Heiligenkalender
23. Januar
Heiliger Raimund von Pennafort, Bekenner
Im Jahre 1175 ward zu Barcelona in Katalonien (Spanien) aus dem hochadeligen Geschlecht von Pennafort geboren der heiligen Raimund (Raymund), ein Mitstifter des Ordens der seligsten Jungfrau von der Erlösung der Gefangenen. Schon in Kindesjahren hatte er seine einzige Freude am Gebet und Lernen. Bereits als Jüngling hatte er solche Fortschritte in den Wissenschaften gemacht, daß er zu Bologna Lehrer des geistlichen und weltlichen Rechts wurde. Berengar, Bischof von Barcelona, welcher nach Bologna gereist war und sich von der Gelehrsamkeit Raimunds selbst überzeugt hatte, führte ihn wieder zurück in sein Vaterland, machte ihn anfangs zum Domherrn, alsdann zum Propst und bediente sich seines Rates in den wichtigsten Geschäften.
Im 47. Jahre seines Alters trat Raimund in den Orden des heiligen Dominikus, in welchem er sich wegen seiner Tugend eben so sehr, als zuvor wegen seiner Wissenschaft berühmt machte. Papst Gregor IX. berief ihn 1230 nach Rom und erwählte ihn zu seinem Beichtvater; dieses wichtige Amt versah der Heilige ebenso demütig wie gewissenhaft. Denn als er wahrnahm, daß täglich viele Arme in dem päpstlichen Palast erschienen, deren sich niemand annehmen wollte, gab er dem Papst zur Buße auf, sich mit größerer Sorgfalt um die Armen zu bekümmern und ihnen nach Kräften Hilfe zu spenden. Der Papst, der solches selbst erzählte, lobte Raimund deswegen, und schätzte ihn höher als zuvor. Zur Belohnung für so viele mühevolle Berufsarbeiten wollte er ihm das Erzbistum von Taragona erteilen; der heilige Mann aber schlug solches mit größter Beharrlichkeit aus und bat um seine Entlassung vom päpstlichen Hofe; denn die Ärzte rieten Raimund, sich in sein Vaterland zu begeben und die gesündere Luft zu genießen, um von einem gefährlichen Übel zu genesen, das ihn befallen hatte. So wanderte Raimund wieder nach der Heimat; hier widmete er sich mit neuem Eifer den Übungen des geistlichen Lebens als Dominikaner. Er schrieb verschiedene Unterweisungen zum Nutzen des Nächsten, dessen Heil er nach allen Kräften zu befördern suchte. Zur Stiftung des Ordens von der Erlösung der Gefangenen trug er sehr viel bei; er war eben wie der heilige Petrus Nolascus von der göttlichen Mutter in einer Erscheinung dazu ermahnt worden. Er setzte verschiedene Regeln auf für jene, die in demselben zu leben verlangten, legte das erste Ordenskleid dem heiligen Petrus an und ernannte ihn kraft der Vollmacht vom Papst zum ersten General desselben. Er selbst wurde im Jahre 1238 zum dritten General dieses Ordens erwählt, legte aber dieses Amt nach zwei Jahren wieder nieder und begab sich in seine klösterliche Ruhe zurück, welche in nichts anderem bestand, als im Gebet, in Verfassung erbaulicher Schriften und in frommen Werken. Von allen wurde er als ein Muster der geistlichen Vollkommenheit angesehen; insbesondere leuchteten an ihm hervor eine ganz wunderbare Demut, bereitwilliger Gehorsam, englische Keuschheit, willfährige Guttätigkeit gegen die Armen und kindliche Andacht gegen die jungfräuliche Mutter Maria.
Das bekannteste Wunder, das Gott durch ihn wirkte, um seine Lehren noch heilsamer zu machen, ist folgendes:
Jakob I., König von Aragonien, hatte den heiligen Raimund zum Beichtvater erwählt. Als er nach der Insel Majorca reiste, wollte er denselben in seiner Begleitung haben. Er nahm aber auch insgeheim eine Frauensperson mit sich, welcher er mit unreiner Liebe zugetan war. Raimund hatte schon zuvor den König wegen Entlassung derselben teils mit aller Ehrfurcht und Liebe, teils auch mit gebührendem Ernst und und Eifer ermahnt, und der König ihm versprochen, jene Person nicht mit sich zu nehmen, sondern zu entlassen. Sobald aber Raimund bei dessen Ankunft auf der Insel merkte, daß der König sein Versprechen nicht gehalten habe, ging er zu ihm und sprach mit unerschrockener Freimütigkeit: „Entweder müssen Eure Majestät diese Person vom Hof schaffen, oder ich werde gezwungen sein, wieder in mein Kloster nach Barcelona zurück zu kehren.“ Der König erzürnte und gab insgeheim Befehl, niemand solle Raimund in ein Schiff aufnehmen und nach Spanien zurück führen. Der heilige Mann, ohne von diesem Befehl zu wissen, ging an den Hafen, in der Absicht, auf einem Schiff, welches schon segelfertig war, nach Spanien zurück zu fahren. Doch niemand wollte ihn aufnehmen; man entschuldigte sich mit dem königlichen Verbot. Da begab sich der Heilige voll Vertrauen auf Gott auf einen Felsen, der weit in das Meer hinein sich erstreckte, breitete seinen Mantel auf das Wasser, ergriff seinen Stab, bezeichnete sich mit dem heiligen Kreuz und bestieg den Mantel, als wäre derselbe ein festes Schiff; er rief darauf den Ordensgenossen, den er mit sich genommen,, welcher aber den Mut nicht hatte, sondern an dem Ufer des Meeres voll Erstaunen stand und dieser wunderbaren Schifffahrt zusah. Raimund ließ sich durch dessen Furcht und Zaghaftigkeit nicht stören, sondern stellte seinen Stab in die Mitte des Mantels, zog den Vorderteil desselben gleichsam als Segel auf und fuhr zur größten Verwunderung aller Anwesenden fort; er gelangte auch glücklich und zwar innerhalb sechs Stunden nach Barcelona, obgleich die Insel Majorca 60 Meilen von Barcelona entfernt ist. Zu Barcelona stieg Raimund im Angesicht einer großen Menge Menschen an das Land, legte den Mantel, welcher ganz trocken war, wieder an und ging geraden Weges seinem Kloster zu. In diesem lebte er noch einige Zeit und starb in seinem 100. Lebensjahr am 6. Januar 1275. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 63 – S. 64
Bildquellen
- beata-vergine-maria-della-mercede: Wikimedia