Heiligenkalender
16. August
Heiliger Rochus Patron wider die Pest
Zu der kleinen Schar der Heiligen, deren Heldentugenden erst die christliche Nachwelt erkennt und durch Kirchen ehrt, die sie zu ihrem Andenken erbaut, durch Bruderschaften, die sie nach ihrem Namen nennt, und durch Bittgänge, die sie zu ihren Altären unternimmt, gehört der hl. Rochus.
Zu Montpellier im südlichen Frankreich 1295 geboren, war er das einzige Kind adeliger und sehr reicher Eltern, eine Gottesgabe, deren sie sich durch vieljähriges und insbrünstiges Gebet würdig gemacht hatten. Das Kind brachte ein rotes Kreuz auf der linken Brust mit auf die Welt, welches mit den Jahren größer und schöner wurde. Die frommen Eltern glaubten darin eine Vorbedeutung zu erkennen, daß ihr Sohn zu besonderer Vollkommenheit in der Nachfolge des Gekreuzigten berufen sei, und ließen ihm die sorgfältigste Erziehung angedeihen. Gott segnete ihr heiliges Bemühen mit ausgezeichnetem Erfolg. Als Rochus zwölf Jahre alt war, musste sich sein Vater schon nieder legen auf das Sterbebett, auf dem er zu seinem Sohn also sprach: „Mein Kind, ich fühle klar, daß für mich die Stunde des Todes gekommen ist: darum übergebe ich dir mein Testament, es ist folgendes: „Habe immerdar auf seinen Wegen Gott vor Augen; tue mit Gott und für Gott Alles, was du tust. Du erhältst von mir eine große Erbschaft an zeitlichen Gründen, lasse dich von ihrem Glanz nicht blenden und vergrabe dein Herz nicht in sie hinein, vielmehr erbarme dich der Armen und Notdürftigen; dann wird Gottes Segen mit dir sein.“ Diese Worte des sterbenden Vaters blieben dem braven Sohn unvergeßlich. Bald darauf starb auch die Mutter, und Rochus, noch nicht zwanzig Jahre alt, trat in den Besitz des ganzen beweglichen Vermögens, während sein Oheim die liegenden Güter verwaltete.
Mit der rühmlichsten Treue vollzog Rochus das Testament des seligen Vaters, spendete mit herzlichem Wohlwollen reiche Gaben den Kranken und Hilfsbedürftigen, aber so heimlich als möglich, um die Gabe vor dem Auge Gottes nicht zu entwerten. Nachdem der im vollsten Sinn des Wortes adelige Jüngling seine ganze Barschaft bis auf den letzten Heller ausgeteilt hatte, unternahm er eine Wallfahrt nach Rom. Als er in Florenz ankam, wo die Pest wütete und die Leute verzagten, meldete er sich im Spital als Krankenwärter. Der Verwalter schaute den schönen, fein gebildeten Pilger mit Verwunderung an und lobte sein hochherzige Nächstenliebe, verheimlichte ihm aber gar nicht, daß der Krankendienst jetzt in diesem Haus sehr beschwerlich, gefährlich und für einen so zarten Jüngling, wie er, nicht geeignet sei: er wage es nicht, ihn in das Haus des Jammers und des Todes aufzunehmen und so schwere Verantwortlichkeit auf sich zu laden. – Rochus beruhigte den Verwalter und erneuerte seine Bitte: „Sagt nicht die heilige Schrift, daß uns mit der Hilfe Gottes alles möglich ist, und daß uns dieselbe nie mangelt, wenn wir keine andere Absicht haben als die einzige, Ihm zu gefallen? Ich fürchte nicht Mühe noch Gefahr, ich suche die Krone des Lebens; gekrönt aber wird nur, wer redlich kämpft und auch des irdischen Lebens nicht schont; über dies wird ja der Lohn nur um so größer ausfallen, je schwerer die Arbeit ist.“ Solcher großer Opferwilligkeit gab der Verwalter nach und gewährte nun dem Bittenden den Eintritt.
Rochus pflegte die Kranken mit hl. Liebe an Leib und Seele, betete mit ihnen, machte ihnen das heilige Kreuz auf die Stirne, und Alle, die er so bezeichnete, wurden gesund. Die Geheilten rühmten laut ihren Retter, obwohl derselbe ihnen befohlen hatte, Gott zu danken, von ihm aber gänzlich zu schweigen. Als Rochus bemerkte, daß man ihn bewundere, flüchtete er sich nach Cesena, diente wieder den Pestkranken und pilgerte dann nach Rom, wo er zwei Jahre im Dienst der Pestkranken und in beständigem gebet um die Barmherzigkeit Gottes für diese Stadt zubrachte.
Nachdem dort die Gefahr vor der Seuche aufgehört hatte, begab sich Rochus nach Piacenza und pflegte wieder die Kranken mit übermenschlicher Anstrengung, bis er selbst von von der Pest ergriffen wurde.
Um niemanden beschwerlich zu fallen, schleppte er sich aus der Stadt hinaus in ein Wäldchen und empfahl sich in Gottes Schutz. Von brennendem Durst gequält, trank er frisches Wasser; sogleich sprangen die Pestbeulen auf, das Fieber nahm ab und allmähliche Besserung trat ein; aber wovon sollte er sich nähren?
In der Nähe wohnte in prächtigem Landhaus ein reicher Edelmann, Gotthard, der sich wegen der Pest aus der Stadt geflüchtet hatte. Dieser bemerkte öfters, daß sein Jagdhund ein großes Stück Brot vom Tisch nahm und damit fortlief; und da die Dienerschaft beteuerte, der Hund bekomme täglich wie früher sein Futter, es könne unmöglich aus Hunger geschehen, so ging er ihm einmal nach und sah mit Erstaunen, wie da gute Tier sein Brot dem kranken Rochus zutrug. Gotthard, gerührt und beschämt durch das Mitleid des Hundes, erbarmte sich des Verlassenen, verpflegte ihn sorgfältig bis zur vollen Genesung und fing selbst, durch dessen Belehrung und Fürbitte begnadigt, ein sehr strenges Bußleben an.
Rochus kehrte nun heim in seine Vaterstadt, wo er wegen seiner ärmlichen Kleidung als Landstreicher aufgegriffen und vom Richter, seinem Oheim, ins Gefängnis geworfen wurde. Rochus ertrug die Leiden des Kerkers fünf Jahre mit schweigender Geduld. Den Tod nahe, erlangte er die Gnade, daß ein Priester ihm die heiligen Sterbe-Sakramente erteilte, wobei ein wunderbarer Glanz von seinem Gesicht ausging und den Kerker taghell erleuchtete. Der Priester machte Anzeige von diesem Wunder und verlangte von der Behörde die Freilassung dieses Heiligen. Eine große Menge Volk eilte nach dem Gefängnis, sah noch den himmlischen Glanz, aber Rochus hatte sein der Nächstenliebe gewidmetes und durch Leiden geläutertes Leben schon geendigt im 32. Altersjahr. Ein Zettelchen, das neben der Leiche lag, und das rote Kreuz auf der Brust gaben Aufschluss über Namen und Herkunft des Toten; auch der Oheim erkannte ihn jetzt als seinen Neffen und ehrte ihn durch ein großartiges Leichenbegängnis. Das Volk verehrte ihn als Heiligen und verdankte ihm die Befreiung von der bald darauf eingebrochenen Pest. Auch die Stadt Konstanz wurde, als dort zur zeit des allgemeinen Konzils (1414) die Pest auftrat, durch die Fürbitte des hl. Rochus, zu dessen Ehre sie Bittgänge hielt, sogleich davon befreit.
Der hl. Rochus wird gewöhnlich abgebildet als Jüngling mit einem Pilgerstab in der Hand, einen Hund, der Brot im Maul trägt, an seiner Seite; oft auch mit einem Engel, der ihn von den Pestbeulen heilt. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 607 – S. 609
Kirchengebet zum hl. Rochus
Oh Gott, Du hast dem hl. Rochus durch einen Engel, der ihm ein Täfelchen brachte, das Versprechen gegeben, der, welcher ihn anrufe, solle nie von der Qual der Pest verletzt werden.
Wir bitten Dich, verleihe, daß wir, die wir ihn andächtig verehren, durch seine Verdienste und Fürbitte von der tödlichen Pest des Leibes und der Seele befreit werden durch Christum unseren Herrn. Amen!