Die Lehre von den heiligsten Sakramenten
Konzil von Trient Das Sakrament der Buße
Vierzehnte Sitzung,
welche die vierte ist unter Papst Julius III.
gehalten am 25. November 1551
Obgleich die hochheilige allgemeine und allumfassende Versammlung zu Trient, im heiligen Geist rechtmäßig versammelt, unter dem Vorsitz der nämlichen Abgeordneten und Gesandten des heiligen apostolischen Stuhles, in dem Beschluss über die Rechtfertigung vielfach das Sakrament der Buße wegen der Verwandtschaft derGegenstände gleichsam notwendiger Weise besprochen hat, so ist doch die Menge der verschiedenen Irrtümer über dasselbe in diesem unsern Zeitalter so groß, dass es nicht wenig zum allgemeinen Nutzen beitragen wird, über dasselbe eine genauere und vollständigere Bestimmung zu geben, durch welche unter dem Beistand des heiligen Geistes nach Aufdeckung und Widerlegung aller Irrtümer die katholische Wahrheit klar und einleuchtend werde; und diese legt die heilige Versammlung jetzt allen Christen zur Beobachtung für alle Zeit dar.
Kap. 1 Über die Notwendigkeit und Einsetzung des Sakramentes der Buße
Wenn in allen Wiedergeborenen eine solche Dankbarkeit gegen Gott wäre, dass sie die durch seine Wohltat und Gnade in der Taufe erlangte Gerechtigkeit standhaft bewahren würden, so wäre es nicht nötig gewesen, dass zur Vergebung der Sünden ein anderes Sakrament als die Taufe eingesetzt worden wäre. Weil aber Gott, reich an Barmherzigkeit, unsere Gebrechlichkeit kannte, so hat er auch denen ein Mittel zum Leben mitgeteilt, welche sich später in die Dienstbarkeit der Sünde und in die Gewalt des Teufels hingegeben haben, nämlich das Sakrament der Buße, durch welches den Gefallenen nach der Taufe die Wohltat des Todes Christi zugewendet wird.
Wohl war die Buße allen Menschen, welche sich durch irgend eine Todsünde befleckten zur Erlangung der Gnade und Gerechtigkeit jederzeit notwendig, auch denen, welche durch das Sakrament der Taufe abgewaschen zu werden verlangten, um nach Ablegung und Besserung der Verkehrtheit eine so große Beleidigung Gottes mit Haß gegen die Sünde und mit frommem Schmerz der Seele zu verabscheuen.
Daher spricht der Prophet: „Bekehret euch und tuet Buße für alle eure Sünden, so wird die Sünde euch nicht zum Verderben.“ Ferner spricht der Herr: „Wenn ihr nicht Buße tuet, werdet ihr Alle zumal zu Grunde gehen.“ Und der Apostelfürst Petrus empfiehlt den Sündern, welche die Taufe empfangen wollten, die Buße mit den Worten: „Tuet Buße, und Jeder von euch lasse sich taufen.“ Ferner war die Buße weder vor der Ankunft Christi ein Sakrament, noch ist sie es nach seiner Ankunft für irgend Jemand vor der Taufe.
Der Herr aber hat das Sakrament der Buße hauptsächlich damals eingesetzt, als er von den Toten auferstanden seine Jünger anhauchte und sprach: „Empfanget den heiligen Geist; welchen ihr die Sünden erlassen werdet, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behalten werdet, denen sind sie behalten.“
Dass durch diese so erhabene Handlung und die so klaren Worte den Aposteln und deren rechtmäßigen Nachfolgern die Gewalt Sünden zu erlassen und zu behalten gegeben worden sei zur Wiederaussöhnung der nach der Taufe gefallenen Gläubigen, hat die Übereinstimmung aller Väter aller Zeit anerkannt, und die katholische Kirche hat die Novatianer, welche dereinst die Nachlassgewalt hartnäckig leugneten, mit vollem Grunde als Irrlehrer ausgestoßen und verurteilt. Darum bestätigt und billigt diese heilige Versammlung jenen vollkommen wahren Sinn obiger Worte des Herrn, und verwirft die neu erfundenen Auslegungen derer, welche jene Worte fälschlich auf die Gewalt, das Wort Gottes zu predigen und das Evangelium Christi zu verkünden gegen die Einsetzung dieses Sakramentes beziehen.
Kap. 2 Über den Unterschied zwischen dem Sakrament der Buße und dem der Taufe
Übrigens erhellt, dass dieses Sakrament sich in vielfacher Weise von der Taufe unterscheidet. Denn abgesehen dass Stoff und Form, worin das Wesen eines Sakramentes besteht, sehr weit verschieden sind, steht es gewiss fest, dass der Ausspender der Taufe nicht Richter sein müsse, da die Kirche über Niemanden das Richteramt übt, der nicht zuvor in dieselbe durch die Pforte der Taufe eingegangen. „Denn was soll ich, sagt der Apostel, über die, welche außen sind, richten?“
Anders ist es bezüglich der Hausgenossen des Glaubens, welche Christus der Herr durch das Bad der Taufe zu Gliedern seines Leibes einmal gemacht hat. Denn diese, welche nachher sich durch irgend ein Vergehen beflecken, wollte er nicht durch die nochmals wiederholte Taufe abwaschen lassen, da dieses in der katholischen Kirche auf keine Weise erlaubt ist, sondern dass sie sich vor diesem Richterstuhl als Schuldige stellen, damit sie durch Ausspruch der Priester nicht nur einmal, sondern so oft sie reuig über die begangenen Sünden dahin sich wenden, freigesprochen werden können. Überdies ist die Frucht der Taufe eine andere, und eine andere die Frucht der Buße.
Durch die Taufe nämlich ziehen wir Christus an und werden in ihm gänzlich zu einem neuen Geschöpf, indem wir volle und gänzliche Nachlassung aller Sünden erhalten; zu solcher Neuheit und Reinheit durch das Sakrament der Buße dagegen können wir durchaus nicht gelangen ohne viele Tränen und Beschwerden unsererseits, da die göttliche Gerechtigkeit dieses fordert, so dass mit Recht von den heiligen Vätern die Buße eine mühevolle Taufe genannt wurde. Dieses Sakrament der Buße aber ist den nach der Taufe Gefallenen zum Heile notwendig, gleich wie den noch nicht Wiedergeborenen die Taufe selber. –
aus: Beschlüsse und Glaubensregeln des hochheiligen allgemeinen Concils von Trient unter den Päpsten Paul III., Julius III. und Pius IV., 1865, S. 66 – S. 67
siehe auch den Beitrag: Allgemeines Konzil von Trient
sowie die Übersicht über den Verlauf des Konzils: Die Beschlüsse des Konzils von Trient
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