Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Servitenorden
Serviten, amtl. Ordo servorum Mariae (OSM), auch Diener Mariä, im Mittelalter Marienknechte genannt, gegründet von 7 angesehenen Florentinern: Bonfiglio Monaldi (Bonfilius), Giovanni di Bonagiunta (Bonajuncta), Benedetto dell` Antella (Manettus), Bartolomeo degli Amidei (Amideus), Ricoverino Lippi di Uguccione (Hugo), Gherardino di Sostegno (Sosteneus) und Alessio Falconieri (als Septem fundatores Ord. Serv. BMV. 1888 kanonisiert, Fest 12. Februar). Diese fanden sich in einer Marienbruderschaft der Laudesi zusammen, vereinigten sich 1233 zu gemeinsamem Leben, wohnten seit 1234 als Einsiedler auf dem Monte Senario, nahmen Ostern 1240 ein schwarzes Ordenskleid und die Augustinerregel an und gewährten auch andern Aufnahme in ihre Gemeinschaft. Beeinflußt vom hl. Petrus Martyr von Verona OP, schrieb der 1. Generalprior Bonfilius nach den Konstitutionen der Dominikaner die Ordenssatzungen, die der 5. Generalprior, der hl. Philippus Benitius, neu bearbeitete. Die päpstliche Gutheißung vom 23.3.1256 bestätigte Benedikt XI. 1304 feierlich. Martin V. zählte die Serviten 1424 den Bettelorden zu.
Der Orden, der bald nach seiner Gründung zum beschaulichen Leben das tätige hinzu nahm, verbreitete sich rasch in Italien, Frankreich, Spanien und Deutschland (hier 30 Niederlassungen, alle durch die Reformation untergegangen). 1411 bildete sich die Reformkongregation der Observanten mit eigenem Generalvikar; sie vereinigte sich 1570 wieder mit dem Orden. 1594 entstanden durch Berhardin Ricciolini innerhalb des Ordensverbandes die barfüßigen Einsiedler-Serviten von Monte Senario, die 1778 aufgehoben wurden. 1614 gründete Erzherzogin Anna Katharina von Gonzaga, Witwe Erzherzog Ferdinands II. von Österreich, ein Servitenkloster in Innsbruck und übergab es zunächst den Einsiedlern von Monte Senario. Von Innsbruck verbreiteten sich die Serviten über Tirol, Kärnten, Steiermark, Niederösterreich, Böhmen, Ungarn und Rheinland (Kreuzberg bei Bonn und Rheinbach). So entstand die deutsche Observanz mit eigenen Konstitutionen und eigenem Generalvikar; sie zählte 30 Klöster und 3 Provinzen, büßte aber durch Joseph II. und die Säkularisation etwa die Hälfte davon ein… 10 Mitglieder des Ordens wurden heilig, 14 selig gesprochen; eine große Zahl starb als Märtyrer. Auch für die theologische Wissenschaft und als Schriftsteller (M. Giani, M, Markel, C. Battini, B. Spörr, M. Moser, Kardinal A. H. Lépicier u.a.), für Seelsorge (die sel. Porrou und Tornielli u.a.) und Volksfrömmigkeit (Marienverehrung, besonders unter dem Titel der 7 Schmerzen) sowie für die Missionen (Afrika, Asien) haben die Serviten Bedeutendes geleistet.
Den zweiten Orden , die Servitinnen oder Dienerinnen Mariä, fügte nach 1280 Philippus Benitius (daher auch Filippini bzw. Philippinerinnen genannt) zu Todi an. Sie verbreiteten sich außerhalb Italiens namentlich in Deutschland und Flandern. Erzherzogin Anna Katharina gründete 1612 in Innsbruck ein Kloster für den Zweiten Orden sowie das Regelhaus für den regulären Dritten Orden (beide 1783 aufgehoben) und wurde selbst Serviten-Terziarin (vgl. B. Spörr, Ein verborgener Edelstein, 1895). Kurfürst Max Emmanuel von Bayern berief 1716 die Servitinnen nach München (Herzogspitalkirche). Sie führen nach der Augustiner-Regel und den Konstitutionen ihres Gründers in selbständigen Häusern mit strenger Klausur ein vorwiegend beschauliches Leben, sind z.T. Aber auch in der Mädchenerziehung tätig. Sie tragen schwarzen Habit mit schwarzem (die Laienschwestern mit weißem) Schleier. Der Orden zählt (1936) 11 Klöster, davon 6 in Italien, 1 in München (Ewige Anbetung seit 1721, Mädchen-Mittelschule und Paramenten-Stickerei) und 1 in Bognor bei London.
Dritter Orden: a) Die regulären Serviten-Terziarinnen, die auch Servitinnen und Dienerinnen Mariä, in Italien Mantellate heißen, gegründet von der hl. Juliana Falconieri um 1304 in Florenz. Sie kamen von Italien nach Deutschland, wo schon unter Philippus Benitius Niederlassungen in Köln, Linz a. Rh., Andernach usw. entstanden (durch die Säkularisation aufgehoben), nach dem übrigen Europa, Amerika und Afrika, übten besonders Kranken-, Armen- und Kinderpflege, Erziehung und Unterricht, auch Missionsarbeit. Es sind (1936) 20 Kongregationen mit ungefähr 300 Niederlassungen in Italien, Spanien, Frankreich, Belgien, England, Deutschland (Essen), Österreich, Ungarn, Tschechoslowakei, Albanien, Verein. Staaten, Kanada, Brasilien, Chile, Südafrika und Indien. –
b) Weltliche Terziaren kamen 1255 in Perugia auf, wurden 1424 päpstlich bestätigt, unter Leo XIII. neu gestaltet, 1925 mit reformierter Regel neuerlich von Rom approbiert. Sie tragen ein kleines, schwarzes Skapulier unter der Kleidung, beten täglich das kleine marianische Offizium oder den Rosenkranz von den 7 Schmerzen oder 12 Vaterunser. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. IX, 1937, Sp. 499 – Sp. 501