Die Statthalter Jesu Christi regieren die Welt
Das Pontifikat von Papst Gregor IX. (regierte von 1227 bis 1241)
Papst Innozenz III. hatte seinen Neffen, den Grafen Ugolino von Segnis, zum Kardinaldiakon geweiht. Später war derselbe Kardinal-Bischof von Ostia und Vorsteher der Basilika des heiligen Petrus geworden. Als Kardinal leistete dieser der Kirche und dem römischen Staat die wichtigsten Dienste. Im Auftrag der Päpste Innozenz und Honorius eilte er bald nach Unteritalien, bald an den Hof der deutschen Kaiser, bald nach Frankreich. Dieser Kardinal Ugolino zählte dreiundachtzig Lebensjahre, als er den heiligen Stuhl bestieg.
Zwar war der neue Papst bereits ein hochbetagter Greis, doch besaß er trotz seines Alters noch die Umsicht und Kraft des Mannes, verbunden mit dem Feuer und der Frische des Jünglings. Ein Geschichtsschreiber sagt: „In ihm verbanden sich das Feuer und die Frische der Jugend mit der Ruhe und Klugheit des Alters. Es schien, als hätte Innozenz III. sein Grab in Perugia verlassen und wäre wieder auf die Welt zurückgekehrt.“
Die Wahl von Gregor IX.
Am 19. März des Jahres 1227 empfing Kardinal Ugolino, einstimmig gewählt, unter dem Namen Gregor IX. die päpstliche Krone. (1)
(1) Gleich am Tag nach dem Tode Honorius III. wurde Hugolin (Hugo), Kardinalbischof von Ostia, auf den päpstlichen Stuhl erhoben und nahm den Namen Gregor IX. an. Auch dieses Mal geschah die Wahl durch Kompromiss, indem drei Kardinäle von den übrigen die Vollmacht erteilt wurde, den Papst zu bestimmen. Zuerst wurde der Kardinalbischof Konrad von Porto, aus dem deutschen Grafengeschlecht von Urach, in Aussicht genommen; da aber dieser sich entschieden weigerte, die Würde anzunehmen, wurde Hugolin mit allgemeiner Zustimmung als Papst gekrönt… Sein Lebensbeschreiber schildert ihn mit folgenden Worten:
„Schön von Gestalt und lieblichen Antlitzes, mit klarem Verstand und reinem Gedächtnis begabt, bewandert im kirchlichen und weltlichen Recht, an Beredsamkeit dem Cicero ähnlich, ein fleißiger Beobachter und Lehrer der Heiligen Schrift, ein Eiferer für Glauben, Tugend und Gerechtigkeit, ein Trost für die Bedürftigen, ein Förderer des Ordenslebens, ein Liebhaber der Keuschheit, ein Beispiel jeglicher Heiligkeit.“
Wie sehr Gregor sich schon als Kardinal um die Kirche verdient gemacht hatte und welch feste Stütze er dem Papst gewesen war, erhellt aus den Worten, die Honorius über ihn äußerte: „Ugolino ist ein Mann nach meinem Herzen, mächtig in Wort und Tat. Auf ihn kann ich mich stützen und überall verlassen.“
So hatte die göttliche Vorsehung den geeigneten Mann mit der Leitung der Kirche betraut zu einer Zeit, in welcher sie von einem der heftigsten Feinde bedrängt wurde. (Hamerle, S. 423 – S. 424)
Kaiser Friedrich II. sah die Wahl des Papstes nicht gerne
Nur Kaiser Friedrich II. sah diese Erhebung nicht sehr gerne; denn er konnte den erfahrenen charakterfesten Mann nicht täuschen, wie er es bei Honorius glücklich getan hatte. Friedrich hatte aber Gregor IX. bisher selbst hochgeehrt und ihn als einen Mann von tadellosem Ruf, reinem Lebenswandel, edler Frömmigkeit, Wissenschaft und großer Beredsamkeit bezeichnet.
Gleich nach seiner Erhebung auf den päpstlichen Stuhl erließ Papst Gregor mehrere Schreiben an alle Länder der Christenheit, um die Gläubigen zum Kreuzzug aufzufordern. Besonders drang er mit ernsten, liebevollen Worten in den Kaiser, das schon lange gemachte Gelübde endlich einmal zu erfüllen. Der Kaiser trat auch ohne Säumen im September des Jahres 1227 den Kreuzzug an und schiffte sich an der italienischen Küste ein. Die ganze Welt glaubte, es sei ihm jetzt ernst. Aber schon nach drei Tagen kehrte er wieder um, indem er sich krank stellte. Nun löste sich auch der mit so großen Opfern vorbereitete Kreuzzug wieder auf; die meisten traten die Heimreise an; nur wenige kamen nach Palästina.
Da traf den Kaiser am 29. September des gleichen Jahres der Bann des Papstes. Friedrich war nun auf einmal nicht mehr krank, sondern besaß Kraft genug, in Rom Aufruhr und Unruhen hervorzurufen, die den ehrwürdigen, greisen Papst zur Flucht zwang.
Friedrich II. verbündet sich mit den Mohammedanern
Da erschien ganz unerwartet aus Ägypten eine Gesandtschaft, durch die der Sultan Melik-Camel den Kaiser gegen seine Feinde um Hilfe bat. Im Bunde mit den Türken, die Christen zu bekämpfen, trug nun das weltliche Haupt der Christenheit keine Scheu. Beladen mit dem Fluch des Papstes trat Kaiser Friedrich den Kriegszug ins Morgenland im Sommer 1228 an. Weil auf ihm der Kirchenbann lastete, weigerten sich die Kreuzritter in Palästina, ihm zu gehorchen.
Dem christlichen Kaiser wäre es leicht gewesen, das Königreich Jerusalem in seinem früheren Glanz wieder herzustellen; aber er zog es vor, mit dem Papst zu streiten und ein Bündnis mit den Feinden des Kreuzes Jesu Christi einzugehen. Der Kaiser verpflichtete sich, innerhalb zehn Jahren die Türken nicht mehr zu bekriegen und den Sultan gegen die Christen zu verteidigen, wenn sie ihn angreifen würden. Dafür überließ ihm der Türke die Städte Jerusalem, Bethlehem, Nazareth, Sidon und Jaffa. (2)
(2) Hierauf befahl er allen Kreuzfahrern, alsbald das Heilige Land zu verlassen, denn er habe Waffenstillstand mit dem Sultan von Ägypten geschlossen; jeder, der noch länger verweilen würde, sollte körperlich gezüchtigt werden. Franziskaner und Dominikaner, welche den Mut fanden, wider ihn zu predigen, ließ er von den Kanzeln reißen und durch die Straßen peitschen.
Welch ein ehrendes Andenken er von seiner Persönlichkeit wie von seiner christlichen Gesinnung bei den Ungläubigen zurückließ, geht aus dem, Bericht hervor, den der Vorstand der Omar-Moschee an Sultan Kamel sandte:
„Der Kaiser war rot und kahl, seine Sehkraft schwach; wäre er ein Sklave gewesen, niemand hätte 200 Drachmen für ihn gegeben. Seine Rede zeigte, dass er selber an die Religion Christi nicht glaube; wenn er den Mund öffnete, geschah es nur, um darüber zu spotten. In der Moschee Omars fragte er, warum man Drahtgitter an den Fenstern angebracht habe, und als man ihm sagte, das sei geschehen, um die Moschee vor dem Schmutz der Sperlinge und anderer Vögel zu bewahren, so bemerkte er: ‚Ihr schützt euch vor den Sperlingen, dafür bekommt ihr jetzt die Schweine in die Stadt‘.“
Damit meinte er die Christen. Welch erhabene Idee von der christlichen Religion dieser Schutzherr der Christenheit den Mohammedanern beibringen musste, liegt auf der Hand. Ein arabischer Schriftsteller schildert ihn als Freigeist, anerkennt aber seine Kenntnisse; er berichtet auch, daß Friedrich dem Sultan die erste Meldung davon machte, als der heilige Ludwig sich zu einem Zug nach Ägypten rüstete.
Der geheuchelte Frieden des Kaisers Friedrich II.
Während Friedrich im Orient weilte, fiel sein Statthalter, Herzog von Spoleto, den er in Süditalien als Reichverweser zurückgelassen hatte, in das päpstliche Gebiet ein und hauste mit barbarischer Grausamkeit. Die Geistlichen, die treu zum Papst standen, ließ er verstümmeln, blenden, ans Kreuz schlagen. Jetzt griff Gregor zur Notwehr, rüstete ein Heer aus, mit dem er den Statthalter siegreich zurückdrängte. Als Friedrich von diesen Vorgängen Kunde erhielt, kehrte er zurück, vertrieb das päpstliche Heer und bedrohte den Kirchenstaat.
Da er aber befürchten musste, der energische Papst werde ein bedrohliche Verbindung der Anhänger der Kirche mit den Feinden des hohenstaufischen Hauses zustande bringen, ließ er sich in Unterhandlungen ein und schloss einen für die Kirche der Hauptsache nach günstigen Frieden zu St. Germano 1230. (Hamerle, S. 425 – S. 426)
Da Friedrich bei der Rückkehr aus dem heiligen Land im Juni des Jahres 1229 noch mit dem Bann belegt war, wurde er nicht mehr als Kaiser anerkannt. Neapel bildete ein eigenes Reich; die lombardischen Städte hatten wieder ihre Freiheit erlangt; Friedrichs Sohn, Heinrich, hatte sich zum König von Deutschland aufgeworfen.
In dieser schlimmen Lage verlegte sich der Kaiser, dem bisher keine Religion, kein Eid, kein Versprechen etwas galt, auf Heuchelei, bat den Papst um Befreiung vom Bann und erhielt sie auch. Im August des Jahres 1230 wurde zwischen dem Papst und Kaiser der Friede von St. Germano abgeschlossen. Friedrich versprach, sich der Kirche zu unterwerfen, die weggenommenen päpstlichen Gebiete und die den Klöstern und Kirchen entrissenen Güter wieder zurückzugeben, seinen Gegnern zu verzeihen und die vertriebenen Bischöfe wieder zurückzurufen. Eine Zeitlang herrschte so Friede zwischen dem Kaiser und Papst. Dadurch rettete Friedrich seine Krone; denn schnell besiegte der Kaiser die unruhigen Städte und stellte seine Macht wieder her. (3)
Die Empörung von Heinrich, dem Sohn Friedrich II., gegen seinen Vater
(3) Friedrich wollte Herr Italiens werden und zu dem Ende die Lombarden durch Beseitigung ihrer Freiheiten ganz unterwerfen. Da aber der Papst, als Schiedsrichter angerufen, einen den Lombarden günstigen Schiedsspruch abgab, wurde Friedrich sehr erbittert. Den Ausbruch des Krieges hinderte nur die Empörung Heinrichs, seines Sohnes. Friedrich hatte ihn, dem Papst zum Trotz, zum König von Deutschland wählen lassen. Er erntete jetzt den Lohn für seine Tücke. Heinrich hatte mit den Lombarden gegen den Vater ein Bündnis geschlossen; es handelte sich nur, auf welche Seite sich der Papst stellen werde. Hätte er die Partei Heinrichs ergriffen, so wäre Friedrich verloren gewesen.
Gregor jedoch, alle Kränkungen vergessend, trat für Friedrich ein, schrieb an die geistlichen und weltlichen Fürsten des Reiches, wie unanständig und schimpflich es sei, wenn der Sohn den Vater angreife, belegte Heinrich mit dem Bann und bestrafte die geistlichen Teilnehmer an der Empörung. So ward Heinrich bald von den Seinigen verlassen und musste sich ergeben, 1235. Friedrich hielt ihn in Unteritalien in strenger Haft, als er ihn später zu sich beschied, stürzte sich dieser, noch Schlimmeres befürchtend, am 12. Februar 1242 in einen Abgrund. Als der Kaiser den traurigen Tod seines Erstgeborenen erfuhr, war er tief erschüttert, er schrieb:
„Wir sind weder die Ersten noch die Letzten, welche von ungehorsamen Söhnen Nachteil erlitten und dennoch ihren Hingang beweinten.“ Nach der Unterwerfung seines Sohnes wollte Friedrich die Lombarden, die ihre Freiheiten mit Heldenmut verteidigten, seiner despotischen Willkür unterwerfen. Nachdem er sie bei Cortenuova 1237 besiegt hatte, wurde er noch rücksichtsloser, bedrückte die Kirchen und die Geistlichkeit, ließ viele Bistümer unbesetzt und zog das Einkommen derselben für sich ein.
In Sizilien gestattete er den Sarazenen, die er in großer Zahl um sich hatte und als Hilfstruppen verwendete, christliche Kirchen niederzureißen und aus dem Material Moscheen zu bauen. Als ein sarazenischer Fürst, ein Prinz aus Tunis, sich nach Rom flüchtete, um sich taufen zu lassen, fing ihn Friedrich auf, hielt ihn in Apulien zurück und wollte ihn nicht freigeben, unter dem Vorwand, der Prinz sei nur verführt und wolle nicht Christ werden.
Erneuter Bannspruch gegen Friedrich II.
Papst Gregor IX. belegt den deutschen Kaiser Friedrich II. mit dem Bann
Nach fruchtlosen Bitten und Drohungen sprach Gregor am Gründonnerstag 1239 neuerdings den Bann über Friedrich aus und enthüllte vor aller Welt dessen Gewalttätigkeiten, Grausamkeiten und ausschweifendes Leben. Dafür überschüttete dieser den greisen Papst mit Hohn und Schmähungen. (Hamerle, S. 426 – S. 427)
Der Kaiser antwortete damit, dass er erklärte, seine Macht stehe unabhängig da, er sei weder in weltlichen noch in geistlichen Dingen jemand eine Rechenschaft schuldig. Er schämte sich nicht, durch Verleumdungen das Ansehen des Papstes zu untergraben. Von seinen Anhängern ließ er die Nachricht verbreiten, dass Papst Gregor ein Beschützer der Irrlehre, das Haupt aller Ärgernisse, ein Vater der Lüge, ein gottloser Herodes sei. Diesen boshaften Lügen des Kaisers ließ Papst Gregor ein sehr entschiedenes Schreiben folgen.
Friedrich war über die Römer aufgebracht, weil sie den Papst nicht gehindert hatten, über ihn den Bann auszusprechen und zu verkünden. In Sizilien verhinderte er mit Gewalt die Verkündigung des Bannes. Auch fiel er mit einem Heer in den Kirchenstaat ein, eroberte mehrere Städte und suchte durch Bestechung und Versprechen die Untertanen gegen den Papst aufzuhetzen. Diese wurden aber durch einen feierlichen Bittgang und die Schilderung, welche der ehrwürdige Papst ihnen von den Bedrängnissen der Kirche durch Kaiser Friedrich machte, so ergriffen, dass sie beschlossen, gegen den Kaiser einen Kreuzzug zu unternehmen. (4)
Die Prozession in Rom
(4) Gregor, von allen Seiten bedrängt, verlor den Mut nicht. Obschon ihm in Rom selbst durch Friedrich viele Gegner erwuchsen und er daselbst nicht sicher war, zog er doch in großartiger Prozession, umgeben von den Kardinälen und der gesamten Geistlichkeit, unter Vortragung der Reliquien des heiligen Kreuzes und der Häupter der Apostelfürsten durch die Straßen der Stadt und sprach zu den Römern:
„Das sind die Reliquien, wegen derer eure Stadt verehrt wird; ich aber kann nicht mehr tun als ein anderer Mensch.“ Herauf legte er die Tiara auf die Reliquien: „Ihr Heiligen, verteidigt Rom, das die Römer verraten wollen.“ Durch diese Worte entflammte er die Römer derart, dass sie die Anhänger Friedrichs aus der Stadt vertrieben und dieser selbst keinen Angriff wagte, obschon er nur einen Tagmarsch entfernt war.
Dabei wuchs mit dem Widerstand nur seine Tyrannei und Grausamkeit. Er ließ gefangene Verteidiger des Papstes, namentlich Geistliche, verbrennen, anderen ein Kreuz auf die Stirn brennen und bedrohte jeden mit dem Tode, der den Bann verkünden würde. Aus seinem Reich vertrieb er die Franziskaner und Dominikaner und gestattete nur zweien in jedem Kloster den Aufenthalt. (Hamerle, ebd.)
Die Niederlage der Genuesen gegen die kaiserliche Flotte
Vorher hatte er beständig eine Kirchenversammlung verlangt, um sich rechtfertigen zu können. Als aber der Papst ihm zu Willen war und für Ostern des Jahres 1241 eine allgemeine Kirchenversammlung ausschrieb, verlegte Friedrich alle Wege über die Alpen, um die deutschen Bischöfe zu hindern, nach Rom zu reisen. Doch schreckten seine Drohungen die Bischöfe nicht ab und hinderten sie nicht, der Stimme des Papstes zu folgen. Allein es gelang einem Sohn des Kaisers im Mai desselben Jahres, sich mehrerer Schiffe zu bemächtigen, auf denen sich hundert französische höhere Geistliche und drei Kardinäle befanden. Sie wurden in die Gefangenschaft abgeführt, wo viele im Kerker starben. (6)
(6) Mit den Genuesen schloss Gregor einen Vertrag wegen sicherer und billiger Überfahrt. Die Genuesen rüsteten eine Flotte aus und erklärten, die Freiheit der Kirche und den christlichen Glauben nach Vermögen aufrecht zu erhalten, und keine Drohung werde sie hindern, christlichen Prälaten den verheißenen Schutz zu gewähren.
Leider wurde die genuesische Flotte nach hartnäckigem Kampf von der vereinigten Flotte des Kaisers und der Pisaner besiegt. Drei Schiffe wurden in den Grund gebohrt, 19 fielen in die Hände der Sieger, 4000 Genueser wurden gefangen, 2000, unter denen viele Priester waren, fanden in den Wellen den Tod. Unter den Gefangenen befanden sich über 100 Prälaten, die teils in die Schlösser Apuliens verwiesen, teils in Kerker geworfen wurden, in denen mehrere infolge der erlittenen Misshandlungen starben…
Trotz dieses Schlages verlor Gregor den Mut und das Vertrauen auf den schließlichen Sieg der guten Sache nicht. Seine Seelengröße begeisterte seine Bundesgenossen zu gleichem Kampfesmut, so daß die Genuesen nach jener furchtbaren Niederlage schreiben konnten:
„Eure Herrlichkeit wisse, dass die Bürger Genuas die wehen dieses Tages für nichts achten und unausgesetzt Tag und Nacht arbeiten und neue Schiffe bauen und ausrüsten, um unsere Brüder zu befreien.“ (Hamerle, S. 428)
Friedrich II. verweigert die Hilfe gegen die Mongolen
Frohlockend verkündete der gewissenlose Tyrann der Welt diesen Sieg und machte nun die größten Anstrengungen, Rom einzuschließen, den Papst selber zu ergreifen und ins Gefängnis zu werfen. Um diese Zeit fielen die Mongolen verheerend in Böhmen ein und näherten sich den deutschen Grenzen. Das kümmerte den Herrscher nicht, dem an Deutschland weniger lag als daran, den Papst zu demütigen, Italien zu verheeren und zu verwirren. (7)
(7) Friedrich II. hatte sich in die unglückselige Idee verrannt, Italien unter seine Botmäßigkeit zu bringen. Im Ringen nach diesem Ziel verwüstete er Italien und vernachlässigte Deutschland, obschon von daher wie aus Ungarn die flehentlichen Hilferufe an ihn ergingen zum Schutz vor den Mongolen, die das Abendland bedrohten und dem Herzog Heinrich von Polen und Schlesien, dem Sohn der hl. Hedwig, auf der Walstatt eine furchtbare Niederlage beibrachten. (Hamerle, ebd.)
Das sonstige Wirken von Gregor IX.
Bereits stand ein mächtiges Heer des Kaisers vor den Toren der Stadt Rom, da starb der fast hundertjährige Papst am 22. August des Jahres 1241.
Das Elend und der hoffnungslose Zustand der Kirche hatten die letzten Kräfte des Papstes verzehrt. In der Begeisterung für die Sache der Religion und des Rechtes stand er niemandem nach und übertraf an männlicher Entschlossenheit viele Päpste. Wenige Wochen vor seinem Tod hatte der heilige Vater noch geschrieben:
„Lasst euch durch die Trübsal der Gegenwart nicht betäuben; seid im Unglück nicht verzagt, im Glück nicht stolz; vertraut auf Gott und tragt seine Prüfungen in Geduld. Das Schifflein Petri wird zwar bisweilen durch Stürme fortgerissen und zwischen Felsen hindurchgetrieben, aber bald taucht es aus den schäumenden Wellen wieder auf und segelt unverletzt auf den ruhigen Meereswogen wieder weiter.“
Aus der sonstigen Wirksamkeit dieses Papstes ist besonders hervorzuheben seine Bemühung um die Wiedervereinigung der griechischen mit der lateinischen Kirche. Ferner hat dieser Papst mehrere Heiligsprechungen vorgenommen. Der erste von Papst Gregor Heiliggesprochene war Franziskus von Assisi, welcher ihm einst seine Erhebung auf den päpstlichen Stuhl vorhergesagt haben soll. Der Leib dieses heiligen Ordensstifters wurde im Jahr 1230 in die zu Assisi erbaute herrliche Kirche übertragen.
Anm.: U.a. auch die der Heiligen Dominikus, Antonius von Padua und der heiligen Elisabeth.
Unsterblich ist Gregor IX. durch die kirchliche Rechtssammlung, die sogenannte Dekretalen-Sammlung, die er durch den hl. Raimund von Pennafort veranstalten ließ.
Die Tyrannei des Kaisers lässt weitere Bosheiten erwarten
Kaiser Friedrich behielt beim Tode des Papstes die Kardinäle im Gefängnis und vereitelte so die Möglichkeit einer neuen Papstwahl. Erst nach langen Bitten ließ er sich bewegen, die Kardinäle auf freien Fuß zu setzen. Doch mussten sie eidlich versprechen, nach geschehener Wahl wieder in die Gefangenschaft zurückzukehren. (8)
(8) Französische Erzbischöfe baten in einem rührenden Schreiben um die Freilassung ihrer gefangenen Mitbrüder, sie baten vergeblich. Da schrieb Ludwig der Heilige: „Wir verlangen die sofortige Freilassung der französischen Bischöfe. Frankreich ist nicht so schwach, daß es sich eurer Fußtritte gefallen lässt.“ Diese energische Sprache hatte Erfolg, sie wurden also gleich in Freiheit gesetzt. (Hamerle, ebd.)
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 481 – S. 484
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, II. Band, 1907, S. 423 – S. 429
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