Was ist die Ursache des frühen Todes junger Leute?
1) Fraß und Völlerei; denn es kommen mehr durch Fraß und Völlerei, als durch das Schwert um, sagt der heilige Geist. (Sir. 37,34)
2) Unzucht
3) Zorn. „Einen Narren bringt der Zorn um.“ (Joh. 5,2) „Neid und Zorn verkürzen die Lebenstage.“ (Sir. 30,26) „Wenn ihr einander beißet und zernaget“, sagt der hl. Paulus, „so sehet zu, ob ihr einander nicht aufzehret.“ (Gal. 5,15) Von kränkenden Reden kommen junge Leute gewöhnlich in Streitigkeiten, zu gefährlichen Schlägereien, oder sogar zum Mord.
4) Ungehorsam. Man hat viele erschreckliche Beispiele, daß Gott ungehorsame Kinder frühzeitig und plötzlich von der Welt weggenommen hat, z. B. Absalon. Gott sagt nicht umsonst zu den Kindern: „Ehre Vater und Mutter, auf daß du lange lebest und es dir wohl ergehe auf Erden.“ (5. Mose 5,16) –
aus: Leonhard Goffine, Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 422
Franz von Sales: Betrachtung über den Tod
1) Bedenke die Ungewissheit deines Sterbetages. O meine Seele, du wirst einst diesen Leib verlassen. Doch wann? Wird dies im Winter, im Sommer oder zu einer anderen Jahreszeit geschehen? In der Stadt oder auf dem Land? Bei Tag oder bei Nacht? Plötzlich oder nach vorhergehenden Anzeichen? An einer Krankheit oder durch einen gewaltsamen Unfall? Wirst du Zeit und einen Priester haben, um beichten zu können oder nicht? – Ach, nichts von all diesem ist uns bekannt; wir wissen nur, daß wir sterben werden, und zwar gewiß früher, als wir vermuten.
2) Bedenke, daß die Welt dann für dich aufhören wird. Für dich wird es dann keine Welt mehr geben; vor deinen Augen wird sie untergehen. Ja, gewiß; denn in jenem Augenblick werden Vergnügungen, eitle Genüsse, törichte Freundschaften wie ein Schattenbild uns erscheinen, das vor unseren Blicken verschwindet. Ach, wirst du sagen, welcher Kleinigkeiten und welcher eingebildeter Güter wegen habe ich meinen Gott beleidigt! – Erkennen wirst du, daß du Gott für nichts verließest. Dagegen werden dir Gottseligkeit und gute Werke wünschenswert und liebenswürdig erscheinen, und du wirst, aber zu spät, sagen: Warum wandelte ich nicht diesen schönen und glücklichen Weg? Deine Sünden, die dir nur ganz klein erschienen, werden wie Berge sich türmen, und deine Gottseligkeit wird dir ganz unbedeutend erscheinen.
3) Bedenke das ewige und traurige Lebewohl, das deine Seele dieser Erde sagen wird. Ewigen Abschied wird sie nehmen von Reichtum und Eitelkeit, von Gesellschaften und Lüsten, von Freunden und Nachbarn, von Verwandten, Kindern, Gatten, von jedem Wesen,, und selbst von ihrem eigenen Leib, den sie blaß, ausgezehrt, entstellt, häßlich und in Verwesung zurück lassen wird.
4) Bedenke, wie sehr man sich beeilen wird, diesen Leib weg zu schaffen, um ihn in die Erde zu legen; und wenn dies geschehen, wird die Welt deiner kaum mehr sich erinnern, sie wird deiner so wenig gedenken, als du selbst anderer Verstorbenen gedachtest. Gott gebe ihm die ewige Ruhe! Wird es heißen, und damit ist alles abgetan. O Tod, wie unerbittlich und schonungslos bist du!
5) Bedenke, daß die Seele, wenn sie von dem Leib scheidet, ihren Weg geht, und zwar zur Rechten oder zur Linken. O meine Seele, welchen Weg wirst du nehmen? – Wahrlich keinen anderen, als den du schon in dieser Welt begonnen hast. –
Franz von Sales, Philothea I, 13, zitiert in: Leonhard Goffine, Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 422 – S. 423