Das Kreuz und der Halbmond
Das Pontifikat von Papst Klemens VIII. (regierte von 1592 bis 1605)
Geboren im Jahre 1535 zu Fano in der Nähe der Stadt Florenz, hatte er seine Studien in Rom, in Ferrara und Bologna gemacht. Während er noch studierte, war ein Bruder von ihm Kardinal geworden. Das veranlaßte ihn, nach Rom zu gehen. Bald erkannte Papst Sixtus V. seine Talente und schickte ihn als seinen Stellvertreter nach Spanien. Die Umsicht, womit er die ihm gewordenen Aufträge vollzog, erwarben ihm die Gunst des Papstes Sixtus V. In dem Grade, daß dieser ihn im Jahre 1585 zum Kardinal erhob. Als solcher musste er in das weit entlegene Polen gehen. Seine Frömmigkeit und Leutseligkeit erwarben ihm die Liebe der dortigen Bevölkerung, bei der er mit der größten Leichtigkeit die verwickelten Verhältnisse ordnete. In seinem 56. Lebensjahr bestieg er am 30. Januar des Jahres 1592 den Heiligen Stuhl. Der heilige Philippus Neri, sein treuer Freund, hatte ihm die päpstliche Würde voraus gesagt. (*)
Es gelang dem heiligen Vater, den protestantischen König Heinrich IV. von Frankreich mit der Kirche wieder auszusöhnen. Getreu den Grundsätzen seines Vorgängers sendete er einen Boten ab mit der Weisung, die Irrlehre in Frankreich zu unterdrücken, weil das Königreich gefährdet wurde. Auf dieses hin schickte der französische König zwei Gesandte nach Rom, um den Papst zu bitten, ihn wieder in den Schoß der heiligen Kirche aufzunehmen. Das geschah mit großer Feierlichkeit im Jahre 1595. Der König blieb dem wahren Glauben treu und begegnete dem heiligen Vater von nun an mit großer Liebe. Papst Klemens fand bald Gelegenheit, dem König Gutes zu tun, indem er im Jahre 1598 einen Frieden mit Spanien vermittelte. Zur größten Freude des Papstes erlangten die Jesuiten wieder Zutritt in Frankreich, indem König Heinrich IV. selbst als ihr Verteidiger auftrat.
Um diese Zeit wurde Klemens tief betrübt durch eine grausame Verfolgung, welche in Asien ausbrach. Das Christentum wuchs aber um so mehr in China, da der Jesuit Ricci, einer der gelehrtesten Männer, sich die Gunst der Kaiser zu erwerben wußte. Weniger gut gelang die Bekehrung der großen Inseln Japans, wohin der heilige Franz Xaver das Evangelium gebracht hatte. Wir wissen, daß von dort eine Gesandtschaft dreier Fürsten zu Papst Gregor XIII. kam, um ihm die Unterwerfung kund zu tun. Nun änderten sich die Verhältnisse; denn der neue Fürst Taiko-Sama wurde durch die indischen Priester, welche durch die Bekehrung des Volkes zum Christentum ihr Einkommen geschmälert sahen, gegen die Christen gehetzt. Man sagte ihm nämlich, daß ihn die Missionare vom Thron stoßen wollten. So brach die Verfolgung in diesem Land aus.
Im Dezember des Jahres 1596, im vierten Jahr der Regierung des Papstes Klemens VIII. erschien das Todesurteil, das unter andern sechs Franziskaner, drei Priester und drei Laienbrüder traf. Das Urteil wurde am 5. Februar des folgenden Jahres mit aller Grausamkeit vollzogen. Die Verfolgung hörte nach einiger Zeit wieder auf, als ein neuer Kaiser zur Regierung kam. Unter ihm machte der katholische Glaube in Japan neue Fortschritte. Aber auf einmal kamen Anhänger des Irrlehrers Calvin aus Holland nach Japan und verleiteten den Kaiser, die Katholiken wiederum grausam zu verfolgen. Die Priester und mit ihnen sehr viele Gläubige starben den Märtyrertod. Jede Erinnerung an das Christentum sollte vollständig vernichtet werden.
Damit kein Priester mehr in Japan landen könne, wurden in den Häfen Kreuze auf den Boden gelegt, auf die jeder, der aus dem Schiff stieg, mit den Füßen treten musste. Dies Maßregel wurde im ganzen Land angewendet, so daß auf diese Weise der katholische Glaube in Japan ganz erlosch.
Durch Jesuitenmissionare suchte Papst Klemens den Katholiken im heiligen Land, durch Benediktiner denen in England zu Hilfe zu kommen. Um die Katholiken in Schottland in ihrem Glauben zu erhalten, errichtete der Papst zu Rom ein eigenes Priesterseminar für schottische Jünglinge. Viele Kirchen und Kapellen Roms stattete der heilige Vater reichlich aus; dann baute er zwei Zufluchtshäuser für arme Jungfrauen und Witwen und ein Haus für arme und elternlose Knaben.
Seine Hochachtung für die Wissenschaft bezeugte Klemens, indem er die hervorragendsten und gelehrtesten Männer zu Kardinälen ernannte.
Der heilige Vater visitierte selbst alle Klöster, Kirchen, Krankenhäuser, Bruderschaften und Wohltätigkeits-Anstalten in Rom. Er erließ strenge Verordnungen gegen das Duell und gab heilsame Verordnungen für die Ordensleute. Im Jahre 1592 führte der Papst auch das 40stündige Gebet ein. Freudenreich und segensvoll wurde das Jubeljahr 1600 gefeiert, an dem wohl drei Millionen Pilger nach Rom kamen.
Erbaulich war das Privatleben dieses Papstes. Klemens stand sehr früh auf und verrichtete seine Andachten mit allem Eifer, las am Morgen die heilige Messe und ging dann an seine Arbeit. Jeden Mittag lud er zwölf Arme zu Tisch; jeden Abend beichtete er dem Kardinal Baronius. Alle Mittwoche fastete er und nahm Samstag nur Brot und Wasser und ein wenig Wein. Daher genießt Papst Klemens die Auszeichnung, selbst von dem protestantischen Geschichtsschreiber Ranke gelobt zu werden. Ein deutscher Schriftsteller aber schließt seine Schilderung der Lebensgeschichte unseres Papstes mit folgenden Worten: „Als die Protestanten sahen, wie der heilige Vater und die Kardinäle die Fremden aufnahmen, die Armen versorgten, ihnen Speise reichten, die Füße wuschen, für ihre Erholung sorgten, bekehrten sich viele von ihnen.“
Papst Klemens starb am 5. März des Jahres 1605 in einem Alter von siebzig Jahren und liegt in der Kirche von St. Maria Maggiore begraben. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 646 – S. 649
(*) Der vornehme Jüngling hatte in Rom eines Tages einen gewaltigen Angriff auf seine Unschuld zu bestehen, gleich einem ägyptischen Josef. Als er nach einem herrlichen Sieg über diese Anfechtungen dem hl. Philipp Neri begegnete, rief ihm dieser, von oben erleuchtet, die Worte zu: „Bravo, Gott sieht alles und er hat als Belohnung für diese Tat bestimmt, Euch auf Petri Stuhl zu erhöhen.“ … Philipp Neri und später Cäsar Baronius waren seine Beichtväter.
Gegen die Türken hatte Klemens dem Kaiser Rudolf II. wirksamste Hilfe geleistet und zur Befreiung Grans von den Osmanen wesentlich beigetragen.
Ein weiteres glückliches Ereignis während dieses Pontifikates war, daß viele ruthenische Bischöfe 1595 den Papst als Oberhaupt der ganzen Kirche anerkannten. Dadurch wurde die ruthenische Nation wieder mit der Kirche vereinigt. Der koptische Patriarch von Alexandrien schickte gleichfalls eine Gesandtschaft, um sich mit Rom zu vereinigen. –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, III. Band, 1907, S. 566 – S. 567