Papst Cölestin III. ein schwacher Papst (regierte von 1191-1198)
Er setzte dem jungen deutschen König Heinrich VI. und dessen Gemahlin Constanza am 15. April des Jahres 1191 die Kaiserkrone auf das Haupt und ließ ihn schwören, ein treuer Beschützer der heiligen Religion sein zu wollen. Wie hielt aber dieser seinen Schwur? Kaiser Heinrich ließ den Bischof von Lüttich ermorden und wütete gegen alle, die sich nicht vor ihm in den Staub warfen, mit unerhörter Grausamkeit. Den vom Kreuzzug heim kehrenden König Richard Löwenherz von England ließ er durch Herzog Leopold von Österreich gefangen nehmen. Vergebens waren die Bitten und Drohungen des Papstes. Der gefangene König wurde erst entlassen, nach dem er eine ungeheure Summe als Lösegeld gegeben hatte. Trotz der Vereinbarung mit dem Papst zog Kaiser Heinrich nach Unteritalien, um Sizilien zu erobern. Dort wurde aber sein Heer geschlagen und die Gemahlin des Kaisers von König Tankred gefangen genommen. Nur durch Vermittlung des Papstes erhielt diese wieder die Freiheit. Der sanftmütige Papst bemühte sich vergebens durch Bitten und Warnungen den Kaiser Heinrich von seinem Eroberungs-Plan abzubringen, doch dieser wollte nicht hören. Endlich konnte ihn der Papst bewegen, zu einem neuen Kreuzzug zu rüsten, aber da traf den unglückseligen Fürsten plötzlich den Tod am 28. Februar des Jahres 1197 zu Messina. So starb Heinrich in der Blüte seiner Jahre in einem fremden Land.
Der Papst ging selbst schon am 8. Januar des folgenden Jahres in einem Alter von 92 Jahren zur ewigen Ruhe ein. So hatte die göttliche Vorsehung in einer Zeit der höchsten Gefahr für die Kirche die zwei Häupter der Christenheit von der Welt abgerufen. Aber es war die Stunde gekommen, in der das Papsttum sich zum höchsten Glanz erheben sollte. Jener Mann, der berufen war, im Namen Jesu Christi die Welt zu beherrschen und fast alle Päpste an Tüchtigkeit zu übertreffen, war bereits alt und erfahren genug, um das schwerste Amt der Welt zu übernehmen und die Kirche Christi zu leiten. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 454 – S. 455
So schwach und nachgiebig sich Cölestin dem Kaiser Friedrich gegenüber zeigte, so bewies er doch apostolische Entschiedenheit, wo es sich um die Heiligkeit der Ehe auch gekrönten Häuptern gegenüber handelte. König Alfons IX. von Leon hatte sich mit einer portugiesischen Prinzessin, seiner Nichte Theresia, verbunden; Cölestin nötigte ihn, diese Verbindung aufzugeben. Er verhängte über beide den Kirchenbann und belegte das Land mit dem Interdikt. Nach längerer Weigerung mussten sie sich dem Urteil des Papstes fügen und sich trennen. Den zweiten Ehestreit hatte der Papst mit Philipp August II. von Frankreich. Dieser leichtsinnige Fürst hatte sich mit Ingeburg, einer dänischen Prinzessin vermählt. Bald danach wurde er derselben überdrüssig und wollte sich von ihr trennen. Als Grund der Trennung wurde Blutsverwandtschaft der Prinzessin mit der ersten Gemahlin des Königs vorgebracht und zu dem Ende ein betrüglicher Stammbaum angefertigt. Nachdem von feilen oder unwissenden geistlichen und weltlichen Herren der Stammbaum beschworen worden war, wurde in der Ratsversammlung die Ehe für nichtig erklärt. Als die arme Königin, weil der französische Sprache nicht mächtig, durch einen Dolmetscher den Verlauf der Verhandlung erfahren hatte, rief sie weinend aus: „Böses Frankreich, böses Frankreich! Rom, Rom!“ damit andeutend, daß sie als letzten Schutz gegen Unrecht an den Papst appelliere. Der König wollte sie nach Dänemark zurück schicken, da sie sich aber weigerte, wurde sie in ein Kloster gebracht, wo sie unter Gebet und Handarbeit in solcher Armut lebte, daß sie Kleider und Geräte verkaufen musste. Als der Papst den Hergang der Sache erfuhr, erklärte er die vorgenommene Ehescheidung für ungültig und schrieb zugleich an Philipp August, daß er das Urteil über die Eheschließung als ungültig aufgehoben habe, indem er ihn ermahnte, seine Gemahlin wieder zu sich zu nehmen und liebevoll zu behandeln. Da der König in seiner Leidenschaft gegen die ernsten Ermahnungen des Papstes taub blieb, wurde diese Angelegenheit erst unter dem nachfolgenden Papst endgültig gelöst… (siehe den Beitrag: Papst Innozenz III. und die verletzte Ehe)
Und nun sorgte Gottes allwaltende Vorsehung für einen gründlichen Rollenwechsel. An die Stelle des ehrwürdigen, milden Greises trat ein Mann in der Kraft der Jahre, Innozenz III., der wahrhaft die Welt beherrschte. Und an die Stelle des Bedrängers der Kirche sein Sohn, ein schwaches, unmündiges Kind, dessen großmütiger Beschützer und Verteidiger Innozenz als Nachfolger jenes Papstes wurde, dessen Güte Heinrich schmählich mißbraucht und dessen Rechte er rücksichtslos mit Füßen getreten hatte. So geht Gott durch die Geschichte! –
Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, II. Band, 1907, S. 404 – S. 405