Heilige Edeltrud Königin und Äbtissin

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

23. Juni

Die heilige Edeltrud Königin und Äbtissin

(Die Strafe der Sünde gemäß)

In dem siebenten Jahrhundert, wo Edeltrud geboren ward, bestand England aus verschiedenen Reichen, wie gegenwärtig Deutschland. Ihr Vater war selbst Fürst eines Teiles von England, Edeltrud daher von fürstlichem oder königlichem Geschlecht; aber glücklicher noch war sie in Betreff ihrer Abstammung dadurch, daß ihre Eltern höchst christlich waren in Gesinnung und Wandel; die Mutter Hereswyda wird selbst unter die Heiligen gezählt.

Edeltrud war schön an Leib und Seele, und viele Fürsten faßten eine Neigung zu ihr; besonders aber war der Fürst Tonbert von Liebe für die Jungfrau eingenommen und begehrte sie vom Vater zur Ehe. Dieser sagte zu; aber Edeltrud weigerte sich lange, weil sie den jungfräulichen Stand über Alles schätzte, und nur der Gehorsam gegen die Eltern brachte sie endlich zur Einwilligung. Sei es nun, daß sie es durch Zureden und Bitten von ihrem Gemahl erreichte, oder sei es, daß sie es schon vor der Hochzeit zur Bedingung machte – sie lebten mit einander nur wie Geschwister zusammen. Edeltrud ahmte auf diese Art die Mutter des Herrn nach, und bewahrte, obschon verehelicht, jungfräuliche Reinigkeit an Leib und Seele. Sie und ihr Ehegatte übten eine höhere Gemeinsamkeit, bis eines heiligen Lebens in Gebet und Almosen. Nach drei Jahren schon starb Tonbert. Edeltrud zog sich zurück auf die Insel Ely, wo sie hoffte, ungestört vom Treiben der Welt Gott dienen zu können. Sie verkehrte daselbst mit solchen, die auch sehr fromm waren: übte sich in den Werken der Gottseligkeit, im Wachen, Fasten, Gebet, Psalmensingen, und ihre Frömmigkeit und heilige Sehnsucht nach Gott wurde immer größer. Allein da sie auf solche Art mit einer Aufgabe zur Vollendung gekommen war, legte ihr Gott eine zweite, schwerere Arbeit auf.

Der König Egfried im nördlichen Teil von England war so sehr angezogen durch die ausgezeichneten Tugenden der hl. Edeltrud, daß er sich unaufhörlich alle Mühe gab und es endlich durch ihre Verwandte auch erreichte, Edeltrud zur Ehe zu bekommen. Aber auch bei dieser zweiten Ehe setzte Edeltrud ihr Verlangen durch – allerdings schwerer und mit mehr Widerspruch, als in der ersten Ehe – im jungfräulichen Stand zu bleiben; und zwar währte dieses Verhältnis zwölf Jahre lang. Der König musste selbst diesen Ernst der Frömmigkeit bewundern. Manchmal sah er, daß Edeltrud die Nacht ohne Schlaf und den Tag ohne Speise zubrachte, und Tag und nacht betete, und in Freud und Leid gleich treu und fest an Gott hielt.
Das Verlangen der Königin, ganz ungeteilt nur Christus zu leben, wurde immer größer. Deshalb bat sie den König oft und dringend, er möge ihr erlauben, die Welt zu verlassen und in ein Kloster zu gehen. Der König hörte dieses sehr ungern und wollte nichts von einer Trennung wissen. Allein Edeltrud ließ nicht nach mit Flehen und Weinen, bis der König endlich, überwunden durch diese Standhaftigkeit, wiewohl mit schwerem Herzen, seine Gemahlin entließ.

Zuerst ließ sich Edeltrud in dem Kloster Koldingham einkleiden, wo die hl. Edda, eine Verwandte ihres Gemahls, Äbtissin war. Ein späterer Geschichtsschreiber ihres Lebens sagt, es habe den König gereut, sie entlassen zu haben, und habe sie mit Gewalt aus dem Kloster wieder hinweg nehmen wollen; das sei die Veranlassung gewesen, daß Edeltrud das Kloster verlassen habe, um der Zudringlichkeit des Königs zu entgehen. Jedenfalls ist so viel sicher, daß Edeltrud nach einem Jahr, als sie genügend Klosterregeln und Einrichtungen kennen gelernt hatte, wieder auf die Insel Ely ging, daselbst ein Kloster stiftete und es übernahm, als Vorsteherin die Jungfrauen darin durch Wort und Beispiel zu Gott zu führen. Edeltrud trug von dieser Zeit an nie mehr Leinwand, sondern nur wollene Bekleidung; außer an hohen Festtagen oder sonst besonderen Umständen aß sie nur einmal am Tag; um Mitternacht wurden die Metten gehalten; wenn diese vorüber waren, blieb Edeltrud in der Kirche und betete bis zu Tagesanbruch.
Die Verehrung und das Vertrauen zu Edeltrud wurde so groß, daß viele Personen auch von hohem Rang der Welt entsagten, nach Ely kamen, um daselbst unter Leitung der hl. Äbtissin ein gottseliges Leben zu führen; und obschon hier eine sehr strenge Klosterzucht geführt wurde, unterwarfen sie sich gehorsam allen Regeln und der Ordnung, wie sie hier eingeführt war.

Serburga, die älteste Schwester der hl. Edeltrud, war früher verheiratet an den König Erkonbert. Als sie Witwe geworden, baute sie auch ein Kloster und trat mit ihrer Tochter Ermenild in dasselbe. Sie war hier Äbtissin; da aber das Kloster der hl. Edeltrud so sehr aufblühte, so entschloss sich Serburga, lieber zu gehorchen als zu befehlen, und als einfache Klosterfrau in Ely sich aufnehmen zu lassen. Als sie auf der Insel anlangte, nahm die Schwester mit Freudentränen die Schwester auf. In Gemeinsamkeit strebten sie nun, den Weg des Glaubens und der Gebote Gottes treu zu durchwandern und nahmen zu in allen Tugenden bis zum Ende ihres Lebens.

Von nun an, da die heilige Witwe und Jungfrau Edeltrud allmählich zur Höhe der Vollkommenheit gelangte, nahmen auch die Wunder zu, womit der Allmächtige der Welt ihre Verdienste gleichsam beurkundete. Sie bekam eine besondere Gewalt, Besessene von ihren bösen Geistern zu befreien; ja nicht nur wurde Manchen wunderbar geholfen, wenn sie sich an Edeltrud in deren Gegenwart wandten, sondern selbst auch, wenn sie ihren Namen in deren Entfernung anriefen.

Im Geist der Prophezeiung sagte Edeltrud auch die Pest voraus, woran sie selbst sterben werde, und die Zahl derjenigen im Kloster, die mit ihr diese Welt verlassen müssten. Sie offenbarte dieses vor Allen und ermahnte sie, mit desto größerem Eifer sich vor aller irdischen Neigung loszumachen und nach dem Himmlischen zu streben. Nicht lange nachher sind auch wirklich alle, die Edeltrud genannte hatte, im Herrn entschlafen, und zuletzt wurde sie selbst von einer tödlichen Krankheit ergriffen. Namentlich bekam sie Geschwulst und heftigen Schmerz am hals; dessen ungeachtet ließ sie von ihren gewohnten Gebetsübungen nicht ab und dankte Gott, der Alle züchtigt, die er lieb hat. Ja, sie hatte gleichsam eine besondere Freude an ihrem Halsübel, indem sie zu sagen pflegte: „Ich weiß ganz gewiß, daß ich verdientermaßen die Beschwerde der Krankheit am Hals trage, weil ich denselben als junges Mädchen mit dem überflüssigen Gewicht der Halsketten beschwert hatte. Denn das jugendliche Alter hat mich dazu verführt, meinen Hals mit Schmuck zu behängen; darum sage ich der göttlichen Güte Lob und Dank, daß nun da Schmerz hervor geht, wo ich eitlen Schimmer anzubringen pflegte. Und ich glaube, daß mich die höchste Güte deshalb mit Halsweh beschweren wollte, damit die Schuld meiner Eitelkeit gesühnt werde, indem mir nun statt Gold und Edelstein Geschwulst und Entzündung am Hals hängt.“

Mit diesen Worten hat Edeltrud die Wahrheit des alten Spruchs bestätigt: „Womit du gesündigt hast, daran wirst du gestraft.“ Wenn solches sogar bei der gottgeliebten Edeltrud wegen eines jugendlichen Fehlers geschah, um wieviel mehr bei schweren Sünden. Man kann es oft im Leben sehen, daß Gott den Menschen mit dem Gegenstand seiner Sünde straft, damit er und andere Leute deutlicher erkennen, was diese Heimsuchung will. Üppige, genußsüchtige Menschen fallen oft in große Armut, wo sie kaum die elendeste Nahrung haben; Eltern, welche ungerechter Weise eines ihrer Kinder den übrigen vorgezogen haben, erleben an ihrem Liebling oft den ärgsten Kummer und Schande; die sogenannte Lustseuche, wo man bei lebendigem Leib verfault,, ergreift gerade solche Menschen, die sich der Unzucht ergeben; wer dem Fluchen und Schwören ergeben ist, zieht sich zuweilen gerade das zu was er geflucht hat; wer Andern Böses wünscht, über den kommt zuweilen sein eigener böser Wunsch. Aber auch in der andern Welt wird es so gehen; denn was hier nicht gestraft wird, das nachzuholen ist die Ewigkeit lang genug. Der reiche Prasser, welcher den armen Lazarus nicht einmal einem Hund gleich achtete, bettelte jenseits um einen Tropfen Wasser bei Lazarus, und in der Nachfolge Christi heißt es: „Worin der Mensch mehr gesündigt hat, darin wird er schwerer gezüchtigt werden. Dort (in der andern Welt) werden die Faulen mit brennenden stacheln durchgebrannt, die Unmäßigen mit unendlichem Durst und Hunger gequält. Dort werden die Üppigen und Vergnügungs-Süchtigen mit brennendem Pech und stinkendem Schwefel übergossen, und wie wütende Hunde vor schmerz heulen. Kein Laster wird sein, das nicht seine eigentümliche Strafe hätte. Dort werden die Hoffärtigen mit jeder Beschämung erfüllt werden, und die Geizigen mit der äußersten Dürftigkeit bedrängt. Dort wird eine Stunde in der Strafe schwerer sein, als hier hundert Jahre in strengster Buße.“ Mögest du daraus zu rechter Zeit lernen, dich vor der Sünde zu hüten, weil jede Sünde ein Samenkorn von schweren Leiden ist, in die Zukunft gesät. Und wenn dich ein Leiden trifft, so besinne sich, ob es vielleicht nicht eine Strafe ist für alte Sünden, die du, aber Gott nicht, vergessen hast, und trage es im Geist der Buße.

Da die Krankheit der hl. Edeltrud immer schlimmer wurde, suchten die Ärzte zu helfen oder wenigstens die Heftigkeit der Schmerzen zu mildern. Einer derselben, Namens Kinnfried, riet, die Geschwulst am Hals aufzuschneiden, damit der Krankheitsstoff darin abfließe. Wirklich bekam Edeltrud dadurch einige Erleichterung, so daß man schon glaubte, sie werde am Leben erhalten bleiben. Allein Gottes Vorsehung wendete es anders; am dritten Tag kehrten die früheren Schmerzen wieder zurück und Edeltrud erklärte, daß jetzt ihre Stunde gekommen sei. Sie ließ alle Klosterfrauen noch einmal zusammen kommen und sprach zu ihnen, wovon ihr eigenes Herz voll war, Worte des ewigen Lebens; nachdem sie noch die hl. Sakramente empfangen und für das Kloster gebetet hatte, vertauschte sie Schmerz und Tod mit ewigem Heil und Leben.

Edeltrud wurde nach ihrem Verlangen ohne alle Auszeichnung in einem gewöhnlichen Sarg beerdigt. Als Äbtissin folgte ihr Serburga nach, ihre Schwester. Da aber manche Wunder am Grab der hl. Edeltrud geschahen, so glaubte die Äbtissin, es gezieme sich, die heiligen Überreste an einen würdigeren Ort, nämlich in die Kirche, überzusetzen. Da man aber hierfür einen steinernen Sarg verwenden wollte und auf der Insel keine größeren Steine zu finden sind, so sandte die Äbtissin, einen tauglichen sonst wo zu suchen. Man fand ohne langes Suchen bei einem verfallenen Ort einer nahen Insel unerklärlicher Weise einen schon fertigen Sarg samt Deckel von schönem weißem Marmor; mit Dank gegen Gott für den erwünschten Fund wurde der Sarg nach Ely gebracht. Als nun das Grab geöffnet wurde, fand man den Leib der Heiligen so unverändert, wie wenn sie erst an demselben Tag gestorben wäre, obschon seit ihrer Beerdigung schon sechzehn Jahre verlaufen waren. Der Arzt Kinnfried, welcher auch bei Erhebung des Leichnams zugegen war, bezeugte selbst diese wunderbare Erscheinung; er sagt, Edeltrud habe ausgesehen wie wenn sie nur schlafe, und die Wunde, welche er ihr selbst am Hals einige Tage vor ihrem Tode geschnitten habe, sei nur noch als geringe Narbe sichtbar gewesen. Selbst die die Bekleidung, worin man die Verstorbene zu Grab getragen hatte, war ganz unverdorben geblieben. Auf diese Weise blieb die heilige Jungfrau Edeltrud nach dem Tode unversehrt von der Verwesung, wie sie sich im Leben selbst während des Ehestandes unversehrt von sinnlicher Begierlichkeit gehalten hatte. –
aus: Alban Stolz, Legende oder der christliche Sternhimmel, Bd. 2 April bis Juni, 1872, S.428-333

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