Ohne Reue wird keine Sünde verziehen
1. (158) Das Allernotwendigste beim Sakrament der Buße ist die Reue.
Ohne Reue wird keine Sünde verziehen.
Gott hat schon im alten Bund durch den Propheten Ezechiel verkünden lassen: „So wahr ich lebe, … ich will nicht den Tod des Gottlosen, sondern daß sich der Gottlose von seinem Wege bekehre und daß er lebe.“ (Ezechiel 33, 11) Gott will nicht den Untergang, die Verdammnis des Gottlosen, des Sünders; er will dem Sünder verzeihen und ihn wieder das Leben der Gnade schenken. Aber zuvor muss sich der Sünder bekehren, das heißt, er muss sich von seinen Sünden abwenden und zu Gott zurück kehren. Wir wenden uns von unsern Sünden ab, wenn wir sie verabscheuen und hassen, wenn wir aufrichtig wünschen, sie nicht begangen zu haben, wenn uns ernstlich leid ist, daß wir gesündigt haben; das ist eben die Reue. – Auch Jesus lehrt uns im Gleichnis vom verlorenen Sohn, daß wir die Sünden bereuen müssen. Dem verlorenen Sohn hat es bitter leid getan, daß er den Vater verlassen hatte.
Die Kirche hat darum auf der allgemeinen Kirchenversammlung von Trient feierlich erklärt, daß zur Verzeihung der Sünden immer Reue notwendig gewesen ist und daß die Reue in einem Schmerz der Seele und einem Abscheu vor der Sünde besteht.
Schon unsere Vernunft sagt uns, daß der unendlich heilige Gott nicht einem Menschen seine Gnade schenken kann, der Gott den Rücken gekehrt hat und von ihm noch immer abgewendet bleibt.
2. Die Reue muss gewisse Eigenschaften haben.
Es ist noch keine Reue, ein Reuegebet herzusagen. Die Reue muss im herzen und im Willen sein. Es ist ganz gut, sich einer Reueformel zu bedienen; aber wir müssen darauf bedacht sein, daß uns die Worte des Reuegebetes von Herzen kommen.
Wir müssen wenigstens alle schweren Sünden bereuen, die wir begangen haben. Solange unser Herz noch an einer einzigen schweren Sünde hängt, haben wir uns noch nicht bekehrt und können keine Verzeihung erlangen.
Unsere Reue muss so groß sein, daß wir entschlossen sind, um keinen Preis wieder eine schwere Sünde zu begehen und eher zu sterben, als Gott wieder untreu zu werden. Nur das ist wahre Bekehrung.
Wenn ein Trinker seine Trunksucht bereut, weil sie ihn um Vermögen, Ehre und Gesundheit gebracht hat, so ist das noch keine Bekehrung zu Gott. Wir müssen unsere Sünden aus höheren, übernatürlichen Gründen bereuen, vor allem deswegen, weil wir durch die Sünden Gott beleidigt haben.
Wenn wir wahrhaft reumütig wie der verlorene Sohn zu Gott zurück kehren, wird Gott auch uns mit offenen Armen aufnehmen. In der Heiligen Schrift steht: „Ein zerknirschtes und gedemütigtes Herz wirst du, o Gott, nicht verachten.“ (Psalm 50, 19)
Wann haben wir über unsere Sünden Reue?
(159) Wir haben über unsere Sünden Reue, wenn und wahrhaft leid ist, daß wir Gott beleidigt haben.
Wieviel Sünden müssen wir bereuen?
(160) Wir müssen wenigstens alle schweren Sünden bereuen, die wir begangen haben.-
aus: Johann Ev. Pichler, Der Weg zum Leben, Katholisches Religionsbuch, 1919, S. 290 – S. 292
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