Heiligenkalender
12. Februar
Das Fest der sieben heiligen Stifter des Servitenordens
Die sieben Heiligen Stifter
Zur Zeit des Papstes Gregor IX. lebten in der Stadt Florenz sieben vornehme, edle und reiche Bürger von untadelhaften Sitten, voll Eifer für alle Werke der christlichen Liebe, und unermüdlich, die feindlichen Parteien zu versöhnen, welche damals ihre Vaterstadt mit Blut und Mord befleckten.
Damals befand sich auch in der Stadt Florenz unter andern frommen Bündnissen eine Bruderschaft unter dem Titel der heiligen Maria, der Größeren, insgemein „des Lobes“ genannt, weil ihre Mitglieder zu gewissen Zeiten sich in einer Kapelle versammelten und das Lob der Himmelskönigin sangen.
In dieser Bruderschaft waren auch diese sieben Bürger einverleibt, nämlich: Bonfilius Monaldi, Joahnnes Manetti, Benedikt dell` Antella, Bartholomäus Amidei, Ricoverius Lippi Auguccini, Gerardin Sostegni, Alexius Falkonieri, oder wie sie später genannt wurden: Bonfilius, Bonajuncta, Mannettus, Amadeus, Ugguccio, Sosteneus, Alexius.
Sie hielten dafür, daß zur Versöhnung der feindlichen Parteien in der Stadt wohl nichts ersprießlicher wäre, als eine zarte Andacht zur seligen Jungfrau. Daher suchten sie auch ihre Mitbürger zu bewegen, sich in die Bruderschaft zum Lob Mariens aufnehmen zu lassen. Wirklich gelang es ihren Ermahnungen und besonders ihrem schönen Beispiel, in kurzer Zeit 200 der Vornehmsten der Stadt zu bewegen, dem Hass und der Rache zu entsagen und jene Versammlungen zu besuchen, wo sie mit Freuden im Lob Gottes und der seligsten Jungfrau eines Herzens sein konnten.
Eine wunderbare Erscheinung der Himmelskönigin
Am 15. August des Jahres 1233 feierten die Mitglieder der Bruderschaft das Fest der Himmelfahrt Mariä mit großer Pracht. Besonders waren die sieben Väter mehr als gewöhnlich an diesem Tag von heiliger Andachtsglut entflammt. Während sie mit tiefer Geistessammlung den Triumphzug der Himmelskönigin in das Reich ihres Sohnes betrachteten, wurden sie in süße Verzückung erhoben. Jeder aus ihnen sah auf einmal in dieser Verzückung eine glänzende Kugel von strahlendem Licht. Sieben Strahlen gingen von ihr aus, welche die sieben Väter durchdrangen, wobei sie einen ungewöhnlichen Durst und heiße Sehnsucht nach den himmlischen Gütern in sich verspürten. Erstaunt über diese Erscheinung suchten sie die Bedeutung derselben zu erforschen, als die Himmelskönigin, gekrönt mit der Krone der Herrlichkeit, im himmlischen Glanz, umgeben von Chören der Engel einem jeden von ihnen erschien, und lieblichen Blickes mit süßen Worten jeden beim Namen nannte und jeden besonders ansprechend, ihnen befahl, die Welt zu verlassen, und sich an einen Ort zurück zu ziehen, den sie selbst ihnen zeigen wolle. Sie gab ihnen das Versprechen ihres besonderen Schutzes und beständig hilfreichen Beistandes. Darauf verschwand die wunderbare Erscheinung.
Indessen waren die Lobgesänge zu Ehren der göttlichen Mutter verklungen und die Mitglieder hatten sich entfernt, nur unsere sieben begnadigten Väter blieben zurück, und da keiner von ihnen noch wußte, daß alle die nämliche Erscheinung gehabt, so verwunderten sie sich über ihr gemeinschaftliches Beharren an dieser heiligen Stätte. Sie fühlten wohl in sich den inneren Drang, die himmlische Erscheinung einander mitzuteilen, aber aus Furcht, es möchte vielleicht der Geist der Eitelkeit aus ihnen sprechen, schwiegen sie eine Zeit lang still. Endlich nach einem tiefen Seufzer, als würde er erst jetzt seiner mächtig, brach der selige Bonfilius Moraldi, auf den alle wegen seines höheren Alters und besonderer Ehrwürdigkeit ihre Augen richteten, das Stillschweigen. Er fühlte in sich einen unwiderstehlichen Drang zu erzählen, was die göttliche Jungfrau ihm mitgeteilt. Aufmerksam hörten ihm die übrigen zu, und Tränen der Freude entrollten ihren Augen. Als Bonfilius geendet, bekannten alle einstimmig, daß sie auf gleiche Weise begnadigt worden seien. Sie bezeugten, wie auch sie die Lichtkugel gesehen, der Strahl in sie gedrungen sei und sie innerlich erschüttert habe; wie auch ihnen die heilige Jungfrau erschienen wäre und ihnen befahl, die Welt zu verlassen.
Vorkehrungen für den neuen Lebenswandel
Da nun Gott durch Maria am gleichen Ort und zur selben Zeit so wunderbar seinen Willen ihnen kund gegeben, beschlossen sie einmütig, der höheren Eingebung zu folgen, die Welt zu verlassen und sich in die Einsamkeit zurück zu ziehen. Um aber in dieser wichtigen Angelegenheit die notwendige Ordnung zu bewahren, beschlossen sie, den seligen Bonfilius mit dem Amt zu betrauen, alles Nötige vorzukehren, um die Angelegenheit ihrer Herzen auszuführen, der endlich nach vielen Bitten dieses Amt annahm.
Hierauf entsagten sie ihren Würden, verkauften ihre Güter und teilten Alles unter die Armen aus. Dann wählten sie sich auf den Vorschlag des seligen Bonfilius einen Beichtvater und Seelenführer in der Person des Vorstandes der Bruderschafts-Kapelle, Jakob von Poggibonzi, eines gelehrten und frommen Mannes. Auf den Rat dieses erleuchteten Priesters gingen sie dann zum Bischof von Florenz, Ardingus, aus dem vornehmen Geschlecht der Trotti, entdeckten ihn mit aller Demut und Offenheit, was ihnen begegnete, und was sie vorhätten, und baten ihn um seine Gutheißung und seinen Segen zu ihrem Unternehmen. Der fromme Bischof würde tief gerührt, als er diese sieben edlen Bürger so demütig flehend vor seinen Füßen sah; er weinte mit ihnen, umarmte sie und ermunterte sie, standhaft ihren Entschluss auszuführen. Er gab ihnen die Erlaubnis, sich an einen einsamen Ort zurück zu ziehen, dort einen Altar zu errichten, worauf die heilige Messe gelesen werden könne, versprach ihnen seinen Beistand, und entließ sie mit seinem väterlichen Segen.
Neuer Lebenswandel der sieben heiligen Stifter
Indessen kam der 8. September 1233; diesen Tag der heiligen Geburt Unserer Lieben Frau hatten sie bestimmt zum Anfang ihres neuen Lebenswandels. Da zogen in aller Stille alle Sieben aus der Stadt und bezogen eine ärmliche Hütte im Dorf Camarzia. Hier errichteten sie einen Altar, den sie mit dem Bild der schmerzhaften Mutter Gottes zierten, hörten die heilige Messe des Beichtvaters und empfingen mit glühender Andacht das hochheilige Sakrament. Dann legten sie ihre weltlichen Kleider ab und zogen ein ärmliches, rauhes, aschfarbenes Kleid an, entsagten vollkommen de Welt, und kündigten ihren Neigungen beständigen Krieg an. –
Neun Monate verblieben sie hier in Camazia unter beständigem Gebet, fortwährenden Betrachtungen, in heiliger Liebe und unausgesetzten Abtötungen, um durch die Verdienste Jesu Christi und seiner göttlichen Mutter vom Vater im Himmel die Bekehrung der Sünder, die Heiligung der Mitmenschen, und die Ruhe und den Frieden der Kirche zu erflehen. Allein das Auffallende ihres frommen Lebenswandels, das Beispiel ausgezeichneter Frömmigkeit, zog eine Menge Hilfsbedürftiger zu ihrer Zelle, sich ihrem Gebet zu empfehlen, oder in manchen Seelenanliegen sich Rates zu erholen. Ihre geistlichen Übungen wurden dadurch sehr unterbrochen; sie beschlossen daher, wenn es Gottes Wille wäre, diesen Ort zu verlassen, und einen andern zu beziehen, wo sie ungestörter nur Gott und Maria dienen könnten. Um den Willen Gottes zu erfahren, widmeten sie sich desto eifriger dem Gebet und den Werken der Buße. Besonders riefen sie auf Anraten des seligen Bonfilius ihre mächtige Schutzfrau an. Nicht vergeblich war das Flehen ihrer Diener; denn in einer darauf folgenden Nacht erschien ihnen abermals im glänzenden Licht die Königin der Engel und Menschen, Maria und bezeichnete ihnen den 4 Stunden von Florenz entlegenen rauhen Berg Senari als den Ort, wo es ihrem göttlichen Sohn und ihr gefiele, ihre Dienste mit Freuden aufzunehmen.
Umzug in die Einsamkeit auf dem Berg Senari
Voll des Dankes gegen die Erbarmung und Liebe der seligsten Jungfrau begaben sie sich wieder zum Bischof von Florenz, dem der Berg Senari gehörte. Mit Freuden beschenkte er sie mit demselben, um dort ihre Wohnung aufzuschlagen, und alsbald kehrten sie in ihre Zelle zurück, packten ihre wenige Habe in einen Korb und traten nach Anhörung der heiligen Messe am 31. Mai 1234, am Vorabend von Christi Himmelfahrt, den Weg nach dem Berg Senari an.
Steingerölle und schroffe Felsen, dichte Dornensträucher und in einander verschlungene Bäume, wildes Gestrüpp und jähe Abgründe hemmten oft ihre Schritte, doch die Liebe zu U. L. Frau, die sie hierher berufen hatte, überwand alle Beschwernis. Oben auf dem Berg angekommen, pflanzten sie sogleich ein Kreuz und das mitgebrachte Bild der schmerzhaften Mutter Gottes auf, fielen vor demselben nieder, flehten um Schutz und Hilfe, gaben sich mehrmal vollkommen zum Opfer hin, und brachten dann die ganze Nacht im Gebet zu. Kaum brach der Morgen an, bemühten sie sich so gut als möglich, einen Altar zu errichten, wohnten dann der heiligen Messe ihres Seelenführers bei, und empfingen die heilige Kommunion. Von Baumzweigen bauten sie sich einige Hütten, der selige Bonfilius aber trug darauf an, eine Kapelle oder Kirche zu erbauen, wo sie gemeinschaftlich ihre Andacht verrichten könnten. – Der Bischof, zu dem sich Bonfilius deshalb begeben hatte, erlaubte es, ja er kam selbst und legte den Grundstein zur Kirche.
Als die kleine Kirche vollendet war, bauten die seligen Väter für jeden aus ihnen ringsum kleine Zellen, verwandelten so den Gipfel des Berges in eine Einsiedelei, und lebten da, ganz von der Welt abgeschnitten, das strengste Büßerleben. Immer beteten sie; rauh und arm war ihre Kleidung; in den herum liegenden Bergeshöhlen brachten sie die Nächte in Betrachten des Leidens Jesu und der Schmerzen seiner heiligen Mutter zu; ein Felsblock oder der Boden ihrer Hütte war ihr Ruhebett. Mehrere Tage in der Woche enthielten sie sich der Speise; Kräuter und Wurzeln des Waldes war ihre Nahrung, Wasser ihr Trank. (Marianischer Tugendspiegel.) –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Erster Teil, 1869, Sp. 430 – Sp.435
weiterer Beitrag: Stiftung des Ordens der Diener Mariens (Servitenorden)