Heiligenkalender
3. Dezember
Heiliger Franz Xaver Jesuit und Missionar
An der Universität zu Paris machte um 1533 ein junger Edelmann – Franz – aus dem Schloß Xavier bei Pamplona als Professor der Philosophie großes Aufsehen durch den Reichtum seines Wissens, die Macht seiner Beredsamkeit und die Schönheit seiner Person. Der bereits eingeerntete Ruhm spornte seinen Ehrgeiz mächtig an, noch mehr Glanz und Beifall und noch höheren Rang zu erstreben. Gleichzeitig studierte zu Paris noch ein spanischer Edelmann – Ignatius – aus dem Schloß Loyola, in dessen Herz ein ganz anderer Ehrgeiz brannte, nämlich: mit allen Kräften nur die Ehre Gottes und das Heil der unsterblichen Seelen zu fördern und zu diesem Zweck einen Orden zu stiften. Dieser erkannte in dem gelehrten Franz Xaver ein auserlesenes Werkzeug für seinen Plan und sparte keine Mühe, Liebe und Verdemütigung, den stolzen Landsmann für Christus zu gewinnen. Xaver lachte und spottete über das aszetische Leben, die Demut und die Selbstentäußerung des Ignatius, aber dieser wurde nicht müde, mit erfinderischer Liebe immer wieder ihm die Worte Jesu ans Herz zu legen: „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber an seiner Seele Schaden leidet?“ bis endlich Franz der einwirkenden Gnade sich ergab und an Mariä Himmelfahrt 1534 mit ihm und noch fünf Altersgenossen das Gelübde tat, sein Leben der Bekehrung der Ungläubigen und dem Seelenheil der Gläubigen zu opfern. Xaver sagte seiner Lehrerstelle und seinen trauernden Schülern Lebewohl, studierte die Theologie und heiligte sich durch heroische Abtötung und Zerschneidung aller Bande, die ihn an die Welt gefesselt hatten.
Nach Vollendung der Studien reiste er zu Ignatius nach Rom und bereitete sich, zum Priester geweiht, vierzig Tage durch Gebet, Fasten und harte Bußwerke vor zu seiner Primiz. Während er dann an der St. Laurenz-Kirche in der Seelsorge mit bestem Erfolg tätig war, ersuchte König Johann III. von Portugal den hl. Ignatius um einige Ordensglieder für die Mission in Ostindien. Dieser konnte nur den Franz Xaver und einen Begleiter entbehren, die freudig zu diesem Opfer sich bereit erklärten.
Von Papst Paul III. gesegnet, wallfahrtete Xaver nach Loretto zur göttlichen Mutter Maria, die er mit feuriger Kindesliebe verehrte, und eilte über die Alpen nach Lissabon; auf der Reise kam er nahe am elterlichen Schloß vorbei, wo noch seine teure Mutter lebte, opferte aber die Freude des Besuches Gott auf mit dem herzlichen Gruß an die seinen: „Ich hoffe euch bald und auf ewig im Himmel zu sehen.“ In Portugals Hauptstadt wohnte er bis zur Abfahrt des Schiffes nicht im königlichen Palast, sondern im Spital, mit geistlichen und leiblichen Werken der Barmherzigkeit den Kranken und armen dienend.
Dreizehn Monate dauerte die Seefahrt nach Indien; mit ihm waren auf dem Schiff tausend Menschen, denen er während der ganzen Zeit mit der rührendsten Aufopferung Seelsorger, Prediger und Krankenwärter war; zugleich besorgte er für sich die Wäsche und Küche. Zu Goa gelandet, bat er um eine Zelle im Spital und bahnte sich den Weg zu den Herzen der Heiden dadurch, daß er zuerst die Ärgernisse der dort lebenden, ganz entarteten Christen beseitigte. Früh am Morgen brachte er den Kranken und Gefangenen Erquickung und Trost für Leib und Seele, durchwanderte dann die ganze Stadt mit einem Glöcklein in der Hand und lockte die Kinder und Neugierigen in die Kirche zum christlichen Unterricht, der gar bald köstliche Früchte trug. Durch die Kinder gewann er das Zutrauen der Erwachsenen, die Dankbarkeit der Eltern und das Achtung gebietende Ansehen, das ihm zur Hebung der öffentlichen Sittlichkeit so ersprießlich war. Groß war die Zahl der Sünder, die sich aufrichtig bekehrten und der Heiden, die sich taufen ließen. Hier errichtete er ein Seminar zur Heranbildung junger Mitarbeiter.
Dann begab er sich zu dem Volk der Paravas, welches vor Jahren schon die heilige Taufe empfangen hatte, aber aus Mangel an Unterricht wieder ins Heidentum zurück gesunken war. Bei seinem Erscheinen wirkte er an Kranken und toten mehrere Wunder, welche auf die Leute einen überwältigenden Eindruck machten; durch die Freundlichkeit seines Benehmens und die Herzlichkeit seines Unterrichtes gewann er Alle, so daß die evangelische Ernte eine erstaunlich große wurde. Für ihre Erhaltung und Fortbildung sorgte er dadurch, daß er Kirchen baute, den Gottesdienst ordnete und aus den Neubekehrten die fähigsten Männer mit der Erteilung des Unterrichtes beauftragte. Dann begab er sich nach Travancore, wo die Gnade Gottes so mächtig wirkte, daß er schon im ersten Monat zehntausend Heiden taufte und in kurzer Zeit fünfundvierzig Kirchen einweihen konnte.
Der Ruf von diesem Wundermann erfüllte bald ganz Indien; von allen Seiten wurde er eingeladen, und überall fand er freudige Aufnahme, weshalb er den hl.Ignatius um Sendung von Missionaren dringendst anflehte.
Auf der Insel Ternate hatte er eine sehr zahlreiche Gemeinde gegründet, als er die Nachricht erhielt, daß die Bewohner von Mora seinen Freund Simon, der sie zum Christentum bekehrt hatte, aus Haß gegen die Portugiesen ermordet und sich wieder dem Götzendienst zugewendet hätten. Sogleich entschloss sich Xaver, dahin zu gehen und diese Verirrten zu retten. Man riet ihm von seinem Vorhaben ab, weil dieses Land sehr ungesund, die Bewohner mordgierig und lüstern nach Menschenfleisch, die Hitze den Fremden verderblich sei… Er sprach lächelnd: „O wenn Gold, Diamanten und Perlen dort zu finden wären, würde man trotz aller Gefahren sie dennoch holen! Sollte ein Kaufmann mehr Mut haben, um vergängliche Schätze zu gewinnen, als ein christlicher Missionar, welcher weiß, daß dort unsterbliche Seele für den Himmel zu gewinnen sind? Wenn ich auch nur eine einzige Seele rette, so darf mich keine noch so große Gefahr davon abhalten.“ – Daß doch alle Eltern, Erzieher und Seelsorger so gesinnt wären!
Er ging hin, eroberte für Christus die zwei größten Städte mit mehr als fünfzigtausend Einwohnern, milderte ihre Sitten und Lebensweise und gründete einen hoffnungsvollen Wohlstand. Dann reiste er nach Goa, um die aus Europa angekommenen Missionare zu begrüßen und ihnen ihre Arbeit anzuweisen.
Statt von den Strapazen ein wenig auszuruhen bestieg er das Schiff eines heidnischen Seeräubers und segelte nach Japan im fernsten Osten der alten Welt. Er betrat das große Inselreich ohne Waffen, ohne Geld, ohne Kenntnis der Landessprache, ohne menschliche Hilfe, aber voll Vertrauen auf den Allmächtigen und begnadigt mit der Sprachengabe, so daß er ungehindert mit diesen verschiedenen Volksstämmen verkehren konnte. Die Predigt des Evangeliums war hier überaus mühsam und gefährlich, weil die Götzenpriester ihm sehr gehässig entgegen wirkten. Dennoch gelang es ihm, während zwei ein halb Jahren soviel des göttlichen Samens auszusäen und mit seinem Schweiß zu befruchten, daß sich nach seiner Abreise derselbe mächtig verzweigte und Japan nach dreißig Jahren schon bei 400000 eifrige Christen zählte.
Xaver hatte sich überzeugt, daß es für die Bekehrung der Japanesen von entscheidendem Einfluß wäre, wenn vorher die Chinesen, auf welche sie große Stücke hielten, sich zu Christus bekehren würden. Deshalb eilte er nach Goa, um sich für die so wichtige Mission nach China vorzubereiten. Menschen und Elemente legten seinem Eifer peinliche Hindernisse in den Weg; aber sein Mut und seine Wunderkraft drang vorwärts bis auf die Insel Sancian, von wo aus er China, das Land seiner Sehnsucht mit freiem Auge sehen konnte. Da erkrankte er an einem heftigen Fieber; in elender Hütte am Boden liegend, ohne Hilfe und Erquickung litt er frohen Mutes die Todesschmerzen und hauchte seine Seele aus, während himmlische Verklärung sein Angesicht umstrahlte, am 2. Dezember 1552 im 46. Altersjahr. Die heilige Leiche dieses großen Mannes, der an übernatürlichen Gnadengaben, Macht der Wunder und Zahl der Verdienste nur mit den ersten Aposteln verglichen werden kann, wurde in der Jesuitenkirche zu Goa beigesetzt. Paul V. hat ihn 1619 selig und Gregor XV. 1622 heilig gesprochen, und der heilige Verein zur Verbreitung des Glaubens verehrt ihn als Schutzpatron. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 903 – S. 905