Seliger Marcellin Champagnat Priester

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

6. Juni

Der selige Marcellin Champagnat, Priester

(20. Mai 1789 – 6. Juni 1840)

Selig gesprochen am 29. Mai 1955

Der selige Champagnat hat eine gewisse Ähnlichkeit und manche Berührungspunkte mit dem heiligen Johannes Vianney, dem bekannten Pfarrer von Ars, dessen Mitschüler er im großen Seminar von Lyon war. Beide begannen erst im Alter von ungefähr sechzehn Jahren ihre Studien wofür sie zudem, menschlich gesehen, ungenügende Talente hatten. Beide haben mit Vertrauen auf Gottes Hilfe und durch ihr demütiges Mitwirken nicht bloß das Ziel des Priestertums erreicht, von dem menschliche Voraussicht und Klugheit sie hatte ausschließen wollen; sie haben auch beide die ihnen anvertraute Herde durch die Heiligkeit ihres Lebens umgewandelt. So erinnert ihr Leben immer von neuem an die alte Wahrheit, daß bei aller Anerkennung auch der natürlichen Werte das Entscheidende und Ausschlaggebende im übernatürlichen Beruf des Priesters und des Christen überhaupt in der Vereinigung mit Gott durch die sittliche Angleichung an den Geist Gottes liegt. So hat j aauch Christus der Herr erklärt: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der trägt viele Frucht.“ – Wenn freilich der heilige Pfarrer von Ars bis in sein 73. Lebensjahr wirken konnte (1786 bis 1859), so waren dem seligen Champagnat nur 51 Jahre gegeben.

Im Elternhaus des seligen Marcellin

Als die Stürme der Französischen Revolution vorüber waren, machten sich als deren Folgen nicht bloß eine große religiöse Unwissenheit des Volkes, sondern auch ein merklicher Priestermangel geltend. Deshalb sandte im Jahre 1805 der Erzbischof von Lyon einen Professor seines Seminars auf die Suche nach Priesterberufen in die Landgemeinden.. Dieser kam auch in das Haus der kinderreichen, patriarchalischen Familie des Müllers Champagnat in Rozy, Pfarrei Marlhes. Von den älteren Söhnen zeigte jedoch keiner Lust zum Studieren. Der jüngere, Marcellin, errötete schüchtern und wagte nicht zu antworten, als auch er gefragt wurde, ob er Latein lernen wolle. Im privaten Gespräch mit ihm wurde jedoch der Professor so tief von der aufrichtigen Einfalt und Bescheidenheit des damals sechzehn jährigen Jungen beeindruckt, daß er ihm unwillkürlich erklärte: „Du musst studieren und Priester werden.“ Dieses Wort blieb für Marcellin ein halt und eine Stütze in den kommenden, nicht geringen Schwierigkeiten. Da er noch kaum lesen oder schreiben konnte, wurde er zunächst im Hause eines Verwandten, der Lehrer war, unterrichtet. Doch dieser erklärte nach einem Jahr den Eltern, daß die zum Studium nötige Begabung fehle. Das Gottvertrauen der Heiligen läßt sich aber auch durch große Schwierigkeiten nicht entmutigen. So trat Marcellin Champagnat ins kleine Seminar in Verrières ein mit der unerschütterlichen Gewissheit: „Ich werde das Ziel erreichen, da Gott mich ruft.“

Im Seminar

Im Seminar war Marcellin der Letzte in der Klasse und musste sich bei seinem schon vorgerückten Alter auch deshalb manchen Spott von seinen jüngeren Mitschülern gefallen lassen. Am Schluss des Jahres bestand Gefahr, daß man ihn wegschicke. Da machte er, wie es der heilige Johannes Vianney in ähnlicher Lage getan hatte, eine Wallfahrt zum Grab des heiligen Franz Regis in La Louvesc und erbat sich die Gnade, daß er im Seminar bleiben könne. Und wirklich erreichte er mit eisernem Fleiß und unentwegtem Gottvertrauen trotz der Lücken in seinem Unterricht und trotz der Langsamkeit seines Denkens sein hohes Ziel: Am 22. Juli 1816 wurde er zum Priester geweiht, ein Jahr später als der heilige Johannes Vianney. Er war auch unter den zwölf Neupriestern, die am folgenden Tag, dem 23. Juli, zum Heiligtum Unserer Lieben Frau von Fourvière in Lyon pilgerten, sich und ihre Arbeiten ganz unter den Schutz der himmlischen Mutter stellten und den Plan faßten: sobald dazu eine Möglichkeit bestehe, eine „Gesellschaft Mariens“ zu gründen, die sich ganz der Rettung und Heiligung der Seelen widmen wolle. Als es einige Jahre später wirklich zur Gründung kam, blieben allerdings nur vier von den ersten zwölfen ihrem Versprechen treu. Während jedoch die Gefährten der geplanten Gesellschaft vor allem Missionen in den einzelnen Pfarreien im Auge hatten, bestand Champagnat auf der Notwendigkeit, in erster Linie Brüder für den religiösen Unterricht der Jugend heranzubilden.Man ließ ihm hierin volle Freiheit, und er sah seine Überzeugung von der Dringlichkeit jener Gründung bald durch seine Erfahrungen in der Seelsorge bestätigt.

Marcellin als Priester und Institutsgründer

In La Vallà, wohin der Bischof ihn als Vikar sandte, fand Marcellin Champagnat 2000 Seelen, die wohl guten Willens, aber in einer schrecklichen Unkenntnis der Glaubens-Wahrheiten waren. In den acht Jahren seines dortigen Wirkens veränderte sich aber das Bild der Pfarrei:seine Güte und Heiterkeit gewann die Herzen, und es gelang ihm, viele Missstände abzustellen. –

Seine Lieblingsarbeit war der Katechismus-Unterricht für die Kinder. Dabei verlor er seinen Plan der Gründung eines entsprechenden Brüderinstituts nicht aus dem Auge. Er wurde darin bestärkt, als er einmal ans Sterbebett eines Zwölfjährigen gerufen wurde und feststellen musste, daß dieser in völliger Unkenntnis der Glaubens-Wahrheiten, ja selbst des Daseins Gottes, war. Mit zwei ungebildeten, aber gutwilligen Burschen der Pfarrei, die sich ihm zur Verfügung stellten, begann er also im Jahre 1817 das Institut „der Kleinen Brüder Mariens“ – oder der „Maristen-Schulbrüder“, wie es später vom Volk genannt wurde – in einer Armut, die wirklich an jene von Bethlehem erinnerte. Die Novizen verdienten sich den Lebensunterhalt durch Handarbeit und wurden von Champagnat unterrichtet und in das geistliche Leben eingeführt. Später wurde Marcellin von seinen Verpflichtungen in der Pfarrei befreit und teilte ganz das Leben und die Armut und Arbeit seiner Novizen. Er eröffnete die erste Schule in La Vallà und ließ seine damals drei oder vier Novizen mit der Unterrichtsmethode der Schulbrüder des heiligen Johann Baptist de Lasalle bekannt machen. Bald verlangten auch andere Gemeinden nach den „Kleinen Brüdern Mariens“. Doch damit begann auch die Kritik und der Spott und Widerspruch jener, die nicht verstehen konnten, daß der arme Landkaplan ohne Geld und ohne besondere Begabung ein Institut gründen wolle. Auch Priester rieten den „Kleinen Brüdern Mariens“, sie sollten doch ein Institut verlassen, dessen Zukunft durch nicht gesichert sei. Die Klagen gelangten bis zum Erzbischof. Dieser ließ eine Untersuchung anstellen, deren urteil ebenfalls von Missgunst und Misstrauen beeinflußt war. In all diesen Widerwärtigkeiten wiederholte sich der Selige immer wieder die Worte des Psalmisten: „Wenn der HERR das Haus nicht baut, mühen sich umsonst, die daran bauen )Ps. 126, 1) … Ist aber der Herr mit mir, was sollen Menschen mir tun?“ (Ps. 117, 6; vgl. Röm. 8, 31) Bei jedem Unternehmen war für ihn die entscheidende Frage, ob Gott es wolle; und war er einmal von Gottes Willen überzeugt, so konnte nichts ihn davon abbringen. „Die göttliche Vorsehung – so sagte er dann – wird uns nicht verlassen; denn es ist ihr Werk, das wir durchführen.“

Marcellin als Apostel Mariens

Wenn der selige Champagnat die Mitglieder seines Instituts die „Kleinen Brüder Mariens“ genannt wissen wollte, so hat er sie doch immer nur als einen Teil der „Gesellschaft Mariens“ betrachtet, deren Plan im Jahre 1816 gefaßt worden war. Er selbst blieb immer mit deren Vorsteher, dem Pater Johann Klaudius Colin, in Briefwechsel und Verbindung. Als dann im Jahre 1836 die „Gesellschaft Mariens“ endgültig von Rom anerkannt wurde, legte auch er seine Gelübde als Maristenpater ab. So wurde er Mitbruder des heiligen Pater Chanel, des ersten Märtyrer von Ozeanien, und des seligen Paters Julian Eymard, der zuerst Marist war und dann im Jahre 1856 die Priester-Kongregation der Anbeter des heiligsten Sakramentes gründete. Auch der heilige Pfarrer von Ars hatte gewünscht, sich den Maristen anzuschließen, war aber durch den Bischof und durch seine Pfarrkinder davon abgehalten worden; er ließ sich durch Pater Eymard in den „Dritten Orden“ der Maristen aufnehmen.

Marcellin`s Mitwirken zur Heranbildung von Missionaren

Pater Champagnat war auch bereit, sein Brüderinstitut ganz der Leitung des Oberen der Maristen zu übergeben, doch dieser beauftragte ihn, seine Arbeit fortzusetzen wie vorher. Der Selige bat auch darum, ähnlich wie der heilige Chanel, in die Heidenmission gesandt zu werden, doch Pater Colin erklärte ihm, er solle nicht persönlich dorthin gehen, wohl aber eifrige, selbstlose und bescheidene Helfer und Mitarbeiter für die Missionare heranbilden. Dies hat er auch durch treues Mitwirken mit der Gnade Gottes geleistet, obwohl er nach dem Urteil der Menschen nicht dafür befähigt schien. Heute wirken mehr als 8000 „Kleine Brüder Mariens“ oder „Maristen-Schulbrüder“ in allen Teilen der Welt. Das Vertrauen des Seligen auf Maria, die Mutter und Mittlerin der Gnaden, hat ihn nicht enttäuscht. Darum schrieb er noch in seinem Testament die Mahnung: „Möge eine innige und kindliche Andacht zu dieser guten Mutter euch allezeit beseelen! Verbreitet die Liebe zu ihr, wo und wie immer es euch möglich ist! Sie ist die erste Vorgesetzte der ganzen Gesellschaft. Möge die Demut darum stets das Kennzeichen der Kleinen Brüder Mariens sein!“

Die getreueste Jungfrau, die er so treu verehrte, hat auch ihm die Treue gehalten. Sie erfüllte noch seinen letzten Herzenswunsch, an einem Samstag zu sterben: Sein Todestag, der 6. Juni 1840, war ein Samstag, die Vigil von Pfingsten. –
aus: Ferdinand Baumann SJ, Pius XII. erhob sie auf die Altäre, S. 350 – S. 353

Tags: Heilige

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