Der heilige Dominikus widmet sich der Bekehrung der Irrgläubigen
Auf den Abbildungen dieses Heiligen sieht man gewöhnlich ihm zur Seite einen Hund, welcher eine brennende Fackel trägt. Die Mutter des hl. Dominikus hatte nämlich kurz vor dessen Geburt einen Traum, als gebäre sie einen Hund mit einer flammenden Fackel. Sein glorreiches Leben zeigte später, was dieses Sinnbild zu bedeuten hatte.
Von rechtschaffenen Eltern in Spanien geboren, widmete sich Dominikus dem geistlichen Stand. Während seiner Studentenjahre war er so fromm und fleißig, daß er zuweilen ganze Nächte über seinen geistlichen Büchern zubrachte. Aber auch in der Liebe zeigte er, daß Christi Geist in ihm regiere. Es entstand eine Hungersnot, als Dominik 21 Jahre alt war; da gab er all` sein Geld hin, verkaufte sein Zimmergerät; und als er nichts mehr hatte, um den Notleidenden zu helfen, gab er auch noch sein Letztes und Liebstes hin, nämlich seine Bücher. Da man zu jenen Zeiten (1200 n. Chr.) noch nicht drucken konnte und auf Pergament Alles geschrieben wurde, so waren die Bücher eine sehr teure Sache. Manche hielten sich auf über diese Hingabe; der hl. Dominikus antwortete: Was liegt daran? Soll ich über diesen toten Bälgen brüten, wenn meine Brüder Hungers sterben?“ Ein anderes Mal fragte er eine Frau, welche weinte, was ihr fehle. Sie sagte, ihr Bruder sei von den Sarazenen gefangen worden und sie bringe die Summe nicht auf, um ihn loszukaufen. Der Student, welcher auch nicht so viel Geld hatte, bot sich alsbald an, für ihren Bruder sich austauschen zu lassen und in die Sklaverei zu gehen, was aber von der Frau nicht angenommen wurde.
Der Bischof Diego in Osma hörte von der Frömmigkeit und Tugend des jungen Dominikus und berief ihn, als er die Priesterweihe erhalten hatte, an sein Domkapitel. Hier zeigte er eine solche Frömmigkeit, daß man von ihm sagte, er habe den Marmor in der Kirche gleichsam ausgerutscht mit seinen Knien; zugleich beweinte sein christliches herz die Sünder, die Unglücklichen und die Betrübten und betete unaufhörlich für sie.
Einmal nahm der Bischof den hl. Dominik mit sich auf eine Reise. Sie kamen auch in die Stadt Toulouse. Damals aber war ein großer Teil der Einwohner in die Ketzerei der Albigenser verfallen; auch der Wirt und dessen Familie, wo Dominikus mit seinem Bischof übernachtete, gehörte diesem falschen Glauben an. Dominikus brachte es nicht über das Herz, daß er diese Leute, welche sich ihnen gastfreundlich erwiesen, im Unheil der Ketzerei verlassen sollte, er ließ sich deshalb in ein langes Zwiegespräch mit dem Wirt ein. Die Klarheit der Beweise und die herzliche Teilnahme, womit Dominikus sprach, bewirkten zuletzt, daß der Wirt überzeugt und gerührt sich mit der ganzen Familie von ihrem gottseligen Gast in die katholische Kirche aufnehmen ließ. Dieses war der Anfang der großen Wirksamkeit seines nunmehrigen Lebens.
Die Albigenser waren damals in Frankreich die giftigsten Feinde der katholischen Kirche. Unterstützt von den mächtigsten Edelleuten, welche ihren Vorteil in der Unterdrückung der Geistlichkeit suchten, verspotteten die Albigenser den Gottesdienst, zerstörten die Kirchen und verfolgten die Priester. Ja sie empörten sich auch noch gegen die weltliche Regierung und zogen in Haufen von einigen Tausenden umher und plünderten Dörfer und Städte. Der Papst hatte einige Äbte vom Orden der Zisterzienser dorthin gesendet, um dem Übel zu wehren; allein ihre Bemühungen schienen vergeblich zu sein. Da fühlte sich der hl. Dominikus berufen, all` seine Kräfte und Leben der Bekehrung dieser Irrgläubigen zu widmen. Er hielt Unterredungen manchmal acht, manchmal vierzehn Tage lang in den einzelnen angesteckten Orten mit den Häuptern der Ketzerei; und Hunderte ließen sich überzeugen und kehrten zur Kirche zurück. Einmal setzte er die Hauptpunkte, womit er den Irrtum widerlegte, schriftlich auf und übergab sie einem Glaubensgegner zur Überlegung. Dieser zeigte sie andern seiner Genossen, mit denen er Abends am Feuer saß. Diese riefen: „Wir wollen die Schrift ins Feuer werfen; wenn sie nicht verbrennt, glauben wir, daß Gott für die katholische Lehre ist.“ Wunderbarer Weise verbrannte die Schrift nicht, ungeachtet sie dieselbe nach einander dreimal ins Feuer warfen. Aber gerade diese Leute waren so verstockt, daß sie dennoch in der Ketzerei blieben und sich untereinander mit einem Eid verschworen, daß sie das Wunder Niemanden sagen wollten. Durch einen Soldaten, der allein die Wahrheit annahm und katholisch wurde, erfuhr man die Sache.
Dominikus vertraute so sehr auf die Überzeugungskraft der katholischen Wahrheit und auf die Kraft Gottes, daß er bei den Zusammenkünften und Erörterungen mit den Ketzern seine Gegner selber Schiedsrichter aufstellte, ob er in seinen Reden die Wahrheit sage oder nicht. Auf eine solche Disputation hin kehrten einmal fünfhundert Albigenser wieder zum katholischen Glauben zurück und namentlich der Schiedsrichter selbst, Arnold von Campranhan.
In Basel suchen manchmal die Pietisten dadurch Katholiken protestantisch zu machen, daß sie armen Familien anbieten, deren Kinder unentgeltlich in protestantischen Schulen oder Anstalten aufzunehmen. Da werden dann die Kinder allmählich um den katholischen Glauben gebracht und werden Protestanten. Gerade so machten es damals die Albigenser. Sie wandten sich besonders an adelige Familien, welche wegen Armut ihren Töchtern keine standesmäßige Ausbildung verschaffen konnten; diesen wurde angeboten, man wolle für deren Erziehung sorgen. Viele Mütter, denen die weltliche Ausbildung ihrer Töchter mehr angelegen war, als die Religion, schickten sie dann in diese Anstalten der Albigenser. Nach einigen Jahren kamen die Mädchen dann zurück, ganz mit dem Gift der Ketzerei angesteckt. Diesem großen Übel suchte nun Dominikus zu wehren. Von mehreren Bischöfen unterstützt, richtete er ein Kloster von Augustinerinnen ein, welche ebenfalls junge Mädchen unentgeltlich aufnahmen, um ihnen standesmäßigen Unterricht und Bildung zu erteilen.
Endlich kam es zu einem Glaubenskrieg zwischen den Katholiken und Albigensern, worin sehr viel Blut vergossen und große Grausamkeiten ausgeübt wurden. Ungeachtet dadurch bei den Ketzern der Haß gegen die Katholiken noch viel größer wurde, scheute sich Dominikus nicht, mit der größten Lebensgefahr in die Ortschaften und Häuser der Albigenser zu gehen, um ihnen die wahre Religion zu predigen. Einst hatten sie zwei Meuchelmörder gedungen, welche den hl. Dominikus erstechen sollten; allein er entkam glücklich ihren Händen. Später fragten ihn einige Irrgläubige, was er getan hätte, wenn er den Mördern in die Hände gefallen wäre? Dominikus erwiderte: Ich würde Gott dafür gedankt haben und die Mörder gebeten, mich ganz langsam zu martern, um desto mehr zu leiden. Aber ich haben noch nicht die Marterkrone verdient.“
Wenn in der Welt schwere Übel um sich greifen und besonders die katholische Kirche schädigen, so weckt der Herr der Kirche zuweilen einen neuen Orden, welcher ganz besonders die Einrichtung und das Geschick hat, dem Übel zu wehren. So geschah es auch hier. Gegen den immer weiter fressenden Krebsschaden der Ketzerei wurde der hl. Dominikus und von ihm gestiftete Predigerorden, die Dominikaner, von Gott der Kirche geschenkt. Andere Orden waren teils zu reich, teils zu gelehrt, teils zu abgeschieden von der Welt, als daß sie viel ausrichten konnten gegen die Albigenser und deren allenthalben verbreitete Irrlehren. Nach jahrelangen eigenen Versuchen mit mehreren Gefährten wurde es dem hl. Dominikus klar, was der Welt not tue, und er führte mit seinen Gefährten neue Ordensregeln ein, worin ihnen ganz besonders die hauptsächliche Aufgabe gesetzt ist, durch Predigten die christliche Wahrheit zu verbreiten.
Der Gefährte des hl. Dominikus
Da Dominikus in dieser Angelegenheit nach Rom reiste und während der Nacht betete, hatte er eine Erscheinung. Er sah am Himmel Jesus Christus, wie wenn er mit zorniger Miene drei Lanzen auf die Erde werfen wollte. Vor ihn trat die seligste Jungfrau und führte ihm zwei Männer zu als Versöhnung für die sündenvolle Welt. In dem einen Mann erkannte Dominikus sich selbst, der andere war ihm unbekannt. Den andern Tag sah er in der Kirche einen Mann, welcher ganz jenem andern gleich sah. Dominikus ging freudig auf ihn zu und sprach: „Du bist mein Gefährte, wir wollen zusammen für Gottes Sache kämpfen“; und erzählte ihm, was er diese Nacht geschaut habe. Es war der hl. Franziskus von Assisi, der gleichfalls von Gott zu einem ähnlichen Werk erweckt war, der den berühmten Orden der Franziskaner stiftete.
In Bologna predigte er jeden Tag, manchmal im Tag sogar mehrmals. Einst, da er von der Kanzel herab gestiegen war, fragte man ihn, in welchem Buch er seine Predigt studiert habe. Dominikus antwortete: „Im Buch der Liebe“. Diese Liebe zum Nebenmenschen war es auch, welche er seinen Brüdern als das beste unerläßliche Mittel anempfahl, um gut zu predigen. Um aber den reichsten und besten Stoff zum Predigen zu finden, las er täglich im Evangelium des Matthäus und den Briefen des Apostels Paulus, und forderte auch seine Brüder zum fleißigen Lesen derselben auf. Wenn er sich mit andern in ein Gespräch einließ, so wendete er es immer auf einen erbaulichen Gegenstand; war er aber auf der Reise, so hieß er gewöhnlich seine Begleiter ein wenig voraus gehen, damit er an den Herrn denken könne. Ein Dominikaner, welcher viel mit dem Heiligen umging, schreibt: „Der Fröhlichkeit schenkte er den Morgen, die Tränen versparte er für den Abend, den Tag widmete er dem Nächsten, die Nacht Gott, in halber Erkenntnis, daß Gott den Tag zu Werken der Barmherzigkeit, die nacht zur Danksagung bestimmt habe.“ –
aus: Alban Stolz, Legende oder der christliche Sternhimmel, Bd. 3 April bis Juni, 1872, S. 191 – S. 196