Heiligenkalender
8. Februar
Der heilige Johannes von Matha Ordensstifter
Im Garten Gottes, das ist, in der katholischen Kirche, blühen verschiedene liebliche Blumen; die schönste und lieblichste aber ist die Blume der Barmherzigkeit; sie hat Jesus selbst gepflanzt und mit seinem eigenen Blut begossen; Barmherzigkeit verlangt er von allen, die selig werden wollen. Eine solche Blume der Barmherzigkeit nun ist der Orden der allerheiligsten Dreifaltigkeit, oder auch der Erlösung der Gefangenen.
Der Stifter dieses Ordens ist der heilige Johannes von Matha, so genannt, weil er ein Sproß der berühmten Familie Matha gewesen. Sein Vaterland ist Frankreich; seine fromme Mutter weihte ihn als Kind schon durch ein Gelübde dem göttlichen Heiland. –
Die Vision des Heiligen
Christlich erzogen und in den Wissenschaften tüchtig unterrichtet wählte er den geistlichen Stand. In einer Kapelle des Bischofs von Paris las er seine erste heilige Messe. Da begegnete ihm etwas Wunderbares. Als er nämlich ganz glühend von Andacht nach der Wandlung die heilige Hostie erhob, erschien über dem Altar ein Engel in Gestalt eines schönen Jünglings. Er war weiß gekleidet mit einem roten und blauen Kreuz auf der Brust. Neben ihm kniete auf jeder jeder Seite ein Sklave mit schweren Ketten beladen, in unbekannte Kleidung gehüllt. Der eine schien ein Christ, der andere ein Heide zu sein. In heiliger Entzückung schaute Johannes lange dieses Gesicht. Als er wieder zu sich gekommen und die heilige Messe geendet hatte, entdeckte er die Sache dem Bischof und mehreren anderen Freunden, die zugegen waren. Diese wußten ihm keinen anderen Bescheid zu geben, als nach Rom zum Papst zu gehen, um aus dessen Mund zu erfahren, was er zu tun habe. –
Ehe er diesen Rat befolgte, begab sich Johannes zu dem frommen Einsiedler Felix von Valois, der in einem dichten, einsamen Wald Gott diente. Beide wurden innige Freunde und wetteiferten in der Liebe zu dem Herrn und in strenger Buße. Als sie einst nahe bei einem Brunnen über die unendliche Güte Gottes sich unterredeten, da sahen sie einen Hirschen dem Brunnen sich nähern. Der Hirsch hatte zwischen seinen Geweihen ein Kreuz von roter und blauer Farbe. Kaum hatten sie den Hirschen gesehen, als sie sich des wunderbaren Gesichtes erinnerten, das Johannes während seiner ersten heiligen Messe geschaut hatte. Nun warteten sie nicht länger; sogleich machten sie sich auf den Weg nach Rom.
Bestätigung des Ordens
Einer der größten Päpste regierte damals die Kirche Gottes: Innozenz III. Er nahm die beiden Einsiedler gütig auf und nachdem sie ihm ihre wunderbaren Gesichte erzählt hatten, berief er die Kardinäle und einige Bischöfe zusammen, um sich mit ihnen zu beraten; zugleich ordnete er feierliche Fasten und Gebete an, um den Willen Gottes zu erkennen. Am folgenden Tage brachte der Papst in dieser Absicht auch das heiligste Opfer dar, umgeben von seiner ganzen Geistlichkeit und in Gegenwart der zwei frommen Einsiedler. Als nun der Papst den Leib des Herrn erhob, da erschien ihm und der ganzen Versammlung der nämliche Engel auf dieselbe Weise wie zu Paris.
Da nach diesen Wundern kein Zweifel mehr waltete, daß Johannes und Felix ausersehen seien, einen Orden zur Erlösung der Gefangenen zu gründen, so bestätigte der Papst auch diesen Orden und übergab den beiden Dienern Gottes selbst das neue Ordenskleid, welches aus denselben Farben bestand, unter denen der Engel erschienen war, nämlich ein weißer langer Rock mit einem roten und blauen Kreuz mitten auf der Brust. Vom Papst gesegnet kehrten Johannes und Felix nach Frankreich zurück, wo sie bedeutende Almosen erhielten und ein Kloster davon bauten. Bald gesellten sich mehrere fromme Männer zu ihnen, die herzliches Erbarmen mit den unglücklichen Sklaven hatten. Johannes machte sich nun eifrig an das Werk. Er sammelte reichliche Liebesgaben und sendete dann mit einer bedeutenden Summe zwei seiner Ordensbrüder nach Afrika, um arme, christliche Gefangene loszukaufen. Ohne Furcht, vertrauend auf den Beistand Gottes, segelten sie über das Meer, traten mitten unter die Ungläubigen, küßten die Ketten der armen Sklaven, trösteten sie und kauften sie los. Im Jahre 1200 kehrten sie mit 186 solcher armen Gefangenen zurück.
Loskauf der Christensklaven
Als Johannes aus dem Mund der leidenden zurück gekehrten Ordensbrüder hörte, mit welcher Grausamkeit die armen Christen-Sklaven von den Ungläubigen behandelt würden, schiffte er mit einem Gefährten über`s Meer nach Tunis und kaufte dort wirklich 150 Christen los. Schon wollte er sich mit denselben auf den Rückweg in seine Heimat machen, als die Ungläubigen ihn in Fesseln legten mit dem Vorgeben, er habe sie beim Handel betrogen, in Wahrheit aber taten sie es, um noch mehr Geld von ihm zu erpressen. Johannes trug freudig die Ketten, nur der Gedanke, es möchten die bereits losgekauften Christen zurück behalten werden, machte ihn traurig. Er hatte keinen Kreuzer Geld mehr, und im ganzen Land keinen Freund, der ihm helfen konnte. Da warf er sich auf die Knie, zog ein Muttergottes-Bild, das er immer bei sich trug, aus seinem Busen, küßte es und flehte inbrünstig zur Mutter des Erlösers, sie möge doch nicht zulassen, daß die befreiten Christen wieder Sklavenkette trügen. Siehe, da erschien ihm eine Jungfrau von wunderbar schöner Gestalt und legte ihm so viel Gold in die Hände, daß er damit die Habsucht der Ungläubigen befriedigen konnte. Johannes darf nun mit seinen losgekauften Glaubensbrüdern abfahren; aber da fällt den Ungläubigen ein, daß dieser Mann vorzüglich Ursache sei, warum die Sklaven nicht abfielen von ihrem Glauben.
Wütend eilen sie an das Ufer des Meeres, wo Johannes eben das Schiff besteigen will, hauen das Steuerrruder ab und zerreißen die Segel, damit das Schiff seinen Untergang im Meer fände. Johannes aber verlor den Mut nicht; vertrauend auf Gottes Schutz betete er zu Gott, hing die Mäntel seiner Gefährten an die Segelstangen und warf sich dann mit einem Kruzifix in der Hand auf dem Boden des Schiffes nieder. In dieser Stellung sang er Psalmen während der ganzen Überfahrt. Und wunderbar, die Fahrt ging ohne Unglück ab, wohl behalten landete das Schiff an Italiens Ufern, nicht weit von Rom. Unbeschreiblich war der Jubel, als man das Schiff daherfahren sah. Kinder, Bräute, Mütter und Brüder, Eltern und Ehegatten standen am Ufer voll der Sehnsucht, ob nicht ein Vater, ein Geliebter, ein Kind, ein Bruder, eine Schwester, eine Gattin auf dem Schiff sich befinde, die sie schon lange nicht mehr gesehen und für verloren gehalten. Das Schiff landet; die befreiten Sklaven steigen aus, küssen den Boden des geliebten Vaterlandes und stürzen sich freudetrunken in die Arme ihrer Lieben.
Unterdessen aber geht still der heilige Johannes zu Fuß in sein Kloster, ohne einen Dank zu fordern. Dort erholt er sich ein wenig, dann nimmt er den Wanderstab wieder und und seine Kürbisflasche, wandert von Ort zu Ort, bettelt Almosen, und hat er die nötige Summe beisammen, so macht er sich wieder auf den Weg und beginnt sein barmherziges Werk auf`s Neue.
Einmal reiste er nach Spanien, wo die ungläubigen Mauren Alles taten, um die armen Christen-Sklaven auch noch um das kostbare Kleinod des Glaubens zu bringen. Schon hatte er eine Menge losgekauft, da ging ihm das Geld aus, um auch die Übrigen zu befreien. In dieser Not wandte er sich wieder zu seiner treuen lieben Helferin Maria. Er las ihr zu Ehren die heilige Messe und flehte gar innig um ihren Beistand. Kaum war die Messe geendet, siehe, da lag neben dem Altar so viel Geld, als er zur Loskaufung der Sklaven bedurfte.
Bekehrung der Sünder und Irrgläubigen
Aber nicht bloß war der Heilige bemüht, Sklaven aus den irdischen Ketten zu befreien, auch arme Sünder und Irrgläubige suchte er den Banden des Satans zu entreißen. Er predigte unabläßig Buße und Bekehrung. Eines Tages predigte er in der Ordenskirche zu Rom. Unter den Zuhörern befand sich ein Mensch, der während der Predigt gar wunderliche Bewegungen und Mienen machte. Der Heilige bemerkte es und befahl am Ende der Predigt, ihm den armen Menschen, der Taub und stumm war, vorzuführen. Er bemerkte alsbald, daß der Unglückliche vom Teufel besessen sei. Sogleich rief Johannes die heiligste Dreifaltigkeit an, nahm dann sein Kruzifix und hielt es dem Besessenen an den Mund. Plötzlich fuhr der Teufel von ihm aus, und er konnte wieder reden und hören. –
Wie viele Seelen der Heilige dem Untergang entriß, wie viele Betrübte er tröstete, wie viele Kranke er aufrichtete und heilte, wie viele Hungrige er speiste, ist nicht zu beschreiben. Sein ganzes Leben war ein fortdauerndes Werk der Barmherzigkeit. Endlich rief ihn Gott reich an Verdiensten in seinem 53. Jahr zu sich.
Er wird abgebildet im Ordenskleid der Trinitarier, einen gefesselten Sklaven neben sich oder eine zerbrochene Kette in der Hand. –
aus: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Bd. 1, 1904, S. 205 – S. 209