Seliger Johannes Angelus von Mailand

Christus sitzt in der Mitte, Löwe und Stier zu seinen Füßen

Heiligenkalender

25. Oktober

Der selige Johannes Angelus von Mailand

Um das Jahr 1430 erhielt der Edelmann Protasius von Porri von Mailand einen Sohn, der in der heiligen Taufe den Namen Johannes Angelus „Engel“ erhielt. Schon in seiner Kindheit konnte man wahrnehmen, daß Johannes seinen Beinamen Angelus nicht umsonst trage; denn er zeigte ein englisches Gemüt. Kaum konnte er sprechen, so waren seine ersten Worte Jesus und Maria, die er auch immer wiederholte. Wenn er weinte, so konnte man ihn nicht besser stillen, als wenn man ihm das Bild der allerseligsten Jungfrau mit dem lieben Jesuskind verwies. Seine tugendhaften Eltern sparten keine Mühe, diese Keime eines frommen Gemütes in ihrem Kind zu pflegen und ihn mit Gotteshilfe auf den Weg der Tugend zu leiten. Hierzu bedienten sie sich eines der wirksamsten Mittel. Sie stellten ihm das heilige Leben der allerseligsten Jungfrau mit ihrem göttlichen Sohn vor Augen und mahnten ihn, dasselbe nachzuahmen. Johannes befolgte die Mahnung seiner Eltern und suchte diesem heiligen Vorbild immer ähnlicher zu werden. –

Er zog vor dem Geräusch der Welt sich zurück und verwendete alle seine Zeit auf Ausübung guter Werke und Erlernung der nötigen Wissenschaften. Geistliche Lesung, Besuch der Kirchen, Empfang der heiligen Sakramente und das Gebet waren seine Erholung. Dabei war er immer heiter, man sah den Frieden Gottes, der in seinem Herzen wohnte, auf seinem unschuldigen Antlitz, und wer mit ihm umging, musste sich von seiner Liebenswürdigkeit angezogen fühlen. Besonders zeichnete er sich durch engelgleiche Reinheit aus und glich hierin vollkommen seiner allerreinsten Mutter Maria.
Nachdem Johannes Angelus auf solche Weise schon in der Tugend fest gegründet war, betete er inbrünstig zu Gott um Erkenntnis, welchen Stand er in Zukunft wählen sollte. Nach kurzer Zeit fühlte er sich angeregt, die Welt zu verlassen, und in den Orden der Diener Mariens zu treten, wo er dem Drang seines Herzens, die Gottesmutter zu verehren und ihr nachzufolgen am besten genügen könne. Seine Eltern billigten seinen Schritt, und die Oberen des Ordens nahmen mit Freuden den wegen seiner Tugenden bekannten Jüngling in ihren Verein auf. –

Heilige Freude erfüllte sein Herz, als er beim Anfang seines Probejahres aus den Erklärungen der Ordensregel vernahm, daß er nun als ein Diener der Gottes-Mutter ihr heiliges Leben fortan zum Muster seines Wandels nehmen und durch immerwährende Betrachtung der Lehre des Lebens und Leidens Jesu Christi und der schmerzhaften Mutter ein tiefes Mitgefühl für diese Schmerzen rege halten und mit allem Fleiß und Eifer Jesu und Maria nachfolgen solle. –

Wie sehr er sich dies Alles zu herzen nahm, und wie sehr er durch Ausübungen der schönsten Tugenden in der Nachfolge Jesu und Mariä zunahm, ist daraus zu entnehmen, daß alle Ordensbrüder zu sagen pflegten, in ihm leuchte ein wahres Abbild des Lebens Jesu und Mariä hervor; daher sie ihn denn auch it größter Freude zur Ablegung der Gelübde zuließen. Zum Priester geweiht, befliss er sich besonders der Sanftmut und Demut. Er schlug jede Würde aus und erbat sich, um dem Lob der Menschen, die ihn wegen seines heiligen Lebens bei jeder Gelegenheit Ehre erwiesen, zu entgehen, in das bei Lodi einsam gelegene Kloster Cavacurta sich zurückziehen zu dürfen.

Hier fern von allem menschlichen Umgang, gab er sich ganz der Betrachtung himmlischer Dinge hin. Dabei ward er oft mit himmlischen Tröstungen und Verzückungen begnadigt; es würdigten sich auch Jesus und Maria ihn zu besuchen und die seligste Jungfrau legte ihm öfters in diesen Verzückungen ihr göttliches Kind in die Arme. Der Ort, wo dieses geschah, war ein verborgener Winkel im Garten, der mit Rosenhecken umzäunt war. Hier wurde er auf Befehl des Pater Generals von den Ordensbrüdern beobachtet. Einmal mitten im Winter sahen sie die Hecke, hinter welcher Johannes Angelus verborgen war, in der schönsten Blüte stehen mit herrlichen Rosen behangen, zugleich sahen sie den Seligen in der Luft schweben vom himmlischen Glanz umflossen. Als im Kloster dies wunderbare Ereignis bekannt wurde, da war Alles voll Hochachtung gegen den Diener Gottes.

Dieser aber, jede Ehre fliehend, begab sich ganz in die Einsamkeit des Berges Senari, wo einst die ersten Väter des Ordens ein so heiliges Leben führten. Nach zwanzig Jahren eines heiligen Lebens dort selbst musste er aus Gehorsam Novizenmeister und dann Prior des Klosters auf dem Berg Senari werden. Gott hatte ihn bereits mit der Gabe der Wunder begnadigt. Kranke und Presshafte aller Art fanden durch sein gebet Heilung. Der Zulauf der Unglücklichen mehrte sich von Tag zu Tag; der Ruf seiner Heiligkeit verbreitete sich allenthalben; man hieß ihn nur den heiligen Pater. Wer sich aber am Wenigsten über dieses Lob freute, war Johannes Angelus. Kaum war sein Priorat zu Ende, als er sich sogleich wieder auf den Berg Senari begab und dort sein altes Bußleben fortführte.

Im Alter von 70 Jahren ward ihm Mailand als der Ort seines Hinscheidens geoffenbart. Wirklich musste er sich aus Gehorsam dahin begeben. In aller Demut, angetan mit dem gröbsten geflickten Habit, zwei Bettelsäcke auf dem Rücken tragend, zog er dahin. Dort verlebte er, sich auf seinen Tod vorbereitend, in kindlicher Einfalt und den pünktlichsten Gehorsam seine Tage. Seine Herzenseinfalt belohnte Gott durch ein liebliches Wunder. Er pflückte eines Tages im Garten eine Weintraube; als er aber bald darauf bemerkte, daß seine Mitbrüder darüber ungehalten wären, begab er sich betend mit der Weintraube in der Hand zur Rebe zurück, hielt sie in kindlicher Einfalt an den Zweig, und siehe da, die Traube wuchs alsbald wieder an.

Endlich fühlte Johannes Angelus die Nähe seines Todes. Buße und Alter hatten ihn ganz entkräftet und auf’s Sterbelager geworfen. Nachdem er die heiligen Sterbesakramente empfangen hatte und die Brüder sein Lager umgaben, sagte er unter Anderem zu ihnen: „Liebet Maria, die liebreichste Mutter, von herzen, dient ihr treu, betrachtet gern ihre schmerzen und habt inniges Mitleiden mit ihr. Befleißet euch nach ihrem Beispiel der Demut und Reinheit und unterwerft mit vollkommener Selbstverleugnung euren Willen dem Oberen und ehrt in ihm die Person Jesu Christi und seiner göttlichen Mutter.“ Nach diesen Worten neigte er das Haupt und gab seinen Geist auf am 24. Oktober 1506 an einem Samstag. Bei seiner Seligsprechung im Jahr 1729 fand man seinen Leib noch ganz unverwest. –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Zweiter Teil, 1869, Sp. 2353 – Sp. 2356

Tags: Heilige

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