Heiliger Papst Gelasius I. (regierte von 492-496)
Sorgsamer Wächter für die Reinheit des Glaubens
Die Geschichte preist diesen Papst als einen Heiligen, als einen großen Gelehrten, als einen sorgsamen Wächter über die Reinheit des Glaubens, als einen ernsten Eiferer für Zucht und Frömmigkeit, als einen Vater der Armen. Der gelehrte Dionysius Exiguus, der um jene Zeit seinen Aufenthalt in Rom nahm, schreibt über diesen Papst: „Eine heilige Gesinnung lebte in ihm. Er ging auf in Gebet, Lesen und Studium. Abtötung und Fasten zog er den Genüssen vor, den Stolz besiegte er durch Demut und steht unter den Heiligen groß da.“ – Seine Gelehrsamkeit bekundete er in den zahlreichen Werken, die er verfaßte. Er war einer der fruchtbarsten Schriftsteller unter den Päpsten, die bis dahin regiert hatten. Leider ist der größte Teil seiner Schriften verloren gegangen, aber die noch vorhandenen legen lautes Zeugnis von seiner Gelehrsamkeit und Geistesschärfe ab. –
Als Wächter für die Reinheit des Glaubens führte er unentwegt den Kampf gegen die schismatischen Bischöfe des Orients fort. Im Bewusstsein der von Gott durch Petrus dem Träger des Papsttums verliehenen lehramtlichen Unfehlbarkeit schreibt er:
„Der Apostolische Stuhl wird durch keine Makel unwahrer Lehre, durch keine Ansteckung des Irrtums je verunstaltet; denn wenn solches bei uns geschähe, was nach unserer zuversichtlichen Hoffnung nie eintritt, welchem fremden Irrtum sollten wir dann noch zu widerstehen wagen, woher sollten wir die Zurechtweisung anderer Irrenden erwarten?“
Von seinem apostolischen Freimut wie auch von dem tiefen Bewusstsein, seines verantwortungsvollen Amtes geben die Worte Zeugnis, die Gelasius in einem Schreiben an Kaiser Anastasius richtete.
„Zwei Dinge sind es vor allem, durch welche diese Welt regiert und geleitet wird: die Autorität der Päpste und die königliche Macht; aber die Aufgabe der Priester ist um so schwerer, als sie am Tage des jüngsten Gerichtes selbst über die Seelen der Könige Gott Rechenschaft ablegen müssen. Du weißt wohl, daß Du, obgleich Dich Deine Würde an die Spitze des menschlichen Geschlechtes stellt, in den göttlichen Dingen Dein Haupt beugen musst vor den römischen Hohenpriestern. In allem, was sie betrifft, sollst Du ihnen untertan sein und sie nicht lenken wollen. In diesen Dingen bist Du von ihren Entscheidungen abhängig und hast nicht das Recht, sie nach Deinem Willen zu leiten.“ –
Um die Heiligen Schriften von der Beimischung unechter sicher zu stellen, erneuerte er auf dem im Jahre 496 abgehaltenen Konzil zu Rom das unter Papst Damasus aufgestellte Verzeichnis der Heiligen Bücher, die in derselben Ordnung namhaft gemacht wurden, in der wir sie jetzt besitzen. Da sich die Manichäer immer wieder in Rom einzunisten suchten, fahndete er nach ihren ketzerischen Schriften.
Noch immer hatten sich mancherlei Überbleibsel des Heidentums erhalten. So fanden in Rom im Monat Februar sittenlose Umzüge als Reste eines heidnischen Festes statt. Um diesen Unfug zu verdrängen, setzte der heilige Gelasius das Fest Mariä Reinigung (Lichtmess) ein. –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, I. Band, 1907, S. 170-171
Viele fremde Volksstämme hatte die große Völkerwanderung nach Italien geführt. Der Hirt auf dem Stuhle des heiligen Petrus forderte darum die Bischöfe mit allem Ernst zur Wachsamkeit auf. So war ein italienischer Bischof öffentlich als Verteidiger der Irrlehre des Pelagius aufgetreten und hatte sogar einen Priester, der ihm hierin widersprach, mit dem Bann belegt. Papst Gelasius erließ ein strenges Schreiben mit ausführlicher Belehrung an diesen und andere saumselige Bischöfe. Auch an einen anderen Bischof richtete der Papst die Aufforderung, gegen die Pelagianer einzuschreiten; da dieser Bischof die Namen derjenigen wissen wollte, die ihn wegen seiner Nachlässigkeit in Rom angezeigt hatten, erklärte ihm der Papst:
„Die Namen sind gleichgültig, der Papst hat über die ganze Kirche zu wachen und muss auf die Beseitigung der Irrtümer dringen.“ –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 138