Das Pontifikat von Papst Honorius III. (1216-1227)

Der Papst trägt das Kreuz Christi, von Christus glorreich empfangen; es zeigt das Leiden der Päpste und zugleich der Kirche

Die Statthalter Jesu Christi regieren die Welt

Das Pontifikat von Papst Honorius III. (regierte von 1216 bis 1227)

Nach Innozenz wurde die Aufgabe der Päpste noch schwieriger; denn sie wurden infolge ihrer Stellung in alle Streitigkeiten der weltlichen Fürsten hineingezogen, weil jeder Unterdrückte in Rom Hilfe suchte.

Die Wahl von Papst Honorius III.

Aus dem geht zur Genüge hervor, dass der Nachfolger Papst Innozenz III. ein dornenvolles Tagewerk fand. Auf den Schultern des obersten Hirten lag eine furchtbare Verantwortung.

Dennoch zeigte sich der römische Kardinalpriester Savelli an der Kirche St. Johann und Paul, den die Kardinäle am 18. Juli des Jahres 1216 unter dem Namen Honorius III. zum Nachfolger wählten, seines großen Vorgängers würdig. (*) Er war entschlossen, die Kirche auf der vorgezeichneten Bahn weiter zu führen, die Rechte des Papsttums zu schirmen. Er machte es sich zur Aufgabe, Zerwürfnisse durch Sanftmut zu heben und die alte Begeisterung für die Kreuzzüge wieder hervorzurufen, weil er darin ein Mittel sah, um die Christenheit zu einer gemeinsamen Tat zu vereinigen. Wenn er sein erhabenes Ziel nur zum Teil erreichte, so liegt die Ursache darin, daß er in Kaiser Friedrich II. einen verschlagenen Gegner fand.

(*) Schon am zweiten Tage nach dem Tode des großen Innozenz III. wurde der Kardinalpriester Cencius Savelli auf den päpstlichen Stuhl unter dem Namen Honorius III. erhoben. Die Wahl kam diesmal durch den sogenannten Kompromiss zustande. Die Kardinäle übertrugen nämlich den zwei Kardinalbischöfen von Ostia und Präneste die Vollmacht, einen Papst zu bestimmen. Diese bekleideten den Kardinal Cencius mit dem päpstlichen Mantel, alle stimmten bei und so war die Wahl vollzogen. Honorius stand bereits in hohem Alter, er stammte aus der altrömischen Familie der Savelli, verbrachte seine Jugend an der Schule vom Lateran, wurde vom Papst Cölestin III. zum Kardinaldiakon und Innozenz III. zum Kardinalpriester der Titelkirche der Heiligen Johann und Paul ernannt.

Als Kardinal hatte er das Amt eines Schatzmeisters der römischen Kirche zu verwalten. In dieser Eigenschaft fertigte er ein Verzeichnis ihrer Patrimonialgüter an, das wir noch besitzen. Nach seiner Wahl, die in Perugia stattfand, begab er sich nach Rom, wo er wie im Triumph aufgenommen wurde. Mit dem Glanz eines reinen Wandels verband er große Geschäftskenntnis, unerschöpfliche Milde und eine rührende Nachgiebigkeit, die leider Friedrich II. in wahrhaft bübischer Weise missbrauchte. (Hamerle, S. 419)

Die Sorge des Papstes um das Heilige Land

Seit langem war keinem Papst beim Einzug in Rom am 4. September des Jahres 1216 so viel Liebe und Ehre erwiesen worden, wie Honorius.

Er hatte besonders durch seine Herzensgüte und Tugend das Volk für sich gewonnen und sich vorgenommen, lieber mit Milde als mit Strenge zu regieren. Kaum war Honorius in Perugia gewählt, als er auch schon seine Blicke nach dem unglücklichen Morgenland wendete. Dort hatten die Kreuzfahrer statt Jerusalem zu erobern, Konstantinopel eingenommen und ein lateinisches Kaisertum gegründet, dann aber Krieger nach Palästina geschickt, um die Ritterorden der Templer und Johanniter im Kampf gegen die Mohammedaner zu unterstützen. Diese gemeinsamen Bemühungen reichten zwar aus, ein weiteres Vordringen des Feindes zu verhüten, aber es war unmöglich, das heilige Land wieder zu gewinnen.

Auch herrschte wenig Einmütigkeit unter den Kreuzfahrern. Die Ritter anerkannten die Oberhoheit des Königs von Jerusalem nicht. Venetianer und Genueser bekämpften sich offen im heiligen Land, während die Kreuzritter sich um die Person eines Anführers im Krieg stritten und die Kaiser in Konstantinopel nur an ihren Vorteil dachten.

Unter diesen Verhältnissen begann der fünfte Kreuzzug. Der Papst forderte die ganze Christenheit auf, alle Streitigkeiten ruhen zu lassen, um dem gelobten Land entweder durch Teilnahme am Kreuzzug oder durch Geldopfer zu Hilfe zu kommen.

Als Anführer trat König Andreas von Ungarn auf. Es gelang auch, den Sultan zu besiegen, der im nächsten Jahr, wahrscheinlich aus Gram über die Niederlage, starb.

Den Kreuzrittern fiel Jerusalem wieder in die Hände; wären sie nur ein wenig einig gewesen, so hätten sie die Türken ganz überwunden. Allein König Andreas kehrte, nachdem er sein Gelübde gelöst hatte, wieder nach Ungarn zurück; der Herzog von Österreich und der König von Jerusalem zogen zwar aus, um Ägypten zu erobern, allein auch sie waren uneinig. Der päpstliche Gesandte tat alles, um eine Versöhnung und Einigkeit unter ihnen herbeizuführen. Die Kreuzfahrer eroberten im November des Jahres 1219 die Stadt Damiette und marschierten nach Kairo, erlitten jedoch bald darauf eine Niederlage, so daß alle Vorteile wieder verloren gingen. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 477 – S. 479

Die Situation der Christen im Morgenland

Sein brennender Wunsch war, noch vor seinem Tode Jerusalem in den Händen der Christen zu sehen. Um das zu erreichen, ging er während seines ganzen Pontifikats in dem Bemühen auf, den vom letzten Laterankonzil beschlossenen großen Kreuzzug zustande zu bringen, der jedoch durch die planmäßige Heuchelei Friedrichs vereitelt wurde.

Gleich beim Beginn seiner Regierung forderte Honorius die Christenheit auf, mit Hintansetzung aller Fehden durch persönliche Teilnahme am Kampf oder durch Beisteuer dem Heiligen Land zu Hilfe zu kommen. Diesen Anstrengungen entsprach zum Schmerz des Papstes der Erfolg nicht. Nur König Andreas II. von Ungarn und Leopold VII. von Österreich, denen sich auch viele deutsche Heerführer anschlossen, traten den Zug ins Gelobte Land an; die Erfolge aber waren gering und gingen bald wieder verloren.

Ein anderes Heer von Kreuzfahrern aus Norddeutschland und Holland half den Portugiesen die Mauren besiegen, segelte hierauf nach Ägypten und eroberte die feste Stadt Damiette. Zu einem einheitlichen großen Kreuzzug kam es nicht.

Friedrich II. hatte schon 1215 das Kreuz genommen, schützte aber anfangs die Gefahr von Seiten des Gegenkaisers Otto IV. vor. Als ihn Honorius 1218 zur schleunigen Erfüllung seines Gelübdes aufforderte und ihm in ergreifenden Worten die bedrängte Lage der Christen im Orient schilderte, zeigte Friedrich eine solche Bereitwilligkeit, dass er selbst den Papst aufforderte, alle Fürsten und Prälaten, die das Kreuz genommen, zum baldigen Antritt des Zuges auf das Johannesfest (24. Juni 1219) unter Androhung des Bannes anzuhalten. Sollte Kreuzzug nicht zustande kommen, so würde es an der Nachlässigkeit des Papstes liegen. Der Papst kam allen Wünschen Friedrichs entgegen, musste aber den Anfang des Kreuzzuges auf den 21. März 1220 hinausschieben.

König Friedrich erlaubt sich, den Papst zu täuschen, um Kaiser zu werden

Mittlerweile erlaubte sich Friedrich eine andere Täuschung des Papstes. Er wusste es durch Preisgebung königlicher Rechte bei den deutschen Fürsten durchzusetzen, dass sein Sohn Heinrich, der bereits gekrönter König von Sizilien war, als König von Deutschland gewählt wurde, trotz der beschworenen Vereinbarung mit dem Papst, beide Kronen nicht auf einem Haupt zu vereinen.

Eine solche Vereinigung war eine beständige Gefahr für den Papst, der jeden Augenblick geknechtet werden konnte. Dem Papst täuschte er vor, die Wahl seines Sohnes Heinrich zum deutschen König sei gegen seinen Willen geschehen. Der Papst musste auf das Verlangen Friedrichs den Antritt des Kreuzzuges neuerdings hinausschieben. Friedrich erklärte, es sei für das Gelingen nötig oder vorteilhaft, dass er mit dem Ansehen eines gekrönten Kaisers den Kreuzzug antrete und versprach, nach der Kaiserkrönung ihn sofort zu unternehmen.

Der gutmütige Papst, dessen Wunsch und Hoffnung das Gelobte Land war, krönte ihn und seine Gemahlin Konstanze am 22. November 1220. Friedrich nahm nochmals das Kreuz aus den Händen des Kardinalbischofs Ugolino von Ostia und beschwor, im nächsten März Kriegshilfe nach dem Orient zu senden und im August selbst hinzuziehen.

Die Stadt Damiette fällt wieder in die Hände der Mohammedaner

Da Friedrich keine rechtzeitige Hilfe schickte, fiel Damiette (30 August 1221). Die Christen mussten die Stadt räumen, da sie in der beständigen Erwartung seiner Hilfe den Zeitpunkt zu einem erfolgreichen Schlag verpassten. Soviel Heldenblut war umsonst vergossen, so viele Menschenopfer waren umsonst gebracht, weil Friedrich wortbrüchig war. Honorius war auf das tiefste betrübt wegen der Opfer, die zwecklos gebracht worden waren, noch mehr über die Schmach, die der christliche Name erlitt. „Gegen uns schreit das gesamte Christenvolk“, schrieb Honorius an Friedrich, „und wirft uns den Untergang jenes Heeres vor, weil wir dich nicht zur Hilfeleistung angetrieben, und nicht ganz mit Unrecht ladet es uns die Schuld auf; von Jahr zu Jahr bewilligten wir dir den begehrten Aufschub.“

Friedrich entschuldigte sich mit den dringenden Bedürfnissen seiner Staaten, versprach wieder den Antritt der Kreuzfahrt und setzte den Aufbruch auf 1225 fest; es blieb wieder beim Versprechen.

Nachdem seine Gemahlin Konstanze 1222 gestorben, vermählte er sich mit Isabella, der Erbin des Königreiches Jerusalem, nannte sich auch seither König von Jerusalem, tat aber nichts fürs Heilige Land. Endlich schwor er auf die ernsten Drohungen des Papstes hin, den Kreuzzug 1227 zu unternehmen, widrigenfalls, erklärte Friedrich selbst, soll er dem Bann verfallen sein. Bis zum Jahr 1229, wo er ins Heilige Land abfuhr, hatte er zehnmal den verheißenen Kreuzzug verschoben. Immer mehr offenbarte er seinen heimtückischen, grausamen Charakter, seine Gemahlin klagte über Misshandlung, während er gleich einem Türken ein höchst ausschweifendes Leben führte.

König Friedrich sucht absichtlich einen Konflikt mit dem Papst

Dabei schien es, als ob Friedrich absichtlich die Gelegenheit eines Konfliktes mit dem Papst suche. Jahrelang besetzte er nämlich fünf Bischofssitze in Apulien nicht und eignete sich deren Einkünfte an. Als nun der Papst nach den Rechtsbestimmungen geeignete Männer für dieselben ernannte, verweigerte Friedrich deren Anerkennung, so daß ein sofortiger Streit auszubrechen drohte.

Noch eine andere schwierige Angelegenheit kam dazu. Friedrich kam infolge seines despotischen Charakters mit den lombardischen Städten ins Gedränge, die untereinander ein Bündnis schlossen zur Verteidigung ihrer Rechte gegen die kaiserlichen Eingriffe.

Da Friedrich sich zu schwach fühlte, um sie mit den Waffen zu bewältigen, verhängte er über sie die Acht. Die Lombarden kümmerten sich aber darum nicht im Geringsten. Jetzt klagte der Kaiser über sie beim Papst und verlangte dessen Entscheid. Friedrich brachte dadurch den Honorius in eine peinliche Lage. Sprach er den Bann über die Lombarden aus, so brach er mit seinen natürlichen Bundesgenossen und er stand dem tyrannischen Kaiser vereinzelt und hilflos gegenüber; kam er dem Ansinnen Friedrich nicht entgegen, so konnte dieser vor aller Welt klagen, der Papst begünstige die Empörer und er hatte einen passenden Vorwand, vom Kreuzzug abzustehen.

Die Heimtücke des Kaisers lässt es nicht unwahrscheinlich erscheinen, dass Friedrich absichtlich den Papst in diese Verlegenheit bringen wollte, um ihn dann um so sicherer knechten zu können. Der arglose Papst nahm die Vermittlung an und kam glücklich aus der Schlinge. Er legte beiden Teilen auf, allen Groll und üblen Willen zu unterdrücken, alle Beleidigungen zu vergessen, die Gefangenen herauszugeben; der Kaiser musste die Acht aufgeben und die Lombarden sich verpflichten, 400 Reiter auf ihre Kosten während zweier Jahre zum Kreuzzug zu stellen.

Nichtsdestoweniger suchte der Kaiser Anlass zu neuen Verwicklungen. Bevor jedoch der Streit zum vollen Ausbruch kam, sank Honorius ins Grab, 18. März 1227. Rührung und Wehmut ergreift uns, wenn wir sehen, wie vielen Beschwerden, Opfern und Kränkungen sich der ehrwürdige Greis elf Jahre lang für den Kreuzzug unterzieht und doch seinen heißesten Wunsch nicht erfüllt sieht.

Die oberhirtlichen Pflichten des Papstes

Über seine Bemühungen für einen Kreuzzug vergaß Honorius die oberhirtlichen Pflichten als Papst nicht. Den Grafen Petrus von Auxerre krönte er zum Kaiser der Lateiner in Konstantinopel. Des jugendlichen Königs Heinrich III. von England, der auf Johann ohne Land folgte, nahm sich Honorius mit aller Sorgfalt an und schützte mit Nachdruck dessen Recht auf den Thron. Als dieser aber später die beiden verwitweten Königinnen Berengaria und Isabella von England in ihren Rechten und Einkünften schmälerte, trat der Papst, an den sich die Unterdrückten als den gemeinsamen Vater und Beschützer der Witwen gewendet hatten, für sie ein und bedrohte den König, wenn er von seinem Unrecht nicht abließe. (**)

Das Pontifikat von Papst Honorius III. (1216-1227): Franz von Assisi predigt vor Honorius III.

Der hl. Franz von Assisi predigt vor Papst Honorius III.

(**) Er stiftete Frieden in England, sorgte für die Ausrottung der Irrlehre in Frankreich, wo die Albigenser noch Anhänger hatten, er bestätigte die beiden wichtigen Orden der Dominikaner und Franziskaner. Er war treu besorgt um die Ausbreitung des Christentums in Schweden, forderte im Jahr 1219 von den dortigen Bischöfen Berichte und erließ ausführliche Belehrungen über die Beobachtung der kirchlichen Gesetze.

Ebenso ermahnte er den Erzbischof Petrus von Lund in Dänemark, bei der Behandlung besonderer Vergehen Strenge und Milde anzuwenden. In Böhmen suchte der Papst die unberechtigten Ansprüche des Königs Ottokar gegen die Bischöfe zu verhindern und schickte zur Friedensvermittlung im Jahr 1220 den Erzbischof von Salzburg dorthin. In Ungarn nahm er den König Andreas II. in Schutz und gebot den Bischöfen, gegen die empörerischen Adeligen mit kirchlichen Strafen einzuschreiten. Ebenso erfolgreich waren mehrere Friedensverhandlungen des Papstes in Serbien, Livland, Kurland und Preußen.

Als großen Freund der Wissenschaften und ihrer Freiheit zeigte sich Papst Honorius in verschiedenen Briefen. Im Jahr 1217 forderte der vom Magistrat in Bologna in Italien die Aufhebung von Bestimmungen, welche die Freiheit der Studierenden beschränkten. Diese Mahnung wiederholte er noch im Jahr 1220 und 1224. (Stangl, S. 480-481)

Übrigens zeugen von seiner Tätigkeit für das Gemeinwohl der Kirche die zahlreichen Schriften, welche er hinterließ. –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, II. Band, 1907, S. 419 – S. 422

Bildquellen

  • 458px-Giotto_-_Legend_of_St_Francis_-_-17-_-_St_Francis_Preaching_before_Honorius_III: wikimedia
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