Wunderbarer Beistand für Klemens XIV. durch den heiligen Alphons von Liguori
Der heilige Alphons war ein großer Freund der Jesuiten. Er wußte und war überzeugt, daß diese frommen Väter von der Vorsehung Gottes besonders bestimmt waren, um den eindringenden Irrtum und Unglauben zu besiegen, den heiligen Glauben zu verteidigen, die Feinde der katholischen Kirche zu bekämpfen und ein neues, christliches Leben unter den Katholiken anzubahnen. Mit inniger Liebe war Alphonsus diesen heiligen Vätern zugetan, um so größer war daher sein Schmerz, als er hörte, daß der Papst Klemens XIV., gedrängt von den mächtigen Feinden der Jesuiten und zu schwach, ihrem Ansinnen zu widerstehen, den berühmten Orden der Gesellschaft Jesu aufhob am 22. Juli 1773. Er betete unaufhörlich für den Papst und ließ seine Mitbrüder für ihn beten, damit ihm Gott die Ruhe des Herzens wieder verleihe, die er nach Aufhebung der Jesuiten verloren hatte.
Gott ließ diese Unruhe und Angst über Papst Klemens kommen, um ihn für seine Schwäche und Nachgiebigkeit zu züchtigen; er erbarmte sich aber seiner in der Stunde des Todes und kam ihm durch seinen Diener Alphons wunderbar zu Hilfe.
Am Morgen des 21. September 1774, nachdem der heilige Alphonsus zu Arienzo, wo er damals residierte, die heilige Messe gelesen hatte, ruhte er in seinem Lehnstuhl. In tiefes Schweigen versunken, ohne alle Bewegung, ohne ein vernehmbares Wort des Gebetes auszusprechen, blieb er in diesem Zustand den ganzen Tag und die folgende Nacht. Während dieser ganzen Zeit nahm er keine Nahrung zu sich. Die Diener, welche ihn in dieser Stellung sahen, blieben an der Türe stehen und getrauten sich nicht einzutreten, und glaubten, er sei in Verzückung. Am Morgen des 22. September, gerade um die Stunde, da Papst Klemens XIV. gestorben war, klingelte Alphons, um anzuzeigen, daß er die heilige Messe lesen wolle. Auf dieses Zeichen liefen die Diener und alle Anwesenden des Hauses, sowie auch noch mehrere Fremde herbei. Verwundert fragte der Heilige, warum denn so viele kämen, und als man ihm antwortete, daß er seit 2 Tagen nichts gesprochen, noch ein Lebenszeichen von sich gegeben habe, erwiderte er: „Das ist wahr, aber ihr wißt nicht, daß ich dem Papst beistand, der soeben gestorben ist.“ Alle glaubten, es habe dem Heiligen geträumt; aber bald kam die Nachricht, daß der Papst Morgens 7 Uhr, also um die nämliche Stunde, die der Heilige angab, gestorben war. Der heilige Alphons war also im Geist gegenwärtig bei dem sterbenden Papst, für den er so viel gebetet, um ihm im letzten Kampf beizustehen. Erstaunlich ist dieses Wunder, aber Christus hat auch gesagt, daß diejenigen, welche glauben, noch größere Dinge verrichten werden als er selbst! –
aus: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Bd. 2, 1904, Sp. 1336 – Sp. 1337