Das Pontifikat von Papst Sixtus V. (1585-1590)

Der Papst trägt das Kreuz Christi, von Christus glorreich empfangen; es zeigt das Leiden der Päpste und zugleich der Kirche

Das Kreuz und der Halbmond

Papst Sixtus V. (regierte von 1585 bis 1590)

Das Gebet des sterbenden Gregors XIII. fand Erhörung in seinem Nachfolger, dem Kardinal von Montalto, der aus dem Konklave als Sixtus V. hervor ging. Er hieß Felix Peretti, war der Sohn eines armen Gärtners und wurde zu Grottamare 1520 geboren. Als Knabe musste er dem Vater in der Gartenpflege behilflich sein und, wie erzählt wird, auch die Schweine hüten. Ein Onkel, der Minorit in Montalto war, nahm sich des wißbegierigen Kleinen an. Ungemein fleißig studierte er; fehlte ihm das Licht, so las er bei der Lampe im Klostergang oder beim ewigen Licht in der Kirche. Als Priester war er ein berühmter Prediger. Er führte ein strenges Leben, wurde mit verschiedenen Ämtern ins einem Orden betraut und war unablässig an der Reform desselben tätig. Durch seine Predigten in Rom mit Pius V. bekannt, wurde er von diesem zum Bischof von S. Agatha, hierauf zum Erzbischof von Fermo und endlich 1570 zum Kardinal ernannt. Als solcher blieb er der gewissenhafte Mönch, der sich seiner niedrigen Herkunft nicht schämte.

Auf den Stuhl Petri erhoben, bewies er sich als strenger Fürst und großer Papst. Sofort räumte er mit dem Raubgesindel auf, welches Stadt und Land unsicher machte und verbot das Waffentragen. Für jeden eingelieferten Banditen wurde ein Kopfgeld gezahlt. Dieses mussten die Angehörigen des Banditen oder die zuständige Gemeinde erlegen. Im Laufe eines Jahres war Stadt und Land von dem Raubgesindel gesäubert. (*) Sixtus leistete Großes für die Hebung des Volkswohles. Er erweiterte die vatikanische Bibliothek, legte eine großartige Druckerei an, sammelte die seltensten Werke, unterstützte fürstlich die römische Universität. Brücken und Straßen wurden angelegt, die Peterskirche sah die Vollendung ihrer in der Welt einzigenKuppel. 22 Millien weit ließ er eine Wasserleitung nach Rom führen, die 28 Brunnen speiste.

Auf dem herrlichen Platz vor der Sankt Peterskirche ließ er den in Schutt begrabenen Obelisken aufrichten, der auf der Spitze das funkelnde Kreuz und die Inschrift: „Christus vincit, Christus regnat, Christus imperat“ trägt. Sixtus sorgte zugleich für die Armen und erbaute ein Hospital an der Sixtusbrücke für 2000 Personen. Er förderte den Ackerbau, indem er befahl, unfruchtbare Gegenden mit Maulbeerbäumen zu bepflanzen. Er ließ arbeiten an der Trockenlegung der pontinischen Sümpfe, sorgte, daß Wollwebereien und Seidenfabriken errichtet wurden; sparsam und einfach für sich, führte er strenge Ordnung im Haushalt ein; so war er imstande, gegen fünf Millionen Dukaten in den Staatsschatz der Engelsburg zu legen, um mit diesem Geld zu Zeiten der Bedrängnis der Kirche segensreich einzutreten.

So groß Sixtus als weltlicher Regent war, nicht minder groß bewährte er sich als Papst. Bei all seinen weltlichen Unternehmungen hatte er auch nichts anderes als das Wohl der Kirche, die Förderung des Reiches Gottes und das heil der Seelen im Auge. Er bestimmte die Zahl der Kardinäle auf 70, 6 Bischöfe, 50 Priester, 14 Diakonen. Zur besseren Verwaltung der weltlichen wie der geistlichen Angelegenheiten errichtete oder verbesserte er 15 Kongregationen – man würde sie heute Ministerien heißen – und bestimmte denselben genau ihren Geschäftskreis. Er forderte von den Bischöfen zu gewissen die Pilgerreise nach Rom und Berichterstattungen über den Stand ihrer Diözesen. Große Sorge bereitete ihm Frankreich, da Heinrich II. keine Leibeserben besaß und der nächste Thronerbe, Heinrich von Navarra, Hugenotte war. Philipp II. von Spanien drängte den Papst zum Krieg gegen Heinrich IV., als Heinrich III. 1589 von einem Fanatiker ermordet war. In großer Bedrängnis befand sich Sixtus; bleibt Heinrich IV. protestantisch, so droht die katholische Religion in Frankreich gänzlich zugrunde zu gehen; wird Philipp im Kampf Sieger, so gerät der Papst in traurige Abhängigkeit von Spanien. So stand Sixtus V. zwischen zwei Feuern. Da eine Aussicht auf Bekehrung des Königs Heinrich IV. vorhanden war, so blieb Sixtus zurückhaltend, trotzdem er die bittersten Vorwürfe von Seiten Spaniens zu erdulden hatte. Die Zukunft hat der Politik des Papstes recht gegeben. Hatte Sixtus Großes geleistet während dieser kurzen fünfjährigen Regierung, so trug er sich mit noch weit größeren Plänen. Einen energischen Krieg wollte er gegen die Türken unternehmen, Ägypten erobern, das Heilige Land gewinnen. Um wieder dem Handel den Weg über Italien zu verschaffen, nährte er das Projekt, den Suez-Kanal zu bauen. Endlich hoffte er, die Protestanten wieder in den Schoß der Kirche zurück zu führen. Unter solchen Entwürfen schied Sixtus, einer der größten Päpste der Neuzeit, am 27. August 1590 aus diesem Leben. –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, III. Band, 1907, S. 563 – S. 565

(*) Sixtus hatte als Kardinal hierin selbst schlimme Erfahrung gemacht, als er einmal nur mit Mühe dem Tod entging, während sein Neffe Francesco ermordet wurde.

Weitere Verdienste von Sixtus V. in seinem Pontifikat

Ein großes Verdienst erwarb sich der Papst besonders dadurch, daß er der sogenannten heiligen Stiege einen passenden Platz am Lateran anwies. Diese heilige Stiege stammt aus Jerusalem und stand zur Zeit Jesu Christi im Palast des Pilatus. Über sie wurde Jesus herab geführt, als er den Kreuzweg antrat. Die Blutspuren, womit der Heiland sie schmückte, sind noch sichtbar. Seit der Regierung des Papstes Sixtus V. ist sie eine beliebter Ort für die Andacht des gläubigen Volkes geworden. Die Römer und die Pilger aus fernen Ländern besuchen die heilige Stiege und verrichten auf derselben kniend ihre Andacht.

Zwei kunstvolle Säulen standen an zwei verödeten Plätzen. Sie waren Überreste aus der Kaiserzeit und errichtet, um die Siege der Kaiser Trajan und Antonin über die Feinde Roms zu verewigen. Papst Sixtus wies diesen Säulen eine christliche Bestimmung an, indem er auf dieselben die Bildnisse der heiligen Apostel Petrus und Paulus stellte.

Der Obelisk auf dem Petersplatz, der von Papst Sixtus V. wieder aufgerichtet wurde

Auch der berühmte Petersplatz in Rom verdankt unserm Papst eine seiner schönsten Zierden. Der heidnische Kaiser Nero ließ nämlich eine herrliche Steinsäule aus Ägypten in seiner Rennbahn am vatikanischen Hügel errichten. Diese Säule ließ der Papst auf den großen Platz vor der Peterskirche stellen, wo sie sich noch heute befindet. Die Spitze der Säule schmückt ein schwarzes, eisernes Kreuz und in diesem ruht ein kleiner Teil vom wahren Kreuz Jesu Christi. Damit ist angezeigt, daß das Christentum den Sieg über das Heidentum errungen hat.

Die auf Sixtus in der Regierung der Kirche folgenden fünf Päpste saßen mitsammen nur fünfzehn Jahre auf dem Heiligen Stuhl. Unter ihnen vollzog sich ein schweres Gottesgericht in England. Wir wissen aus einem früheren Abschnitt, wie die Königin Elisabeth gegen den Katholiken unmenschlich verfahren ist. Es ist uns eine Genugtuung, zu erfahren, daß sie schon auf Erden nicht ungestraft blieb.

Papst Sixtus hatte die Strafe der Ausschließung aus der katholischen Kirche über Elisabeth ausgesprochen. Das verblendete Weib spottete aber darüber und ließ sich von ihren Untertanen „unfehlbare“ Königin nennen. Doch unerwartet nahte die Stunde ihres Todes. Auf seidene Polster gebettet, mit Gold und Silber geschmückt, wollte sie den Tod erwarten. Aber da erwachte das Gewissen. Die Ströme unschuldigen Blutes, die sie vergossen, traten vor ihre Seele. Schreckliche Bilder beunruhigten sie und ein langer Todeskampf, den sie so vielen Katholiken bereitet hatte, marterte sie. Endlich hauchte sie am 24. März des Jahres 1603 ihre Seele aus, um von Gott die Strafe für ihre Grausamkeiten zu erhalten.
Noch pochte die grausame Königin auf ihre Gesundheit und königliche Macht, als der Kardinal Johann Castagna den heiligen Stuhl als Urban VII. bestieg. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 640 – S. 643

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