben zurück kehrten und die heiligen Hostien, welche sie zehn bis fünfzehn Jahre lang in Kisten und Löchern versteckt hatten, voll hl. Reue herbei brachten. Mit unendlichem Jubel wurde ein Fest zur Sühne und Anbetung des heiligsten Altarsakraments gefeiert.

In wichtiger Angelegenheit mußte Norbert zu König Lothar II. nach Speyer reisen. Zu gleicher Zeit kamen auch Abgeordnete von Magdeburg dahin, welche an die Stelle des verstorbenen Erzbischofs einen Nachfolger wünschten. Der Ruhm und die Heiligkeit Norbert`s lenkte die Wahl auf ihn; aber nur der ausdrückliche Befehl des päpstlichen Legaten vermochte seine Demut zu bewegen, daß er aus Gehorsam diese Würde annahm.

Magdeburg empfing ihn mit glänzender Feierlichkeit: er aber betrat in geringer Kleidung und barfuß die Stadt. Als der Festzug aus der Kirche beim bischöflichen Palast ankam, und die voran schreitenden Herren eingetreten waren, wollte der Torwächter dem schlecht gekleideten Mönch den Eingang verweigern mit dem Ruf: „Zurück – es sind schon Bettler genug da drinnen.“ Über seinen Irrtum belehrt, wollte dieser erschrocken davon fliehen. Norbert aber rief ihm lächelnd nach: „Fliehe nur nicht, mein Bruder, du kennst mich besser als die, welche mich in diesen Palast hinein nötigen.“

Der neue Erzbischof traf sehr viel Mangelhaftes bei der Geistlichkeit und in der Verwaltung an. Mit heiligem Eifer belehrte, ordnete, verbesserte und strafte er. Seine Heiligkeit war zuchtlosen Geistlichen unausstehlich; wiederholt dingten sie Meuchelmörder wider ihn und reizten das Volk zu Tumult und Aufruhr; er aber zeigte eine heldenmütige Unerschrockenheit und heiße Sehnsucht nach dem Martertod, wurde jedoch von der göttlichen Vorsehung beschützt und verzieh seinen Feinden von Herzen.

Nachdem er die Missbräuche und Ärgernisse entfernt, die Diözese in geordneten Zustand gebracht und seine Kräfte im Weinberg des Herrn aufgezehrt hatte, ging er, zweiundfünfzig Jahre alt, ein in die ewige Ruhe, am 6. Juni 1134. Papst Gregor XIII. erhob ihn 1582 unter die Heiligen. Sein heiliger Leib wurde in Magdeburg hoch verehrt, aber in Folge der Reformation von Kaiser Ferdinand II. im Jahre 1627 feierlichst nach Prag übertragen. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 433-435

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